Dortmund. Mit dem 4:1 gegen Hertha BSC gelang dem BVB der achte Pflichtspielsieg in Serie. Julian Brandt sprach nach dem Spiel über den Dortmunder Lauf.

Karim Adeyemi lief alles andere als rund, als er am frühen Sonntagabend die Mannschaftskabine von Borussia Dortmund verließ und zu einem der bereitstehenden Autos humpelte. Der Nationalspieler aber lächelte. Er fühle sich gut, sagte Adeyemi, aber mehr könne er nicht sagen. Denn der lädierte linke Oberschenkel werde erst genauer untersucht. Am Montag folge schließlich die Diagnose Muskelfaserriss. Damit wird Adeyemi mindestens drei Wochen ausfallen.

BVB: Adeyemi auch gegen Hertha BSC überragend

Der Auftritt nach dem Spiel war schon ein bemerkenswerter Kontrast zu den Bildern, die den 4:1 (2:0)-Sieg des BVB gegen Hertha BSC überlagert hatten. Nach einer guten halben Stunde nämlich hatte Adeyemi den Platz verlassen müssen, gestützt von zwei Betreuern und mit Tränen in den Augen. Die meisten der 81.365 Zuschauer sangen seinen Namen, aber das half in diesem Moment wenig – denn der Angreifer hatte sich verletzt.

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Er hatte gerade mit einem fulminanten Antritt den Berliner Abwehrspieler Filip Uremovic zur Staffage degradiert, da war ihm ein Stich in den Oberschenkel gefahren. Adeyemi griff sich schon an die schmerzende Stelle, während er mit dem betroffenen linken Bein dennoch eine präzise Hereingabe schlug, die Donyell Malen nur über die Linie drücken musste (31.). Das 1:0 hatte Adeyemi gleich selbst gemacht, als er den von Marco Reus wohl als Torschuss gemeinten Ball mit der Hacke elegant ins Tor streichelte (27.).

Es sah so aus, als würde dies Adeyemis Abend werden, der Nationalspieler ist ja schon seit einigen Tagen in bestechender Form. Doch nun droht ihm eine längere Pause – und das wäre dann doch ein empfindlicher Dämpfer für die gute Stimmung, die dieser Spieltag über Dortmund gebracht hatte.

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BVB gewinnt auch die schwachen Spiele zuverlässig

Dabei hatte das Spiel gegen die Hertha nicht wirklich nach einem 4:1-Sieg ausgesehen, es war über weite Strecken eine zähe Angelegenheit. „Aber das nehme ich so gerne mit“, sagte Julian Brandt grinsend – und lieferte gleich eine Erklärung nach, warum der BVB aktuell auch die schwachen Spiele zuverlässig gewinnt: „Wir sind momentan extrem effizient beim Ausnutzen unserer Torchancen“, meinte der Nationalspieler.

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Und so kam auch nach dem Berliner Anschlusstreffer durch Lucas Tousart (46.) nur kurzzeitig Nervosität auf – man weiß in Dortmund inzwischen, dass man viele Spieler hat, die jederzeit eine Partie entscheiden können. Gegen Berlin war es Kapitän Marco Reus, im Champions-League-Spiel gegen den FC Chelsea (1:0) am Mittwoch noch 90 Minuten auf der Bank, der einen sehenswerten Freistoß zum 3:1 beitrug (76.). Und in der 90. Minute veredelte Brandt einen abermals guten Auftritt mit seinem Treffer. „Wir haben ein gewisses Selbstverständnis, das wir uns durch unsere Siege erarbeitet haben“, meinte Brandt nach dem achten Pflichtspielsieg in Serie. „Aber die Gefahr ist, dass man sich auf so etwas ausruht und denkt, es wird schon irgendeiner richten.“

Borussia Dortmund jetzt punktgleich mit Bayern München

Auch das ist Teil des neuen Dortmunder Selbstverständnisses, dass der Blick geschärft bleibt für Dinge, die noch besser laufen oder zur Gefahr werden können. Aktuell ist das auch: das Tabellenbild. Findet zumindest Julian Brandt. Neun Punkte hat der BVB in den sechs Ligaspielen seit der Winterpause auf den FC Bayern aufgeholt, man ist nun punktgleich mit dem Rekordmeister, wegen der schlechteren Tordifferenz aber vorerst auf Rang zwei.

Engagiert am Spielfeldrand: BVB-Trainer Edin Terzic am Sonntag bei der Partie gegen Hertha BSC.
Engagiert am Spielfeldrand: BVB-Trainer Edin Terzic am Sonntag bei der Partie gegen Hertha BSC. © AFP | AFP

Da wird die Meisterschaft doch automatisch zum Thema, oder? „Wir schauen nur von Spiel zu Spiel“, sagt Rechtsverteidiger Marius Wolf und das sagt auch Trainer Edin Terzic. Julian Brandt aber ist kein Mann für solche Phrasen und er weiß auch, dass das berühmte „Wir schauen nur auf uns“ nicht funktioniert, wenn überall im Stadion Bildschirme hängen, die Ergebnisse und Tabelle zeigen. Und die Fans sangen ohnehin schon lange vor Abpfiff von der Deutschen Meisterschaft.

BVB-Profi Julian Brandt warnt vor Übermut

Aber auch Julian Brandt wiegelt erst einmal ab, wenn es um den Titel geht: „Wir haben erst den 21. Spieltag, die zweite Hälfte der Saison hat gerade erst angefangen“, meint er. „Wir dürfen jetzt nicht anfangen zu glauben, dass wir unbesiegbar sind.“ Aber ein bisschen zu träumen, das ist beim BVB erlaubt: „Wenn wir am 27., 28., oder 29. Spieltag noch vorne mit dabei sind, ist alles drin“, sagte Brandt – bevor er sich zufrieden grinsend auf den Weg zu seinem Auto macht.