Herne/Essen. Nach dem Fund von gefährlichen Sprengsätzen in Herne müssen sich ein Essener und ein Waltroper vor Gericht verantworten. Neue Details zum Fall.
Zwei Männer aus Essen und Waltrop müssen sich ab Montag (26. Juni) vor der zehnten große Strafkammer des Landgerichts Essen wegen Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und das Sprengstoffgesetz verantworten. Laut Anklage sollen die Männer geplant haben, mit der ferngesteuerten Bombe einen anderen Menschen zu töten. Die Bomben waren in einem Wohnhaus an der Bochumer Straße in Herne gelagert und hätten ferngezündet jeden Moment explodieren können. Bei der spektakulären Razzia im Herbst 2022 wurden in Herne weitere Sprengsätze entdeckt.
Eingeschleuster V-Mann sollte Kontakt zu Auftragsmörder herstellen
Laut Anklage soll ein 46 Jahre alter Waltroper bei einem eingeschleusten Ermittler („V-Mann“) des Bundeskriminalamtes angefragt haben, ob er Kontakt zu jemandem herstellen könne, der einen Bekannten töte. Letztlich habe der Waltroper dann selbst gemeinsam mit einem 51 Jahre alten Essener, der ebenfalls Streit mit dem Bekannten gehabt haben soll, einen Sprengsatz angeboten. Die Anklage spricht von Verbindungen in die „italienische organisierte Kriminalität“.
Der Sprengsatz mit C4-Sprengstoff und Fernbedienung soll zum Kaufpreis von 15.000 Euro gehandelt worden sein (unsere Redaktion berichtete). Die Bombe soll schließlich im Frühjahr 2022 auf einer Autobahnraststätte in Gelsenkirchen an einen Scheinkäufer der Polizei übergeben worden sein, heißt es nun vom Gericht – was bislang nicht öffentlich bekannt war. Laut Anklage enthielt der Sprengsatz insgesamt 388 Gramm TNT und war mit einem sogenannten A-Zünder ausgestattet, einem Mobiltelefon. Beim ersten Klingeln des Telefons habe der Zünder ausgelöst werden sollen. Im Umkreis von fünf bis zehn Metern hätte die Explosion laut Ermittlern tödliche Verletzungen ausgelöst.
Angeblich vier weitere Sprengsätze angeboten
Später soll einer der Angeklagten dem Scheinkäufer der Polizei vier weitere Sprengsätze angeboten haben. Zu dieser Übergabe soll es dann nicht mehr gekommen sein. Im Herbst 2022 wurde dann eine Wohnung an der Bochumer Straße in Herne durchsucht. Dort fanden die Beamten zwei weitere baugleiche Sprengsätze. Der Wohnungsinhaber – ein 30-jähriger Herner – gehört aktuell nicht zu den Angeklagten. Gegen ihn wird separat ermittelt.
In einer großangelegten Aktion unter Leitung der Düsseldorfer Polizei hatten Ermittler am 17. Oktober des vergangenen Jahres mehrere Wohnungen in Herne, Essen und Castrop-Rauxel durchsucht. Dabei nahmen sie unter anderem das Haus an der Bochumer Straße in Herne in Augenschein. Die dort gelagerten Sprengsätze sollen auch Unbeteiligte in Gefahr gebracht haben. Ein einziger falscher Anruf unter der Nummer hätte angeblich ausgereicht, um die Bomben zur Explosion zu bringen.
Der Prozessauftakt ist am Montag, 26. Juni, um 9.15 Uhr vor dem Landgericht Essen im Saal 386a. Es sind weitere Verhandlungstermine anberaumt.