Herne. Fußball-Bundesliga, Lego, Pokémon oder „Bibi & Tina“ – Sammelkarten gibt es zu den verschiedensten Themen. Der Herner Thomas Jung hat sie alle.
„Hab’ ich, hab’ ich, hab’ ich. Den nicht, willst Du tauschen?“ So oder so ähnlich verlaufen seit Generationen Gespräche von Jugendlichen, die Sticker oder Karten sammeln. Thomas Jung würde immer „hab’ ich“ sagen. Egal, ob Fußball-Bundesliga, Lego Ninjago, Pokémon oder „Bibi & Tina“ – der Herner hat sie alle. Denn er hat sie zu seinem Beruf gemacht.
Des Rätsels Lösung: Der 38-Jährige betreibt den Onlineshop „Stickermarkt24“. Damit ist er nach eigener Aussage für den Endkundenbereich einer der größten Anbieter bundesweit. Wenn man sich durch seine Seite klickt, begegnet einem wirklich alles, was Fans sammeln: von Minecraft über Fortnite bis zu Disney Frozen und LOL Surprise, bei den Stickern sind es Eiskönigin 2, Feuerwehrmann Sam – und erst die Fußballabteilung… Eltern sollten sich also gut überlegen, ob sie ihren Kindern diese Berichterstattung zeigen.
Thomas Jung sammelte als Kind auch Fußballbilder
Als Kind habe er selbstverständlich auch Fußballbilder gesammelt, erzählt Thomas Jung im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Er kennt die Tauschverhandlungen auf dem Schulhof. Wie bei den allermeisten anderen Menschen erlahmte die Begeisterung mit zunehmendem Alter, „ich hatte keine Lust mehr“. Wie sie zurückkehrte und er zum Profi wurde? Der Zufall lenkte seine berufliche Laufbahn in die Sammlerszene. Jung hatte eine Anstellung als Maschinenbautechniker, doch „ich hatte immer schon den Drang, mich selbstständig zu machen. Mir fehlte nur der passende Artikel“, so Jung. Den entdeckte er 2018 beim Blick aus seinem Büro, als er ein paar Jungs beim Tauschen von Karten beobachtete.
Jung räumte seine Garage leer und begann damit, Sammelkarten im Internet anzubieten, zunächst über Ebay und Onlinemarktplätze. Er habe viel ausprobiert und sei schnell gewachsen – was sich auch in der Tatsache widerspiegelt, dass er 2020 seinen eigenen Onlineshop eröffnet hat und aus der Garage in die Räume einer ehemaligen Gaststätte gezogen ist – die aber auch schon wieder aus allen Nähten platzen.
Wie wird man erfolgreich mit Sammelkarten? „Zu Beginn haben wir viel ausprobiert, die Kunst besteht darin, Trends zu erkennen. Da gibt es viele Feinheiten“, so Jung. Deshalb recherchieren er und seine Frau viel im Internet, auch bei der Spielwarenmesse in Nürnberg schauen sie nach Neuheiten. Fußball beispielsweise sei ein Klassiker und eigentlich immer eine sichere Sache, auch wenn das Album für die WM in Qatar nicht gut gelaufen sei, weil in Deutschland kein WM-Fieber entstanden sei. Bevor Jung seine Ware einkauft, schaut er im Internet, wie oft die Karten oder Figuren schon angeboten werden oder ob sie auf den Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram oder Tiktok ein Thema sind. Ist das der Fall, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch beim Stickermarkt24 nachgefragt werden. Eine Garantie gebe es nicht. Auch Jung hat Artikel, die sprichwörtlich als Ladenhüter in den Regalen liegen. Doch inzwischen sei sein Geschäft so groß, dass er diesen Verlust mit anderen Dingen ausgleichen könne.
Außerdem beschränke sich das Sortiment nicht allein auf Karten und die dazugehörigen Alben. Jung hat auch die verschiedensten Sammelfiguren im Angebot. Das können kleine Lego-Figuren sein, aber auch LOL-Puppen oder Baby-Born-Figuren. Im Moment ein Renner: Elastikorps-Figuren. Dabei handelt es sich um gummiartige Spielzeugmonster, die man ziehen, quetschen, knoten und formen kann und die durch Schütteln wieder ihre ursprüngliche Form annehmen. Auf der Videoplattform Tiktok kursieren inzwischen etliche Filmchen, die die „Fähigkeiten“ der Figuren zeigen.
Ein weiterer Faktor für den Erfolg sei die Foto-Qualität, mit der die Produkte im Internet präsentiert werden. „Professionelle Bilder sind wichtig für den Webauftritt“, so Jung. Deshalb setzt er seine Produkte selbst ins rechte Licht. Das scheint bei den Fans anzukommen. Pro Jahr würden rund 30.000 Sendungen den Shop in Holthausen verlassen. Die kleinste Einheit sei die einzelne Sammelkarte, die vielleicht noch in einem Album fehle.
Kunden auch aus China und Australien
Jung beliefert nur Endkunden – die kämen in erster Linie aus dem ganzen Bundesgebiet und dem deutschsprachigen Raum, aber auch aus Europa und sogar aus China und Australien würden Bestellungen eingehen. Und so will er weiter wachsen und sucht schon nach größeren Räumen.