Herne/Lützerath. „Grüne Grundwerte nicht verraten: Lützerath muss bleiben“, so die Forderung eines offenen Briefes. Zwei prominente Herner Grüne unterstützen das.
Die Räumung von Lützerath und die Fortsetzung des Braunkohleabbaus in diesem Gebiet stoßen auch bei Herner Grünen auf Widerspruch. Mit Justus Lichau und Fabian May unterstützen zwei Stadtverordnete einen von Grünen-Mitgliedern auf Bundesebene initiierten offenen Brief.
„Grüne Grundwerte nicht verraten: Lützerath muss bleiben“ lautet die Überschrift des am Mittwoch parteiintern veröffentlichten Appells, den neben Lichau und May bis Freitagmittag bereits mehr als 2000 Mitglieder unterzeichnet haben. Tenor: Man könne die Räumung des Dorfes weder verstehen noch hinnehmen. Und: Der im Herbst „ausgehandelte Deal mit dem Energiekonzern RWE droht mit den Grundsätzen unserer Partei zu brechen“ und sei ein Bruch mit dem Pariser Klimaabkommen.
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Bei diesem Vorstoß handele es sich aus seiner Sicht nicht um einen Angriff gegen die Parteispitze, sondern um den „verzweifelten Versuch“, vielleicht doch noch eine Änderung herbeizuführen, betont Justus Lichau im Gespräch mit der WAZ. Er habe Mittwoch von dem Brief erfahren und das Bedürfnis gehabt, sich zu solidarisieren. Diese Initiative komme sehr spät, räumt der 22-Jährige ein. Parteiinterne Positionierungen dieser Art habe es aber bereits in der Vergangenheit gebeben. Und: Entscheidend sei die Kohle unter dem Dorf und nicht das Dorf selbst. Zumindest theoretisch gebe es zeitlich noch etwas Luft bis zum Abbau der Kohle, so Lichau.
Herner Linke: Räumung nützt allein Konzerninteressen von RWE
Für Samstag, 14. Januar, haben Umweltverbände wie der BUND und Greenpeace sowie Initiativen zu einer Großdemonstration in Lützerath aufgerufen, für die auch Greta Thunberg ihre Teilnahme angekündigt hat. Er werde aus zeitlichen Gründen nicht dabei sein, sagt Lichau. Auch von der Herner Kreisgruppe des BUND werde niemand an der Demo im rheinischen Braunkohlerevier teilnehmen, erklärt Vorstandsmitglied Rolf Reinholz auf Anfrage. Er halte es für legitim, dass friedlich protestiert und demonstriert werde. Die Energiewende sei „verpennt“ worden. Außerdem seien die Interessen von RWE hier „hoch gehalten worden“. Die aktuelle rechtliche Lage sei allerdings eindeutig, was er als „alter Beamter“ akzeptiere, so der Pensionär, der 47 Jahre bei der Stadt Herne beschäftigt war.
In einer Pressemitteilung positioniert sich auch die Herner Linkspartei gegen die Räumung von Lützerath. Das Verfeuern der Kohle unter dem Dorf sei weder nötig für die Energiesicherheit in Deutschland noch sei es mit dem 1,5-Grad-Limit des Pariser Klimaschutzabkommens kompatibel, so Linken-Co-Sprecherin Rosa Mühlstrasser. Die Beschlüsse nützten allein den Profit-Interessen des Konzerns RWE. Er sei in der vergangenen Woche vor Ort in Lützerath gewesen, berichtet Co-Vorsitzender Patrick Gawliczek. Der Blick an der Abbruchkante des Tagebaus habe ihm erst die Dimensionen der Zerstörung klargemacht: „Man blickt in ein tiefes Loch mit einer Fläche etwa halb so groß wie Herne.“