Herne. Nach überstandener Pandemie verzeichnet die Herner Stadtbibliothek wieder eine steigende Zahl an Nutzern. Ihnen wird ein neuer Service geboten.
Nach dem Corona-Knick kehren die Besucherinnen und Besucher in die Stadtbibliotheken in Herne-Mitte und in Wanne zurück. Und mit einer neuen Technik können sie deutlich unkomplizierter als in der Vergangenheit Bücher ausleihen und zurückgeben.
Bibliotheksleiterin Dorothé Schlautmann freut sich, dass sie im vergangenen Jahr wieder deutlich mehr Besucher an den beiden Standorten empfangen konnte. Insgesamt zählte die Stadtbibliothek 119.519 Nutzer, 73.945 in Herne und 46.474 in Wanne. Dass die Bibliotheken nach wie vor attraktiv zu sein scheinen, zeigt der Vergleich zum Jahr 2021, als wegen Corona einige Monate geschlossen war. Damals kamen 50.922 Nutzerinnen und Nutzer nach Herne, 23.683 nach Wanne. Allerdings sind beide Bibliotheken noch ein Stück von den Vor-Corona-Zahlen entfernt, als die Gesamtzahl der Besucher bei fast 170.000 lag.
Vielleicht trägt die jüngste Investition ja dazu bei, dass die Zahlen weiter steigen: Beide Eingangsbereiche wurden in den vergangenen Monaten neu gestaltet und vor allem mit neuer Technik ausgestattet. So ist die Theke - und damit eine Barriere - verschwunden, Nutzer können an Einzelserviceplätzen ihre Bücher oder andere Medien ausleihen oder zurückgeben. Oder sie machen es gleich ganz eigenständig - an den neuen Selbstverbuchungsterminals.
Beim Besuch der Herner WAZ demonstrierte Schlautmann, wie einfach und schnell das System funktioniert. Der Nutzer legt seine Medien auf eine bestimmte Stelle, das Gerät erkennt diese Medien automatisch, weil diese nun mit einem Funkchip ausgestattet sind. Dann muss der Nutzer nur noch seinen neuen, ebenfalls technisch aufgerüsteten Bibliotheksausweis unter den Scanner halten - schon ist er fertig. Auf Wunsch spuckt das Gerät eine Quittung aus. Die Abgabe soll in ein paar Wochen noch unkomplizierter funktionieren. Nutzer stellen Bücher oder DVDs einfach in ein „intelligentes“ Rückgaberegal. Die Buchstützen sind nämlich mit Antennen ausgerüstet, die die elektronische Kennung der Medien identifizieren. Diese Lösung sei nicht nur für die Nutzer bequem, die Bibliotheksmitarbeiter würden von Routinetätigkeiten entlastet, so Schlautmann.
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Vorreiter sei Herne mit dieser Technik allerdings nicht, „das gehört längst zum Standard bei Bibliotheken“, so Schlautmann. Die Realisierung des Gesamtprojekts habe rund 400.000 Euro gekostet, das Land habe 80 Prozent der förderfähigen Kosten übernommen.
Bibliotheken wandeln sich zum „3. Ort“ neben dem Zuhause und dem Arbeitsort
Schlautmann berichtet, dass sich ihre Bedeutung nach und nach verändere. Sie entwickle sich zu einem Aufenthaltsort. In der Bibliotheksszene gebe es dafür bereits den Begriff des „3. Ortes“ - neben dem Zuhause und dem Arbeitsort. In der Bibliothek träfen sich zunehmend Menschen, um beispielsweise miteinander zu lernen. Das sei zwar auch vor Corona der Fall gewesen, nehme jetzt aber immer mehr Fahrt auf. In diese Richtung denkt auch Schlautmann weiter. Ihr schwebt vor, die Aufenthaltsqualität zu erhöhen, zum Beispiel mit einer Lounge-Ecke sein oder sogar einem kleinen Café.
Bei den Ausleihen nehme das Buch immer noch eine sehr wichtige Stellung ein, so Schlautmann, allerdings gebe es Verschiebungen: Sachliteratur sei nicht mehr so nachgefragt, weil man diese Inhalte schnell im Internet nachschauen könne. Enorm boomen würden Kindermedien und Romane. Gut entwickelt habe sich seit dem Start im vergangenen Jahr das Streaming-Angebot „Filmfriend“. Bislang seien 1685 Filme auf diese Weise abgerufen worden. Auf der anderen Seite schrumpfe die Nachfrage nach DVDs und CDs. Und im „Pressreader“, der Zeitungen und Zeitschriften enthält, seien 111.605 Artikel aufgerufen worden.
Auch die Nutzung des Verbunds „Onleihe Ruhr“ wachse stetig. Darüber seien im vergangenen Jahr etwa 52.000 Medien „ausgeliehen“ worden. Interessant: Obwohl es sich bei den Büchern in der „Onleihe Ruhr“ um elektronische Dateien handelt, werden nicht beliebig viele Kopien zur Verfügung gestellt. Seien sie gerade in Benutzung, müssten die Leser warten. Von Bestsellern gebe es wegen der hohen Nachfrage gleich mehrere Dateien. Doch manche Bestseller suchen die Nutzer vergeblich im Angebot. Der Grund: Manche Autoren weigerten sich, dass von ihren Werken E-Books verliehen werden.
>>> DER BIBLIOTHEKSBUS
• Investitionsbedarf sieht Dorothé Schlautmann beim Bibliotheksbus. Der stamme aus dem Jahr 2007 und sei sprichwörtlich „in die Jahre gekommen“.
• Als Nachfolgelösung sei ein E-Bus im Gespräch. Doch dafür müsse zunächst die Finanzierung geklärt werden.