Herne/Bochum/Witten. Immer mehr Tankstellenpächter werden Opfer von Benzindiebstahl. Die Polizei sieht steigende Benzinpreise als Grund. Die Täter gehen gerissen vor.

Die Polizei beklagt eine deutliche Zunahme an Tankbetrug in Herne, Bochum und Witten. In den drei Städten gab es im vergangenen Jahr 400 Fälle, in denen die Täterinnen oder Täter sich den Tank vollmachten, aber ohne zu zahlen, einfach davonbrausten. +++ Mehr zur Kriminalitätsstatistik hier! +++

  • 400 Fälle von Tankbetrug wurden in Herne, Bochum und Witten in nur einem Jahr gemeldet
  • Tankstellen-Pächter beklagen: Betrüger kommen mit falschen Kennzeichen
  • Täter sind oft Profis und verstecken sich vor Kameras
  • Manche Autofahrer vergessen wirklich das Bezahlen

Preissteigerungen bei Benzin und Diesel im vergangenen Jahr

Über die genauen Ursachen lässt sich nur spekulieren, weil die wenigsten Täter darüber reden. Die Polizei geht aber davon aus, dass die Preissteigerungen – gerade beim Benzin und Diesel – im vergangenen Jahr zu den deutlich steigenden Fallzahlen beigetragen haben. Dazu kommt, dass auch wieder mehr Menschen unterwegs waren – ein Effekt, der wie bei anderen Kriminalitätsfeldern, auf wegfallende Corona-Beschränkungen zurückzuführen ist.

„Wenn die Tankfüllung nicht mehr 40 Euro, sondern 60 Euro kostet, kann es sein, dass der Anreiz höher ist“, sagt Kripo-Chef Ralf Gromann. Die Täterinnen und Täter gingen unterschiedlich vor. Es ist von organisierten Banden die Rede. Häufig waren es aber vermeintlich normale Kunden, die – zum Teil ohne Kennzeichen – vorfuhren, sich den Tank vollmachten und dann davonfuhren, ohne zu zahlen. Die Tankbetrugszahlen sind nicht auf die drei Städte aufgeschlüsselt.

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Tankbetrüger sind meistens nachts an den Tankstellen unterwegs

„Manchmal kommen immer wieder dieselben Täter, aber jedes Mal haben sie ein anderes Kennzeichen“, heißt es von einer Aral-Tankstelle in Herne. Beliebt sei bei den Tankbetrügern vor allem die Nachtzeit. „Tagsüber sind noch viel mehr Menschen da, die aufpassen.“ Auch andere Tankstellen bestätigen genau dieses Vorgehen.

Die Fahrzeuge seien oft mit gestohlenen oder selbst gemachten, ausgedachten Kennzeichen ausgestattet. Oft gebe es auch wechselnde Fahrzeuge. „Wenn man auf die Videoaufnahmen sieht, merkt man aber, dass das Profis sind. Es sind Leute, die schon rückwärts aus dem Auto aussteigen, um nicht von den Kameras gefilmt zu werden. Die schauen da genau hin.“

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Freie Tankstelle genauso betroffen wie große Ketten

Kripo-Chef Ralf Gromann beklagt 400 Tankbetrügereien in nur einem Jahr in Herne, Bochum und Witten.
Kripo-Chef Ralf Gromann beklagt 400 Tankbetrügereien in nur einem Jahr in Herne, Bochum und Witten. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Zum Opfer werden große Ketten genauso wie freie Tankstellen. Bei der SB-Tankstelle Wiegand an der Sodinger Straße in Herne zeigt sich, dass sich die Täter selbst von Überwachungsmaßnahmen nicht abhalten lassen. „Das ist denen egal“, sagt Inhaber Ingolf Wiegand. „Die nutzen ein hohes Arbeitsaufkommen an der Kasse, aber selbst wenn jemand daneben steht, passiert das.“

„Meistens haben sie vorne andere Kennzeichen als hinten oder gar keines“, sagt Wiegand. „Das ist so frech.“ Den Schaden, trage zum Glück für den Pächter die Mineralölgesellschaft. „Aber für uns ist das natürlich mit zusätzlichem Arbeitsaufwand verbunden. Wir müssen das zur Anzeige bringen. Das kostet alles Zeit.“

Es gibt auch Tankbetrüger „aus Versehen“ – und Stammkunden, die wegfahren

Dass mal nicht gezahlt werde, sei übrigens auch nicht nur böse Absicht. Mitunter gehe in der Routine auch zahlungswilligen Menschen unter, zum Zahlen an die Kasse zu laufen. „Das ist auch schon Stammkunden passiert“, heißt es an der Aral-Tankstelle. Das seien dann aber die Fälle, bei denen man schnell eine einvernehmliche Lösung finde. Und auch den – aus Tankstellenbetreiber-Sicht – noch schöneren Fall gebe es. „Es gibt Leute, die wollen tanken und kommen zum Bezahlen rein. Dabei haben sie gar nicht getankt und nur neben ihrem Auto gestanden.“