Herne. . Der historische Kiosk im Hof des Heimatmuseums ist neu gedeckt worden. Zwei Herner Handwerksbetriebe übernahmen die Arbeiten, Sponsoren bezahlten sie.

Freudig reckt Fortuna den rechten Arm in die Höhe. „Glück gehabt“, scheint die Schmuckfigur auf dem Kioskdach zu denken, und das zu Recht, denn mit vereinten Kräften ist es nun gelungen, die historische Trinkhalle im Hof des Heimatmuseums Unser Fritz zu restaurieren. Die Glücksgöttin thront auf einem denkmalgerecht sanierten Walmdach und das hat sie nicht nur ihren Sponsoren, sondern auch sachkundigen Herner Handwerkern zu verdanken.

Kiosk ist ein Ausstellungsstück

„Der Fortuna-Kiosk ist ein Ausstellungsstück und kein Gebäude“, erklärte Oliver Doetzer-Berweger als Leiter des Emschertalmuseums am Mittwoch der Presse. Was zur Folge hatte, dass das städtische Gebäudemanagement nicht für die Restaurierung des in die Jahre geratenen Kleinods zuständig war. Und so begann man vor einigen Jahren selbst, Geld zu sammeln. Die Freunde des Emschertalmuseums wollten sich engagieren, die „Mondritter“ um „Hotte“ Schröder spendeten nach so manchem Fest den Erlös, und die Wanne-Eickeler Gesellschaft für Heimatkunde steuerte ebenso etwas bei wie private Spender.

In der Zimmerei Krupka und dem Dachdeckerbetrieb Diekmann fanden die Kiosk-Fans Unterstützung. Die beiden Herner Unternehmen knieten sich in das Projekt und kamen dem Museum sogar preislich entgegen, so dass die veranschlagten 13 000 Euro etwas unterschritten werden konnten.

Nach einem Anstrich vor zwei Jahren stand nun zuletzt das undichte Dach im Fokus. Die wenigste Arbeit machte dabei die Fortuna-Figur aus verzinktem Metall. „Wir haben sie einfach vorsichtig abgeseift“, so der Museumschef. Einen Anstrich sparte man sich: „Man kann ruhig ein bisschen Patina sehen.“ Nachdem die Zimmerer die Holzkonstruktion ersetzt hatten, stellte Martin Diekmann fest: „Original-Bleche gibt es nur von einem Hersteller in Süddeutschland“. Mit der passenden Prägung versehen, gefiel diese Lösung am Ende sogar dem Denkmalschutz.

Wenn demnächst noch die Holzrollläden ersetzt sind - Ralf Piorr hat im kürzlich geschlossenen „Haus Wiesmann“ in Sodingen alte Rollos gesichert -, kann der Kiosk zu besonderen Gelegenheiten wieder geöffnet werden. Er ist dann Bestandteil der neuen Ausstellung, die momentan für das Heimatmuseum entwickelt wird.

Für die Museumsförderer hat sich der Aufwand auf jeden Fall gelohnt. „Solche Kioske gab es im Ruhrgebiet früher überall“, erinnert sich die Vorsitzende des Fördervereins, Annette Kleyboldt und freut sich, dass zumindest eine davon erhalten ist. Auch Museumschef Doetzer ist überzeugt: „So eine schöne Bude hat sonst keiner.“

Von Gelsenkirchen nach Wanne-Eickel

Der Fortuna-Kiosk an der Gelsenkircher Straße in Wanne-Eickel. Er stand dort bis 1971. Dann bekam ihn das Heimatmuseum Unser Fritz.
Der Fortuna-Kiosk an der Gelsenkircher Straße in Wanne-Eickel. Er stand dort bis 1971. Dann bekam ihn das Heimatmuseum Unser Fritz. © privat

Bevor der Fortuna-Kiosk 1971 vom Wanne-Eickeler Stadtarchivar Rudolf Zienius für das Heimatmuseum in Unser Fritz erworben wurde, stand er in Wanne-Eickel an der Gelsenkircher Straße in Höhe der Straße „Am Mühlenbach“.

„Der Künstler Helmut Bettenhausen hat da noch Klümpchen gekauft“, weiß der Herner Historiker Ralf Piorr. Auch „Hotte“ Schröder hat eine besondere Beziehung zu der Bude. Er ist in Unser Fritz aufgewachsen und hat mit anderen Kindern am Fortuna-Kiosk ebenfalls so manches Bonbon für einen Pfennig das Stück erworben.

Gefertigt wurde der Kiosk vermutlich nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71. Zunächst war er in Gelsenkirchen aufgestellt. Anfang 1900 wurde er dann von einem Gelsenkirchener Mineralwasserfabrikanten nach Wanne-Eickel verkauft, wo er unter anderem von der Bergleuten der Zeche Pluto Wilhelm aufgesucht wurde, die sich an der „Seltersbude“ mit Wasser und Milch und später auch mit Bier versorgten.

Der Transport von seinem langjährigen Standort zur Unser-Fritz-Straße verlief übrigens nicht ohne Schwierigkeiten. Die Glücksgöttin musste zunächst vom Dach geholt werden und der Sattelschlepper mit dem Kiosk passte so gerade eben unter Brücke an der Corneliusstraße hindurch.