Herne. Während eines Einsatzes verschwindet ein Medikament aus einem Rettungswagen. Der Täter könnte selbst in Lebensgefahr sein. Alle Hintergründe.
Die Herner Feuerwehr warnt nach einem Medikamenten-Diebstahl aus dem Rettungswagen dringend den Täter. Es sei lebensgefährlich, das Medikament einzunehmen. Die Einsatzkräfte wurden bestohlen, während sie einem anderen Menschen halfen.
+++ Das könnte Sie auch interessieren: Bekannte Modekette schließt Filiale in Herne +++
Einsatz am Bahnhof in Herne – Rettungswagen war nicht verschlossen
Der Vorfall ereignete sich am Morgen des Neujahrstages. Der Rettungsdienst war gerade am Bahnhof Herne im Einsatz. Dort war es zu einem Notfall gekommen. Während die Rettungskräfte sich um den Patienten kümmerten, griff offensichtlich jemand in den Rettungswagen und stahl das Notfallmedikament.
Es sei nicht die Regel, dass ein Rettungswagen während des Einsatzes offenstehe, sagt Stephan Launhardt, diensthabender Lagedienstführer an dem Morgen. „Wenn wir irgendwo ankommen, nehmen wir normalerweise unsere benötigte Ausrüstung mit aus dem Wagen und schließen dann ab.“
+++ Herne: Streit um Böller eskaliert – Frau schwer verletzt +++
Nicht immer kann der Rettungswagen verschlossen werden – Rettung geht vor
Das könne man aber nicht in jedem Einsatz so praktizieren. Komme man beispielsweise direkt an eine Einsatzstelle, bei der ein Patient auf der Straße liege, dann parke die Feuerwehr den Rettungswagen direkt daneben. Die Behandlung läuft aus dem Rettungswagen heraus. Auch bei komplexen Rettungssituationen, zum Beispiel einem akuten Unfall, gebe es immer noch die Möglichkeit, dass der Rettungswagen nicht verschlossen wird. „Manchmal müssen wir auch rennen. Bei solchen Situationen ist immer Adrenalin im Spiel“, sagt Launhardt. Man könne auch schlicht einmal vergessen, das Auto zu verschließen, wenn es um Leben und Tod gehe. Er betont: „Wir machen unseren Kollegen hier ausdrücklich keinen Vorwurf.“
Leider komme es doch immer wieder vor, dass auch Retter während eines Einsatzes bestohlen werden, sagt Launhardt, was den Vorgang nicht harmloser mache. Es gibt zahlreiche Schilderungen solcher Fälle deutschlandweit, bis hin zu ganzen Koffern mit Betäubungsmitteln. Auch in Herne habe es schon einmal Medikamentendiebstähle gegeben.
+++ Auch interessant: So geht es mit dem Cranger Weihnachtszauber weiter +++
Täter oft Drogenabhängige – was führen die Rettungswagen in Herne überhaupt mit?
Täter sind oft Drogenabhängige. Für diese habe sich der Diebstahl in Herne allerdings sicher nicht gelohnt, betont Launhardt. „Wir führen in Herne auf den Rettungswagen keine Medikamente mit, die unter Betäubungsmittel zählen.“ Das gelte für die städtischen Wagen genauso wie für die beauftragten Privatunternehmer. Solche schweren Medikamente wie Morphium transportiere in Herne nur der Notarzt, der in der Regel mit einem eigenen Fahrzeug unterwegs ist. In Städten, in denen die Medikamente im Rettungswagen transportiert werden, sind solche Betäubungsmittel zusätzlich in einem abschließbaren Schrank gesichert und nicht griffbereit.
Die Feuerwehr hatte bereits am Sonntag mit einem öffentlichen Aufruf über Instagram und Facebook versucht, den Täter vom Bahnhof zu warnen. Es könne lebensgefährlich sein, das Medikament zu sich zu nehmen. Anders als bei Betäubungsmitteln sei es aber auch kein Medikament, das auf dem Schwarzmarkt oder unter Junkies einen Abnehmer finden werde.
+++ Auch interessant: 84-Jähriger fährt mit Auto durch Fensterscheibe von Zurbrüggen +++
Polizei bittet um Hinweise auf die Täter
Zum Namen und zur genauen Art des Medikamentes will sich die Feuerwehr mit Blick auf die laufenden Ermittlungen nicht äußern. Bei der Polizei sind die Ermittlungen in der Sache unterdessen erst angelaufen. Man könne sich aktuell dazu noch nicht äußern, hieß es am Dienstag auf Nachfrage. Die Polizei kündigte weitere Informationen für die nächsten Tage an. Aktuell bittet die Polizei um Hinweise unter Telefon 0234/9094441.