Herne. In Herne ist in einer Ausstellung „Die Welt der Anna Mentrup“ zu sehen. Die Bilder der Bergmannsfrau leben von ihrer knalligen Buntheit.

In die „Die Welt der Anna Mentrup“ lädt die neue Ausstellung im Heimatmuseum Unser Fritz ein. Zu sehen ist eine Werkschau mit über 50 Bildern. 1973 begann die Bergmannsfrau zu zeichnen. Die ersten Buntstifte waren ein Geschenk ihres Sohnes, des Wanne-Eickler Künstlers Helmut Bettenhausen. Und Anna Mentrup beginnt ihre Umgebung abzubilden.

Da ist die längst stillgelegte Zeche Unser Fritz, auf der ihr Sohn sein Atelier hat, die Zechenhäuser an der Dorstener Straße. Die alte Kirche auf dem Cranger Kirmesplatz wird ebenso zum Motiv wie Schloß Strünkede. Das Büdchen, das jetzt im Hof des Heimatmuseums steht, zeichnet sie an seinem originalen Standort. Und sie hält ganz typische Szenen der 70er Jahre fest: Die Kinder spielen auf der Straße Fußball, im Hintergrund weht – natürlich – die blau-weiße Fahne von Schalke. Doch es bleibt nicht bei diesen heimischen Motiven. Da wird der Urlaub auf Texel festgehalten oder Bauernhäuser aus dem Münsterland. Oder sie zeigt einen Baum, der sich den Jahreszeiten gemäß verändert.

Kurator der Ausstellung: Ralf Piorr in den Räumen des Heimatmuseums, in denen die Schau „Die Welt der Anna Mentrup“ zu sehen ist.
Kurator der Ausstellung: Ralf Piorr in den Räumen des Heimatmuseums, in denen die Schau „Die Welt der Anna Mentrup“ zu sehen ist. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Anna Mentrup (Jahrgang 1913) legt ihre Bilder mit allen Details an, seien es die Blätter der Bäume, die Ziegelsteine der alten Häuser oder auch die Pflastersteine der Wege. Die zeichnet sie mit einer unendlichen Geduld. Ihre Gebäude sind immer zentral auf das Zeichenblatt gebracht. Sie stehen dem Betrachter frontal gegenüber. Perspektivische Ansichten scheint sie nicht zu kennen, obwohl sich manchmal ein Weg oder ein Zaun über das Blatt zieht. Sie malt alle ihre Bilder immer aus der Erinnerung. Und wenn sie mal ein Foto verwendet, verändert sie das Motiv zu einer ganz eigenen Komposition.

In der oberen Etage werden die Bilder durch dokumentarische Zeitungsartikel ergänzt. In den 1970er Jahren boomte die Laienkunst, verschiedene Zeitungen und Zeitschriften berichten über die Künstlerin. Das TV-Magazin „Hier und Heute“ zeigt 1976 ein Porträt. Zu sehen in einer typischen Wohnzimmer-Einrichtung der Zeit. Ergänzt werden Anna Mentrups Bilder durch Werke von Franz Klekawka und Albert Kelterbaum, zwei anderen Laienkünstlern der Zeit. Anna Mentrups Bilder beeindrucken auch heute durch ihre knallige Buntheit. Zugleich erinnern sie an eine Welt, die es heute so nicht mehr gibt.

Kurator Ralf Piorr über die Gründe jetzt eine Ausstellung mit Werken von Mentrup zu zeigen: „Es ist unsere Aufgabe, Anna Mentrup wieder ins Gedächtnis zu bringen. Die meisten Bilder stammen von ihren Kindern, also von Christa Leikl und Helmut Bettenhausen“, meldet die Stadt.

„Die Welt der Anna Mentrup“, Heimatmuseum Unser Fritz (Unser-Fritz-Straße 108). 4. Juni bis 15. Oktober, Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag 10 bis 13 und 14 bis 17, Samstag 14 bis 17, Sonntag 11 bis 17 Uhr. Eröffnung am 4. Juni um 14 Uhr: Es spricht Uta C. Schmidt, begleitet wird die Eröffnung mit Musik von Christian Donovan.