Herne. Immer mehr Menschen verlassen die katholischen Kirchen in Herne. Aber: Die Zahl der Taufen bleibt stabil. Die Jahresstatistik im Überblick.

Die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche ist auch in Herne im vergangenen Jahr wieder deutlich gestiegen. Das zeigen aktuelle Daten des Erzbistums Paderborn, das jetzt seine Jahresstatistik veröffentlicht hat. Aber nicht nur das ist interessant: Auch die Zahlen der Gesamtmitglieder, der Taufen, der Beerdigungen und der Firmungen sind aufgelistet. Eine Bestandsaufnahme der pastoralen Räume St. Christophorus in Wanne-Eickel und St. Dionysius in Herne:

In Herne hat sich die Zahl der Austritte im Vergleich zu 2021 mehr als verdoppelt – von 189 auf 392. Und auch in Wanne sehen die Zahlen nicht viel besser aus: Dort sind die Austrittszahlen von 119 auf 223 gestiegen. „Jeder Austritt schmerzt“, sagt Pfarrer Ludger Plümpe, Leiter der Pfarrei St. Christophorus. Die Zahlen zeigten: „Den Leuten sitzt etwas quer.“ Natürlich spiele der Missbrauchsskandal eine Rolle. Es seien oft die großen Themen, die wenig mit der lokalen Kirche vor Ort etwas zu tun hätten. Einige Kirchenmitglieder wollen mit ihrem Geld durch die Kirchensteuer ein solches System nicht unterstützen, so Plümpe.

„Den Leuten sitzt etwas quer“: Pfarrer Ludger Plümpe.
„Den Leuten sitzt etwas quer“: Pfarrer Ludger Plümpe. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Pfarrer: „Nicht alle befürworten den synodalen Weg“

Außerdem gebe es einige Menschen, die es nicht befürworteten, dass die katholische Kirche in eine neue Richtung gehe und Dinge offen kommuniziere und „Sachen besprochen werden, die besprochen werden müssen“, so Plümpe. Außerdem befürworteten nicht alle den synodalen Weg. „Ich hoffe sehr, dass sich dieser Trend nicht so fortsetzt.“ Seit Corona seien die Mitgliederzahlen noch einmal weiter gesunken. „Wir müssen uns neu aufstellen.“

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Eine Zahl, die in der Statistik von St. Christophorus auffällig ist: 2022 fanden keine Firmungen statt. Das sei normal, erklärt der Pfarrer, denn in Wanne-Eickel würden nur alle zwei Jahre Firmungen durchgeführt. Aber: Auch in diesem Jahr falle die Firmung aus. Es fehlten Mitarbeiter, so Plümpe. „Auch da müssen wir schauen, wie wir uns am besten aufstellen und welches Modell am besten passen könnte.“ Denn auch hier werde es immer wichtiger, digital aufgestellt zu sein, „aber dafür braucht man die richtigen Leute“.

Herne: Zahl der Erstkommunionen ist gestiegen

Ähnlich sieht es Georg Birwer, Leiter von St. Dionysius in Herne. Die hohe Zahl der Austritte sei zu erwarten gewesen. Die Zahlen des Erzbistums zeigten aber auch, dass nicht nur Herne betroffen sei, sondern alle Gemeinden große Verluste hätten. „Wir als Gesamtkirche schaffen es leider noch nicht, einen glaubwürdigen Weg im Umgang mit den Missbräuchen zu gehen.“ Doch trotz der negativen Zahlen bleibt der Herner Pfarrer optimistisch: „Ich bin nicht aus Versehen katholischer Pfarrer geworden. Ich glaube nicht, dass der Glaube verschwinden wird.“

Denn eins habe sich kaum verändert: Die Zahlen der Erstkommunionen sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegen – von 105 auf 128. „Vielen Eltern ist es weiterhin wichtig, dass ihre Kinder getauft werden.“ Und auch die Zahl der Firmungen liege auf einem ähnlichen Niveau wie 2021. Ebenfalls gestiegen: die Zahl der Trauungen (2021: 16, 2022: 20). „Das sind die Menschen, die das aus der persönlichen Überzeugung zu Gott machen“, sagt Birwer. Seine Motivation sei und bleibe: den persönlichen Glauben mit vielen an der Basis und in der Diözese zu teilen.