Herne. Gesucht: eine Sozial- und Jugend-Expertin für Hernes Stadtspitze. Wie viele Bewerbungen es gibt, das weitere Verfahren, die Wohnsitzauflage.
Zum 1. Januar 2023 ist Hernes Sozial-, Gesundheits- und Sportdezernent Johannes Chudziak zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe in Münster gewechselt. Seine Beigeordnetenstelle ist seitdem unbesetzt. Das wird auch vorerst noch so bleiben, weil das Besetzungsverfahren längst nicht abgeschlossen ist. Bis zum Ablauf der Frist am 9. Januar seien 13 Bewerbungen bei der Stadtverwaltung eingegangen, berichtet Stadtsprecher Christoph Hüsken auf Anfrage.
Wie viele Frauen und wie viele Männer sich beworben haben, dürfe er nicht sagen. Wie berichtet, gibt es einen Konsens in Politik und Verwaltung, dass eine Frau die Nachfolge von Johannes Chudziak (44) antreten soll, weil sich Herne zurzeit die Peinlichkeit eines rein männlichen Stadtvorstandes leistet. Die SPD hat innerhalb der Ratskoalition mit der CDU ein Vorschlagsrecht für die Besetzung der Stelle. Gewählt wird das neue Mitglied des sechsköpfigen Verwaltungsvorstandes am Ende des Verfahrens vom Rat.
Wie geht es nun weiter? Die Stadt prüfe zurzeit die Bewerbungen und erstelle einen Bewerberspiegel für die Politik, so Hüsken. Am 27. Januar werde OB Frank Dudda im Ältestenrat - ein inoffizielles Gremium des Rates - einen Vorschlag für den weiteren Zeitablauf machen. Herr des Verfahrens und des weiteren Ablaufs sei jedoch der Rat, betont der Stadtsprecher. Bei der Besetzung von Beigeordnetenstellen war es in der Regel üblich, dass sich aussichtsreiche Kandidatinnen und Kandidaten bei Ratsfraktionen und -gruppen vorgestellt haben.
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Wie berichtet, ist das vakante Dezernat IV neu zugeschnitten worden und umfasst künftig die Bereiche Soziales, Kinder-Jugend-Familie und Gesundheit. Als Favoritin für die Chudziak-Nachfolge galt vor der Ausschreibung Jugendamtsleiterin Stephanie Jordan (43), die in OB Dudda (SPD) einen starken Fürsprecher haben soll.
Auch die Nachfolgerin von Johannes Chudziak soll in Herne wohnen
Die neue Dezernentin/der neue Dezernent muss nach Amtsantritt nicht nur inhaltliche Erwartungen erfüllen: Laut Ausschreibung sollte sie/er den Wohnsitz in Herne haben bzw. nehmen. Verbindlich eingefordert werden kann dies aus rechtlichen Gründen allerdings nicht. Dieser „sanfte Druck“ war zuvor auch auf alle anderen Beigeordneten ausgeübt worden - mit einer Ausnahme: Der von der CDU vorgeschlagene Rechts- und Ordnungsdezernent Frank Burbulla sah sich vor seiner Wahl im Mai 2015 nicht mit dieser Forderung konfrontiert. Er wohnte und wohnt nach wie vor in Hattingen.
Während Baudezernent Karlheinz Friedrichs, Schuldezernent Andreas Merkendorf und Johannes Chudziak diese indirekte Präsenzpflicht erfüllen bzw. erfüllten, zog es Kämmerer und Stadtdirektor Hans Werner Klee vor, auch nach seiner Wahl im Dezember 2012 seinen Lebensmittelpunkt weiterhin in Bochum-Langendreer zu haben, obwohl er zuvor öffentlich einen Umzug nach Herne angekündigt hatte. Er bezog allerdings einen Zweitwohnsitz in Herne. An dieser Situation habe sich nichts geändert, so der Kämmerer auf eine aktuelle Anfrage der WAZ. Und: „Im Übrigen ist dies Privatsache.“
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Die nächsten regulären Wechsel in der Stadtspitze stehen 2024 an, wenn Klee und Friedrichs vor Ablauf ihrer achtjährigen Amtszeit aus Altersgründen in den Ruhestand gehen. Die erste Amtszeit von Frank Burbulla endet 2023. Alles andere als eine Wiederwahl inklusive Aufwertung des Aufgabenbereichs wäre eine Überraschung.