Herne. In Herne sind wieder mehr Menschen abgeschoben worden. Außerdem tauchten Flüchtlinge unter, um nicht abgeschoben zu werden. Die neusten Zahlen.
Im vergangenen Jahr hat die Stadt Herne wieder mehr Menschen abgeschoben: 27 Flüchtlinge wurden in andere Länder zurückgebracht, teilt die Stadt Herne auf Anfrage der WAZ mit. Das sind Elf mehr als 2021. Grund für den Anstieg: „Coronabedingte Reiserestriktionen sind teilweise entfallen“, sagt Stadtsprecherin Carina Loose.
Vor der Corona-Pandemie hat die Stadtverwaltung in Herne noch deutlich mehr Menschen abgeschoben. 2017, zwei Jahre nach der sogenannten Flüchtlingskrise 2015, wurde mit über 100 Abschiebungen ein neuer Höchststand vor Ort erreicht. In eine Vielzahl von Ländern wurden die Flüchtlinge seinerzeit zurückgebracht. 2019 gab es immerhin noch 63 Abschiebungen. Im Vergleich dazu fallen die jüngsten Zahlen gering aus.
Nach Angaben der Stadtverwaltung wurden Menschen 2022 in neun Länder zurückgebracht: jeweils sechs nach Albanien und Spanien, fünf nach Frankreich, drei nach Nordmazedonien und jeweils eine Person nach Pakistan, Aserbaidschan, Algerien, Rumänien und Kroatien. Auffällig: Im Gegensatz zur Vor-Corona-Zeit wurden nun keine Menschen mehr in den Irak, nach Afghanistan oder nach Guinea abgeschoben.
Dass so viele Menschen Herne in Richtung der EU-Länder Spanien und Frankreich verlassen mussten, liege am sogenannten Dublin-Abkommen, erklärt sie. Demnach ist derjenige Staat verpflichtet, das Asylverfahren durchzuführen, in dem die Flüchtenden zum ersten Mal die Europäische Union betreten haben.
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Widerstand gegen Abschiebungen habe es 2022 nicht gegeben, sagt Stadtsprecherin Carina Loose. Drei Abschiebungsmaßnahmen seien aber gescheitert, weil die Betroffenen untergetaucht seien. 2021 habe es dagegen einen Fall von aktivem Widerstand gegeben. Darüber hinaus seien elf Abschiebungen vor zwei Jahren gescheitert.
Nach Angaben von Katja Jähnel von der Beratungsstelle für Opfer von Menschenhandel im Eine Welt Zentrum Herne spielen Abschiebungen in Herne in der Arbeit der Anlaufstelle aktuell längst nicht mehr eine so große Rolle wie noch vor einigen Jahren. Die Abschiebezahlen seien geringer, ebenso der Beratungsbedarf. Die Stadt, so die Flüchtlingsberaterin, sei jetzt nicht mehr so restriktiv, sondern lasse auch mal locker. So würden Duldungen etwa oft verlängert. Dennoch werde weiterhin abgeschoben, und Menschen wehrten sich dagegen: „Viele tauchen unter, wenn sie merken, dass es brenzlig wird.“