Herne. Herne will gemeinsam mit Gelsenkirchen, Bochum und Bottrop einen Telenotarzt anstellen. Wie der Mediziner künftig echte Leben retten soll.
Die Herner Feuerwehr will gemeinsam mit anderen Städten aus dem Ruhrgebiet einen Telenotarzt installieren. Der Mediziner soll vom Computer-Arbeitsplatz heraus Leben retten und andere Einsatzkräfte unterstützen. Kooperationspartner für das Projekt „Telenotarzt Mittleres Ruhrgebiet“ sollen die Städte Gelsenkirchen, Bochum und Bottrop sein. Eine entsprechende Vereinbarung sei am Donnerstag bekräftigt worden, erklärt der Herner Rettungsdienst-Leiter Philipp Hapig. Start soll 2024 sein.
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Telenotarzt soll per Video und Funk-Daten direkten Kontakt zum Patienten haben
„Das ist ein ganz großer Schritt nach vorne“, sagt Hapig. Die Feuerwehren versprechen sich von dem Projekt eine Qualitätsverbesserung bei Notfalleinsätzen. Der Mediziner soll ausdrücklich nicht zum Patienten herausfahren, sondern in der Leitstelle sitzen. Er soll Rettungskräfte am Einsatzort unterstützen, indem er sich auf digitalem Weg an die Einsatzstelle begibt. Es sei denkbar, dass der Arzt sich per Videoübertragung ein Bild vom Patienten machen kann. Hapig: „Wir wollen in jedem Fall die medizinischen Parameter übertragen.“ Wie sehr das an jedem Einsatzort technisch funktioniere, sei offen. Aber der Weg sei richtig.
Die entsprechende Ausrüstung dafür sollen dann die mit Notfallsanitätern besetzten Rettungswagenbesatzungen mitführen. Sie können sich Rat und Unterstützung holen, wenn kein anderer Notarzt vorhanden ist. Auch im Einsatz befindliche Notärzte sollen sich von den Medizinern am Monitor eine zweite Meinung einholen können. Hapig: „Das ist ein Backup. Man kann mal auf ein EKG schauen, ohne dass man selbst unter dem Druck der Einsatzsituation in der Patientenwohnung ist.“
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Feuerwehr Herne: Telenotarzt ist keine Sparmaßnahme
Die Installation des Telenotarztes ist deshalb aus Sicht der Herner Feuerwehr, die das Projekt sehr begrüßt, keine Sparmaßnahme. Der Notarzt soll zeitgleich für mehrere Städte verantwortlich sein. Ohnehin ist aktuell nur bei einem Teil der Rettungsdiensteinsätze auch ein Notarzt dabei. Die Medizinerinnen und Mediziner sind meist auch mit einem eigenen Fahrzeug unterwegs.
Ziel sei, dass innerhalb des laufenden Jahres die technischen Voraussetzungen für den Betrieb geschaffen werden, erklären die Verantwortlichen bei der Herner Feuerwehr um Feuerwehr-Leiter Marco Diesing. Der Betrieb – so der aktuelle Sachstand – soll zum Jahreswechsel 2024 starten. Wenn die Detailplanung steht, muss auch noch die Politik in den Städten über die Finanzierung entscheiden. Erste Ideen waren der Politik bereits Ende 2021 vorgestellt worden.
Der Notarzt soll mehrere Patienten zeitgleich betreuen können. Sehr gute Erfahrungen gebe es bereits in Hagen, wo das Modell schon seit einigen Jahren erprobt werde, heißt es. Das Land hatte Telenotarzt-Modelle forciert.
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30.000 Einsätze für den Rettungsdienst der Feuerwehr Herne im Jahr
Alleine bei der Herner Feuerwehr sind im Rettungsdienst bereits 180 Kräfte, verteilt auf mehrere Schichten im Einsatz. Die Personalsituation sei im Vergleich zu anderen Städten noch nicht so angespannt, dass man akut Alarm schlagen müsse, erklärt Feuerwehr-Chef Diesing. So sei nur eine Stelle unbesetzt. „In der Summe haben wir aber zu wenige ausgebildete Kräfte.“ Im Werben um qualifiziertes Personal sei deshalb auch wichtig, auf moderne Technik zurückgreifen zu können.
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Die Herner Feuerwehr hatte im vergangenen Jahr alleine 30.000 Einsätze im Rettungsdienst. Davon sei ein Drittel regulären Krankentransporten zuzuschreiben gewesen. Der restliche Anteil entfalle auf Notfalleinsätze. Herne hat sieben Rettungswagen im Einsatz. Fünf davon werden von der Stadt selbst besetzt. Jeweils einer ist an die privaten Dienste der Johanniter und von Falck vergeben.