Herne. Die Klinik für Strahlentherapie und Radio-Onkologie des Marien Hospitals Herne hat einen neuen Direktor. Welche Ziele Dr. Christian Baues hat.
Bei der Behandlung von Krebserkrankungen ist die Bestrahlung nach wie vor ein wichtiges Mittel der Wahl. Das Marien Hospital Herne hat mit Dr. Christian Baues seit wenigen Tagen einen neuen Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radio-Onkologie. Die Herner WAZ-Redaktion konnte mit dem ausgewiesenen Experten auf diesem Gebiet sprechen.
Die Strahlentherapie ist – neben der Chemotherapie und der Immuntherapie – die dritte entscheidende Säule im Kampf gegen Krebserkrankungen. Rund ein Drittel der Patienten werden bestrahlt. Dabei werden die Krebszellen durch Röntgenstrahlung zerstört. In der Folge schrumpft der Tumor oder verschwindet im besten Falle. Baues räumt in diesem Zusammenhang mit der offenbar nach wie vor verbreiteten Vorstellung auf, dass Bestrahlung etwas mit Radioaktivität zu tun hat. Nein, es handele sich um Röntgenstrahlung.
Bestrahlung erfolgt heute viel präziser als früher
Das Mittel ist also seit Jahrzehnten das gleiche geblieben, doch der Einsatz hat sich mit dem technischen Fortschritt deutlich verändert. Die Geräte seien sehr viel variabler geworden, dadurch könnten die Tumoren flexibler, schneller und vor allem präziser bestrahlt werden, erzählt der 42-Jährige. Diese hohe Genauigkeit erlaube andere Behandlungsverfahren. Patientinnen und Patienten müssten nicht mehr über einen längeren Zeitraum mit einer niedrigen Dosis bestrahlt werden, um das umliegende, gesunde Gewebe zu schonen. Mit der sogenannten Stereotaxie sei es möglich, die Dosis zu erhöhen, aber die Häufigkeit der Behandlung deutlich zu senken.
Und Baues treibt als Inhaber des Lehrstuhls für Strahlentherapie der Ruhr-Universität Bochum (ab August darf er den Professorentitel tragen) mit seiner wissenschaftlichen Arbeit den Fortschritt in diesem Bereich weiter voran. Dabei liegt einer seiner Schwerpunkte auf der Radio-Immuntherapie. Diese neue Kombination aus Bestrahlung und Immuntherapie könnte der Bekämpfung von Krebs neue Möglichkeiten eröffnen.
Neuer Direktor freut sich auf die Zusammenarbeit mit anderen Fachabteilungen
Die Frage, ob die Weiterentwicklung der Strahlentherapie die Sterblichkeit bei Krebserkrankungen gesenkt hat, beantwortet Baues mit einem „grundsätzlichen Ja“, allerdings könne man nicht pauschalisieren. Es gebe eben auch Ausnahmen. Dennoch könne man schon sagen, dass die Menschen inzwischen mit der Diagnose Krebs länger leben – und das auch mit einer höheren Lebensqualität als in früheren Jahren.
Baues weist darauf hin, dass seine Klinik im Marien Hospital Fälle sowohl ambulant, als auch stationär behandele. „Auch komplexe Fälle, wie Zweitbestrahlungen, können wir routiniert optimal versorgen.“ Die Klinik decke ein großes Behandlungsspektrum ab und ermögliche eine Bestrahlung vieler Organe. Ein besonderer Fokus liege dabei auf der Behandlung von Patienten mit Prostatakrebs, Brustkrebs und Gehirntumoren. Er freue sich darauf, die Ausrichtung der Klinik zu gestalten und mit den anderen Fachabteilungen des Marien Hospitals zusammenzuarbeiten. Ähnlich wie die Radiologie sei die Strahlentherapie bei der Behandlung eine Art Drehscheibe, die alle Fachrichtungen miteinander verbindet. Und Baues sagt von sich, dass er sehr gut netzwerken könne.
Kooperation mit dem Bochumer St. Josefs-Hospital
Stephan Fanselow, Mitglied der Geschäftsführung der St. Elisabeth-Gruppe, freut sich, dass es gelungen ist., mit Dr. Christian Baues einen bundesweit anerkannten Experten auf seinem Gebiet zu gewinnen. Er folgt Prof. Dr. Irenaeus Adamietz. Baues kommt vom Uni-Klinikum Köln, wo er zuletzt kommissarischer Direktor der Strahlentherapie war. Er übernimmt nicht nur die Versorgung von Patienten im Marien Hospital, sondern im Zuge einer langjährigen Kooperation auch auf zwei Fünfteln seiner Stelle die Versorgung von Patienten des Bochumer St. Josefs-Hospital. Seine Professur ist allerdings zu 100 Prozent Herne zugeordnet.