Herne. Die Gewalt in Herne hat nach dem Wegfall etlicher Corona-Beschränkungen wieder zugenommen. Ein wenig trägt dazu auch die Cranger Kirmes bei.
Die Gewalt in Herne hat wieder zugenommen. Gegenüber dem Jahr 2021 stiegen die Zahlen deutlich an. Allerdings sei dieser Effekt auch auf die Corona-Zeit zurückzuführen, heißt es von der Polizei, die am Dienstag die Kriminalität-Jahresstatistik vorstellte. Es sei keine allgemeine Entwicklung.
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Statistik: So viel Gewalt wie vor Corona in Herne
486 Mal kam es im vergangenen Jahr zu Straftaten wie gefährlicher und schwerer Körperverletzung (Vorjahr: 331). „Das ist etwa auf dem Niveau der Vor-Corona-Jahre“, sagt Kripo-Chef Ralf Gromann. Auffällig allerdings: Im Vergleich zu den ebenfalls zum Polizeipräsidium Bochum gehörenden Städten Bochum und Witten waren in Herne die Veränderungen in diesem Bereich größer.
Aus Gromanns Sicht gibt es in Herne keine klassischen Brennpunkte, keine einschlägig bekannten brutalen Banden oder Tatmuster. Es sei wie überall, dass es im Umfeld von Kneipen und Gastronomie zu mehr Vorfällen komme als in ruhigen Wohngegenden. Wie überall seien die Zahlen deshalb gestiegen, weil nach dem Wegfall vieler Beschränkungen wieder mehr Menschen aktiv sind.
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Cranger Kirmes nach Pause – wieder überhaupt Straftaten in diesem Bereich
Ein Alleinstellungsmerkmal hat Herne dann aber doch: Was auch zur Veränderung beiträgt, ist die Cranger Kirmes, die in den beiden Vorjahren ausgesetzt war. Das Volksfest auf Crange mit Hunderttausenden Besuchern lockte 2022 gleichermaßen feiernde Gäste wie Berufskriminelle an. Es kam zu Diebstählen und Schlägereien. Das sei aber schlichtweg der Menschenmasse einer Großveranstaltung geschuldet, betont Polizeipräsident Lukat. Er sehe absolut kein Kriminalitätsproblem auf der Cranger Kirmes. Auf die Besucherzahlen gesehen, sei die Zahl der Straftaten nicht auffällig. In der Statistik für die Stadt Herne falle die Zahl aber ins Gewicht.
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Jörg Lukat kommt dann doch noch auf den Buschmannshof zu sprechen. Dieser sei kein Gewalt-Hotspot, aber eine Baustelle, die angegangen werde. Dort versuche man, als Polizei durch Präsenz fortlaufend ein Sicherheitsgefühl zu vermitteln. Oft seien es kleinere Maßnahmen, vielleicht kleinere Umbauten. „Es ist auch die Frage, wie man die Beleuchtungssituation verändern kann.“ Nicht immer sehe man als Normalbürger, dass die Polizei dort aktiv ist. Bei etlichen Einsätzen seien die Beamten auch in Zivilkleidung unterwegs.
Sorgen wegen des rüden Umgangs mit Polizistinnen und Polizisten
Eine Zunahme von Beleidigungen und Gewalt sei auch im Umgang mit Polizistinnen und Polizisten zu spüren. „Das Verhalten gegenüber Uniformträgern ist anders, als ich das vor 40 Jahren kennengelernt habe“, sagt Jörg Lukat. Das Bochumer Präsidium wirbt deshalb auch ausdrücklich um Respekt gegenüber Beamtinnen und Beamten.
Auf anderen Kriminalitätsfeldern hatte es im Vorjahr nur wenige spektakuläre Veränderungen gegeben. Die Zahl der Wohnungseinbrüche war zwar leicht gestiegen, liegt aber immer noch unter den Zahlen der Vor-Corona-Jahre – ein Effekt, den sich auch die Polizei nicht gänzlich erklären kann. Was ebenfalls unverändert sind: Straftäter sind weiter männlich. Nur etwas mehr als 20 Prozent der Straftaten werden durch Frauen begangen.
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Trotz des großstädtischen Umfelds sieht die Polizei Herne immer noch als vergleichsweise sicheren Ort. Kriminalitätsfreiheit werde es nicht geben. Aber es lebe sich „recht sicher“ hier, betont Lukat. Auf 100.000 Einwohner kommen im Bereich des Präsidiums gut 8500 Straftaten – weniger als in Städten wie Duisburg, Dortmund und Gelsenkirchen, aber etwas mehr als im Landesschnitt mit 7600 Straftaten, oft durch Mehrfachtäter begangen.