Herne. Der Weiher im Naturschutzgebiet Voßnacken in Herne trocknet immer mehr aus, warnt die SPD. Warum die Stadt das nicht schlimm findet.
Der Teich im Voßnacken in Herne rückt einmal mehr in den Mittelpunkt. Das Gewässer, schlägt die SPD Alarm, trockne immer mehr aus. Damit sei eine Lebensstätte von Amphibien-, Insekten- und Vogelarten gefährdet.
Für die Sitzung des Umweltausschusses am Mittwoch hatte SPD-Ratsfrau Andrea Ellerbrock nachgehakt. Immer mehr Wasser verschwinde aus dem Teich, hatte sie der Stadt vorab schriftlich mitgeteilt. „Ich spreche nicht von der natürlichen Austrocknung durch heiße Sommer“, stellte sie dabei klar. Vielmehr sei zu befürchten, dass es sich nicht um einen vorübergehenden Zustand handele. Das Gewässer, betonte die Stadtverordnete, habe eine besondere Bedeutung: „Bereits vor 50 Jahren und auch noch eher wanderten Schulklassen zu diesem Ort, um den Kindern die Natur näher zu bringen.“ Der Voßnacken sei dann zum Naturschutzgebiet erklärt worden, um die feuchten bis nassen Waldgebiete zu erhalten. Das sei nun gefährdet, so Ellerbrock, die wissen wollte, wie die Stadt den Zustand bewertet.
Herne: Wetter ist zum großen Teil Schuld
Der Stadt sei die Austrocknung bekannt, teilte Hernes Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl mit. Er berichtete dem Umweltausschuss allerdings schriftlich, damit die Sitzung wegen Corona abgekürzt werden konnte. Mit Baumaßnahmen an der Castroper Straße, wie von Ellerbrock angefragt, habe das aber nichts zu tun. Gründe für das „temporäre Trockenfallen“ des Weihers ist aus Sicht der Stadt zum großen Teil das Wetter, so der Stadtgrün-Chef: In den vergangenen drei Jahren sei es überdurchschnittlich warm gewesen, dadurch sei viel Wasser verdunstet, außerdem habe es wenig geregnet.
Nicht zuletzt hätten zahlreiche Baumaßnahmen unter anderem von Emschergenossenschaft und Stadtentwässerung Herne zu einer „nennenswerten Entnahmemenge von Grundwasser“ geführt. Die Verwaltung erwarte aber ein Wiederansteigen des Grundwasserstands in dem betroffenen Bereich: „In den Wintern 2018/2019 und 2019/2020 füllte sich der Teich wieder – auch in diesem Winter wird mit einem Ansteigen des Grundwassers und somit mit einer natürlichen Wiederbefüllung des Teiches gerechnet, wenn es ausreichend regnet.“
Stadt rechnet künftig mit größeren Schwankungen
Die zeitweise Austrocknung des Teichs findet Kuhl aber nicht schlimm – im Gegenteil: „Ein sehr niedriger Wasserstand und sogar ein kurzzeitiges Austrocknen im Sommer sind für den Amphibienbestand sogar positiv, weil dadurch Fische und andere Räuber nicht im Teich überleben können und somit weniger Fressfeinde der Amphibien vorhanden sind.“ Ähnlich hatte die Stadt schon vor zwei Jahren argumentiert, damals auf Anfrage der WAZ.
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Zukünftig müsse aber – bedingt durch die bekannten Klimaveränderungen – mit größeren Schwankungen der Grundwasserbestände in den oberen Grundwasserstockwerken gerechnet werden, betont der Stadtgrün-Chef. Auch die Austrocknung von anderen Fließgewässern in Herne werde künftig voraussichtlich zu beobachten sein: „Der Ruhrverband hat jüngst darauf hingewiesen, dass die Ruhr ohne Wasserstandregulierung durch die Stauseen im Sauerland im letzten Sommer trockengefallen wäre.“ Man könne dem nur entgegenwirken, wenn bei versiegelten Flächen die Ableitung des Niederschlagswassers nicht in die Kanalnetze oder direkt in ein Oberflächengewässer erfolge. Vielmehr müsse das Grundwasser durch Verrieselung und Versickerung gestärkt werden
>>> WEITERE INFORMATIONEN: Der Voßnacken in Herne-Börnig wurde 1989 wegen seines reichen Amphibienbestandes Hernes erstes Naturschutzgebiet.
Etwa 3000 Erdkröten, Gras- und Wasserfrösche, Teich- und Bergmolche wurden damals geschätzt.