Herne. Alptraum an Bahngleisen in Herne: Parkende Dieselloks verpesten die Luft, Flutlicht sorgt für schlaflose Nächte. Was die Bahn zu dem Ganzen sagt.
Dieselgestank von abgestellten Loks und grelles Licht von Beleuchtungsanlagen machen in Herne das Leben am Bahndamm regelmäßig zum Alptraum, klagt Anwohnerin Andrea Ellerbrock. Sie fordert die Deutsche Bahn auf, endlich einzugreifen. Das Unternehmen sieht dafür keinen Anlass.
„Wir leben mit der Bahn“, sagt Andrea Ellerbrock, die schon ihr ganzes Leben an der Josefinenstraße wohnt. Züge rauschen vor ihrer Haustür vorbei, rangieren, parken. Daran hätten sich die Menschen entlang des Bahndamms gewöhnt. Wer dort wohne, so die 58-Jährige, der habe sich mit den Zügen arrangiert.
Vor etwa zwei Jahren aber habe die Bahn Beleuchtungsanlagen auf einem etwa 800 Meter langen Abschnitt zwischen Josefinenstraße im Norden und Castroper Straße im Süden installiert. „Flutlicht“ nennt sie das. „Sobald es dämmert, gehen die Scheinwerfer an, und morgens gehen sie aus.“ Das habe zur Folge, dass die Straßenzüge nachts taghell beleuchtet seien. Auch in den Zimmern, vor allem denen im ersten Stock, brauche man dann kein Licht mehr. Dort lägen meist die Schlafzimmer. „Man könnte nachts locker die Zeitung lesen“, sagt Andrea Ellerbrock.
Herne: „Man kann draußen nicht mehr atmen.“
Hinzu komme, dass auf dem Teilstück regelmäßig Dieselloks abgestellt würden – mit brummendem Motor. Um es warm zu haben, ließen die Fahrerinnen und Fahrer den Motor gerne über Stunden, auch mal den ganzen Tag, laufen. Die stinkenden Abgase machten sich dann in der ganzen Nachbarschaft breit. Nicht selten sei es „total vernebelt“. Und: „Man kann draußen nicht mehr atmen.“ Die Anwohnerinnen und Anwohner, aber auch die Tiere im Grün rund um den Bahndamm, vor allem auf der südlich angrenzenden Brache, litten und seien erheblich belastet.
Andrea Ellerbrock, die auch SPD-Ratsfrau ist, will das mit ihren Nachbarinnen und Nachbarn nicht länger hinnehmen. Im Umweltausschuss fragte sie nun die Stadtverwaltung: Gibt es die Möglichkeit, sich mit der Bahn in Verbindung zu setzen, um so die Missstände zu beheben?
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Die Verbindung zur Bahn konnte die Stadt schnell herstellen, auch gab es von dort eine zügige Antwort. Die aber fällt kaum im Sinne der Menschen am Bahndamm aus. Zur Beleuchtung: Sie sei so ausgerichtet, dass sie senkrecht zum Gleis zeige, heißt es in einer Stellungnahme der Bahn, die die Stadt übermittelte. Ein „gewisser Lichtkegel“ sei zwar vorhanden, räumt die DB Netz AG ein, die Beleuchtung sei aber „ordentlich geplant, geprüft“ worden, und die Pläne seien „für den Bau freigegeben“ worden. Den Vorwurf, dass die Lichter als störend empfunden werden, „können wir nicht ganz nachvollziehen“, so die Bahntochter. Im Übrigen sei die Beleuchtung nicht jede Nacht in Betrieb, sondern werde „nach Bedarf“ eingeschaltet. Die DB Netz AG sehe somit „keinen Handlungsbedarf“.
Und zum Dieselgestank: Die Lokbetreiber seien „permanent dabei, die Lärmemissionen an der Josefinenstraße zu minimieren“. Auch deshalb, weil „eine laufende Lok unnötige betriebswirtschaftliche Kosten verursacht“. Eine Dienstanweisung liege bereits vor, dass die Fahrzeuge „nach Möglichkeit“ auf den entferntesten Gleisen geparkt und der Motor bei längeren Wartezeiten über fünf Minuten ausgestellt werden sollte.
Die DB Netz AG stelle mehreren Verkehrsunternehmen aber nur die Anlagen zur Verfügung, deshalb könnten Beschwerden „schwer allgemein geprüft“ werden. Anwohnerinnen und Anwohner sollen bei künftigem Dieselgestank Datum und Uhrzeit dokumentieren, „um den verantwortlichen Verkehrsunternehmer finden zu können“.
Andrea Ellerbrock ist mit der Antwort nicht zufrieden. Die Bahn verharmlose die Probleme, die sie verursache. Nun müssten die Anwohner offensichtlich einen anderen Weg einschlagen: bei Dieselnebel die Polizei einschalten, damit der Umweltfrevel aktenkundig werde.