Herne. In Herne will die Stadtverwaltung in allen Straßen Fotos der gesamten Umgebung machen, auch von den Häusern. Was hinter der Aktion steckt.

Das Ganze funktioniert so ähnlich wie Google Street View: Die Stadt Herne will ein Fahrzeug in alle Straßen schicken, das Fotos von der gesamten Umgebung macht. Mit Hilfe der hochauflösenden Bilder entstünden so Panoramabilder des gesamten öffentlichen Straßenraums, heißt es im Rathaus. Das Besondere: Unterfüttert werden soll die dreidimensionale 360-Grad-Ansicht mit Daten, die geladen werden können – zum Beispiel die Größen der gezeigten Gebäude oder die Abstände zwischen Bäumen.

Durch das digitale Panorama-Abbild der Stadt inklusive der Laserscan-Daten habe das Rathaus vielfältige Anwendungsmöglichkeiten, sagte Benno Schmeing, Leiter des städtischen Fachbereichs Kataster und Geoinformation, nun im Ausschuss für Digitales, Infrastruktur und Mobilität. Das zeigten Erfahrungen aus anderen Städten, die den Service schon nutzten, darunter Gelsenkirchen und Mülheim. Mit Hilfe der Bilder müssten städtische Bedienstete in vielen Fällen keine Vor-Ort-Termine mehr einstielen und durchführen, es reiche ein Blick auf den Bildschirm. Auf diese Weise reduziere sich der Arbeitsaufwand erheblich, Anträge könnten schneller bearbeitet werden, und letztlich werde so auch der Bürgerservice verbessert.

Herne: In Mülheim sind Bilder „nicht mehr verzichtbar“

„Es ist so, als würde man da stehen“: Benno Schmeing, Leiter des städtischen Fachbereichs Kataster und Geoinformation in Herne.
„Es ist so, als würde man da stehen“: Benno Schmeing, Leiter des städtischen Fachbereichs Kataster und Geoinformation in Herne. © Stadt Herne | Thomas Schmidt

Bislang müssten städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter etwa immer ausrücken, wenn sie beispielsweise für Baugenehmigungen ein Grundstück begutachteten. Gleiches gelte, wenn sie die Zugänglichkeit oder Erschließung von Grundstücken prüften, Routen für die Straßenreinigung aufstellten oder Koordinaten und Höhen für Straßenplanungen aufnähmen. In vielen dieser Fälle reiche künftig ein Blick auf das Straßenpanorama. „Es ist so, als würde man da stehen“, sagte Benno Schmeing.

Weitere Beispiele: Wie ist der energetische Zustand eines bestimmten Gebäudes? Wie geht es den Bäumen in einer x-beliebigen Straße? Wurde eine geförderte Fassadenbegrünung auch umgesetzt? Wie ist die Verkehrssituation an einer bestimmten Stelle? Fragen wie diese, so hieß es im Ausschuss, könnten bald oftmals mit einem Klick beantwortet werden. Gemeinsam mit den anderen vorhandenen Daten der Stadt, darunter Straßenplänen und seit einiger Zeit auch den Luftbildern, ergebe sich so ein noch genaueres Abbild der Stadt. Das Resümee der Stadt Mülheim: Im Tagesgeschäft seien die Panoramabilder „nicht mehr verzichtbar“, hieß es im Ausschuss.

+++ Nachrichten aus Herne – Lesen Sie auch: +++

Erstes Kaufhaus im Land: Herner City Center feiert 50 Jahre
Neuer Tunnel in Herne: 752-Meter-Röhre unter A 42 und A 43
Stern-Ärzteliste: Das sind die Top-Mediziner aus Herne

In Herne will die Stadt jetzt alle Straßen auf einer Länge von rund 400 Kilometer abfahren und fotografieren lassen, sagte Schmeing. Eine entsprechende Ausschreibung soll noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden, ebenso sollen 2023 bereits Fotos gemacht und die Laserscan-Daten gesammelt werden. Die Panoramabilder sollen dann 2024 zur Verfügung stehen.

Mit Kameras und Laserscannern sind die Autos ausgestattet, um in Herne den öffentlichen Verkehrsraum zu fotografieren.
Mit Kameras und Laserscannern sind die Autos ausgestattet, um in Herne den öffentlichen Verkehrsraum zu fotografieren. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Die Stadt Herne will das Projekt nicht allein durchführen, sondern im Verbund mit dem RVR und anderen Ruhrgebietsstädten. Dadurch sollen Kosten gesenkt werden, und es soll nicht nur ein lokaler, sondern sogar ein überregionaler Datenbestand aufgebaut werden. Die Kosten bei der Stadt Herne liegen bei rund 55.000 Euro, heißt es. Alle zwei Jahre soll die Straßenpanorama-Befahrung dann wiederholt werden.

Auf Nachfrage der Politik sagte Benno Schmeing, dass die Daten nicht von Bürgerinnen und Bürgern eingesehen werden könnten und sollten, sondern nur von der Stadt, Stadttöchtern und Kooperationspartnern. Der Ausschuss lobte den Vorstoß – und gab grünes Licht für das Vorhaben.