Herne. Das Institut für Radiologie und Nuklearmedizin am Marien Hospital hat einen neuen Direktor. Er schildert, was sein Fachbereich leisten kann.

Auf Kunststofffolien gebannte Röntgenaufnahmen an einem Leuchtrahmen betrachten und deuten - diese Zeiten sind längst Vergangenheit. Inzwischen nutzen Mediziner zahlreiche weitere Techniken. Das Marien Hospital Herne hat seit wenigen Tagen eine neue Leitung für diese Fachrichtung: Professor Lars Schimmöller ist Direktor des Instituts für Diagnostische Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin.

Was die Bezeichnung vermuten lässt, bestätigt Schimmöller im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion: „Es ist ein sehr technisches Fach.“ Und es sei ein sehr zentrales Fach innerhalb des Marien Hospital. Denn alle Fachbereiche des Uniklinikums würden auf die Geräte mit ihren zahlreichen bildgebenden Verfahren zugreifen, um mögliche Erkrankungen zu erkennen oder anhand der Bilder die entsprechende Therapie in die Wege zu leiten. Die Zusammenarbeit sei das A und O. „Alles, was ich mir für die Zukunft im Marien Hospital vorstelle, funktioniert nur in einer guten Zusammenarbeit zwischen den Fachabteilungen.“

Herne: Kompetenz vom Kopf bis zur Großzehe

Was mit dem Röntgen begann, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten mit MRT und CT zur Hightech-Medizin entwickelt - und diese Entwicklung schreitet nach wie vor rasant voran. Bildgebende Verfahren kommen mittlerweile eigentlich bei fast allen Erkrankungen zum Einsatz. Der 43-Jährige bringt Expertise in der gesamten Bandbreite der Verfahren mit. Dabei hat er nicht nur Erfahrungen mit unterschiedlichen Geräten, sondern auch mit den verschiedenen Körperbereichen. „Meine Kompetenz ist quasi vom Kopf bis zur Großzehe.“

Das Marienhospital Herne. Das Institut für Diagnostische Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin ist von zentraler Bedeutung, weil alle Fachbereiche auf dessen Expertise zugreifen.
Das Marienhospital Herne. Das Institut für Diagnostische Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin ist von zentraler Bedeutung, weil alle Fachbereiche auf dessen Expertise zugreifen. © Hans Blossey

Dazu gehörten Knochenveränderungen oder Lungenerkrankungen, die in der Regel zunächst geröntgt werden müssten oder die gesamte Bandbreite der onkologischen Diagnostik, spezielle Bildgebungen des Herzens oder des Bewegungsapparates sowie nuklearmedizinischen Verfahren wie zum Beispiel der Funktionsdarstellung der Niere oder der interventionellen Radiologie. Dabei können unter anderem minimal-invasive Eingriffe unter radiologischer Bildgebung mithilfe von Röntgen, MRT oder CT durchgeführt werden.

Mit modernen Verfahren können Tumore in einem sehr frühen Stadium erkannt werden

In einer Hinsicht gehört Schimmöller zu einem kleinen Kreis von Experten in Deutschland: Er ist in der Lage, eine sogenannte MRT-Biopsie durchzuführen. Dabei werden direkt im MRT-Gerät Gewebeproben entnommen. Anhand seines „Steckenpferds“ der urogenitalen Radiologie verdeutlicht Schimmöller, wie weit die technische Entwicklung fortgeschritten ist. Die Geräte liefern die Aufnahmen in Echtzeit, und die Auflösung sei so hoch, dass mögliche Tumore oder andere Erkrankungen in einem sehr frühen Stadium sicher erkannt werden können. In der Zukunft hält Schimmöller auch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz für möglich, wenn beispielsweise eine Vielzahl von Bildern ausgewertet werden müssen. Allerdings müssten die Ergebnisse von den Medizinerinnen und Medizinern kritisch überprüft werden.

Marien Hospital investiert in ein neues 3 Tesla MRT-Gerät

Da die Bedienung der Geräte ein hohes Können verlangt, bildet die Elisabeth-Gruppe - zu der das Marien Hospital gehört - seit dem vergangenen Jahr selbst medizinisch-technische Radiologieassistenten aus. Der Bedarf steigt, denn der Bedarf an den bildgebenden Verfahren wächst ebenfalls beständig an. Pro Jahr werden im Marien Hospital tausende von Aufnahmen, Angiographien oder Durchleuchtungen durchgeführt. Um diesen Bedarf decken zu können, investiert das Marien Hospital noch in diesem Jahr einen siebenstelligen Betrag in ein weiteres 3 Tesla MRT-Gerät.

Die Ergebnisse der Untersuchungen fließen auch in die Forschung ein. Schimmöller ist Inhaber des Lehrstuhls für Radiologie und Nuklearmedizin an der Ruhr-Uni Bochum und forscht in diesem Bereich.

>>> ZUR PERSON

Ursprünglich kommt Prof. Dr. Lars Schimmöller aus Haselünne im Emsland. Während seines Studiums in Göttingen hat es ihn unter anderem ins Ausland gezogen. Er absolvierte Praktika in den USA, Australien, Neuseeland, Kanada und der Schweiz. Während der Auslandsaufenthalte hat er praktische Einblicke in ausländische Gesundheitssysteme bekommen. „Ich habe vieles gesehen und kennengelernt. Ich konnte feststellen, was woanders vielleicht gut oder gegebenenfalls besser funktioniert, aber auch was in Deutschland hervorragend geregelt und zu schätzen ist“, so der dreifache Vater.