Herne. Traum-Abi mit 1,0: Das ist gleich zwei Schülern am Gymnasium Wanne in Herne gelungen. Ihre Erfolgsgeschichte und wie es für sie weitergeht.

Kaan Mevlüt Özkara und Sinan Yavuz Adigüzel aus Herne ist gelungen, was nur ganz wenige Schülerinnen und Schüler schaffen: Sie haben ihr Abitur mit der Traumnote 1,0 bestanden – rein rechnerisch sogar noch besser. Kaan hat am Gymnasium Wanne 885 von 900 möglichen Punkten erzielt; Sinan 871 Punkte. Dabei war nicht bei beiden der Weg zum (fast) perfekten Abitur immer abzusehen.

„Am Ende der Grundschulzeit wurde erst noch diskutiert, ob ich überhaupt aufs Gymnasium sollte“, erinnert sich der 18-jährige Kaan Mevlüt Özkara heute. Auf der Michaelschule sei ihm häufig langweilig gewesen und er hatte keine Lust, sich am Unterricht zu beteiligen. Dennoch wollte er aufs Gymnasium – als Erster in seiner Familie – und bekam schließlich auch von seiner Lehrerin die Empfehlung.

Die richtige Entscheidung, wie sich nun, einige Jahre später, zeigt. Mathe und Biologie als Leistungskurs, Psychologie als 3. Fach und Latein als viertes. Fast alles kann er mit der Note 1+ beenden. Nur wenige Punkte fehlen am Ende: „In der Abiturprüfung hatte ich nur eine 1 und keine 1+“, sagt er. Auch in Geschichte und Literatur habe er ein paar Punkte gelassen. Aber er hegt deswegen keinen Groll: „Das, was ich erreicht habe, reicht für das, was ich machen möchte, da sollte man nicht so gierig sein“, sagt der 18-Jährige.

Zwei Herner mit Bestnote 1,0 im Abitur – wie es weitergeht

Er möchte Medizin studieren – am liebsten in Heidelberg. „Es ist eine sehr schöne Stadt, und die medizinische Fakultät hat ein sehr gutes Renommee.“ Dabei wolle er langfristig in die Forschung gehen und etwas entdecken, das die Menschheit insgesamt weiterbringe. Das Helfen sei in seiner Familie groß geschrieben. Seine Mutter sei gelernte Krankenschwester und er selbst hänge sehr an seiner Familie – seinem jüngeren Bruder, mit dem er nach der Abi-Verleihung erstmal zwei Monate durch die Türkei reisen möchte, und seiner fünfjährigen Schwester, auf die er häufig aufpasse. Sie alle seien stolz auf ihn und seinen besonderen Abschluss.

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Natürlich geht es den Eltern von Sinan Yavuz Adigüzel, der mit seiner Familie in Eickel wohnt, ähnlich. Sie selbst wurden in der Türkei geboren, kamen nach Deutschland und studierten hier Medizin, erzählt der 18-Jährige. Die Zielstrebigkeit war für ihn sicher auch ein Vorbild, wenn er über sein Abitur selbst sagt: „Ich wollte unbedingt die 1,0 haben.“ Entsprechend groß der Druck in den Prüfungen: Mathe und Erdkunde als Leistungskurs, Chemie im dritten, Englisch im vierten Fach.

Er habe einen hohen Leistungsanspruch, wobei ihm das Erlernen von Neuem immer viel Spaß bereitet habe. Schon in der Grundschule an der Königstraße sei er gut gewesen, im Abitur habe er aber noch mal einen Motivationsschub gespürt. „Ich habe gesehen, wie man durch genügend Ausdauer und Aufwand, Erfolge wahrnehmen kann.“ Er möchte anderen Schülerinnen und Schülern empfehlen, das Abitur nicht als eine Art Feind zu sehen, sondern als Herausforderung, die man annimmt.

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Die Corona-Pandemie habe ihn durchaus belastet. „Ich hatte wie viele meine Schwierigkeiten“, erinnert sich Sinan. „Man konnte den Lehrern nicht direkt Fragen stellen. Die sozialen Kontakte haben mir auch sehr gefehlt“, sagt er. „Es war aber auch eine lehrreiche Zeit, in der man gelernt hat, mit sich selbst auszukommen.“ Zuletzt habe er durch seinen Sport, Basketball und Fitness, sowie Videospiele einen guten Ausgleich zum Lernen gefunden.

Und wie geht es nun weiter? „Ich wusste schon recht früh, dass ich in den MINT-Bereich möchte“, sagt Sinan Yavuz Adigüzel, der auch privat gerne programmiert. Er möchte Informatik mit dem Schwerpunkt Mathematik studieren – am liebsten an der TU Dortmund. So könne er in der Nähe seiner Familie wohnen bleiben, seinen Eltern, der älteren Schwester und dem älteren Bruder. Zunächst soll es aber erstmal mit seinem Bruder auf eine Reise quer durch Europa gehen.

Viel Lob fürs Gymnasium Wanne

Beide 1,0er-Abiturienten gehen mit gemischten Gefühlen: „Man freut sich, aber irgendwie verlässt man auch seine zweite Familie“, sagt Kaan Mevlüt Özkara. „Ich habe mich hier total wohlgefühlt. Die Schule ist sehr schön, die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrer nett.“ Sinan Yavuz Adigüzel sei „extrem glücklich“ über das positive Ende der Schulzeit, aber auch etwas traurig, weil er einige Mitschüler nicht mehr so regelmäßig sehen wird.

In Bezug auf das Gymnasium Wanne kommt er regelrecht ins Schwärmen: „Das Zwischenmenschliche hat mir hier sehr gefallen. Die Lehrer waren sehr engagiert – gerade jetzt im Abitur.“ Die vielen Nationalitäten an der Schule seinen für ihn nicht negativ, sondern eher ein Vorteil: „Kinder aus so vielen verschiedenen Ländern und Familien tragen eher dazu bei, dass man ein gutes Verständnis dafür hat, wo man herkommt und wer man ist.“ Er habe sich an der Schule nie ausgegrenzt und immer wohlgefühlt.