Herne. Sollen die Wandmosaike von Edmund Schuitz weg? Wie weit war der Künstler in Nazi-Ideologie eingebunden? Die Grünen scheitern mit Aufklär-Antrag.
Der Herner Künstlerbund schaltet sich in den Streit um den Erhalt der Kunstwerke des verstorbenen Künstlers Edmund Schuitz im Eickeler Hallenbad ein. Das zweigeteilte Werk „Hochzeit von Amphitrite und Poseidon“ sei ausdrücklich erhaltenswert, sagt der Künstlerbund-Vorsitzende Hans-Jürgen Jaworski. Die Tatsache, dass Schuitz NSDAP-Mitglied gewesen sei, will Jaworski nicht als Argument für die Entsorgung der riesigen Wandmosaike gelten lassen.
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Werk von 1954 hängt an Stirnwand im stillgelegten Hallenbad Eickel
„Müsste nicht einiges mehr weg aus Herne, aufgrund seiner Entstehungsgeschichte – unabhängig davon, ob es Kunst ist“, fragt Jaworski in einem offenen Brief. Das 1954 erschaffene zweiteilige Werk hängt an der Stirnwand des 2016 stillgelegten Hallenbads Eickel.
Schuitz soll von 1936 bis 1945 NSDAP-Mitglied gewesen sein. Ihm seien zudem Mitgliedschaften im faschistischen italienischen Studentenbund „Giovanni Universitari Fascisti Roma“ (1934 bis 1936) und in der „Deutschen Arbeitsfront“ DAF (1936-1945) nachgewiesen worden, hieß es seitens der Stadtverwaltung. Schuitz’ Tochter hielt dagegen, dass er später im Entnazifizierungsverfahren entlastet worden sei (WAZ berichtete mehrfach).
Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass die Sicherung des Kunstwerkes 100.000 Euro kosten werde. Es besteht wenig Hoffnung, dass es dafür Fördermittel gibt. Trotz politischer Initiativen für den Erhalt gibt es aktuell keine Aktivitäten der Stadtverwaltung in diese Richtung.
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Künstlerbund: Übers Geld bestimmen diejenigen, die nicht unbedingt Ahnung von Kunst haben
„Weil das Hallenbad weg soll, müssen auch die Mosaiken weg“, sagt der Künstlerbund-Vorsitzende Jaworski nun mit Blick auf die Stadtverwaltung. „Und dafür wäre es am besten, wenn sie als lokales kunsthistorisches Erbe als nicht erhaltenswert valuiert würden.“ Genau das Gegenteil sei aber bescheinigt worden. „Die Hallenbad-Mosaiken von Edmund Schuitz sind erhaltenswerte Kunstwerke und damit auch nicht unwichtige Zeugnisse der lokalen Kunstgeschichte, womit Herne bestimmt nicht zu sehr ausgestattet ist.“
Es stelle sich die Frage, wer in Herne entscheidet, was Kunst ist und was nicht, sagt Jaworski. Aber das sei vielleicht auch völlig egal, „weil es um die Kunst gar nicht geht, sondern letztlich ums Geld, über das häufig diejenigen bestimmen, die nicht unbedingt Ahnung von Kunst haben“.
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Grüne scheitern mit Antrag auf Informationsveranstaltung zu Nazi-Kunst in Herne
Die Herner Grünen scheiterten unterdessen im städtischen Kulturausschuss mit einem Antrag, eine öffentliche Informations- und Diskussionsveranstaltung zu dem Thema „Nazikunst in Herne“ zu veranstalten. Es sei wichtig „im Vorfeld zu untersuchen, welche und wie viele Kunstwerke von ehemaligen Mitgliedern der NSDAP sich in Herner Museen, Sammlungen und im öffentlichen Raum befinden und wie diese im Hinblick auf ihre Erhaltungswürdigkeit zu beurteilen sind“.
Volker Bleck (SPD) erklärte den Antrag für „nicht zielführend“. Maria Schmidt (CDU) empfahl: „Wenn die Grünen eine Infoveranstaltung machen wollen… Aber nicht auf Kosten der Stadt!“ Peter Liedtke (Grüne) hielt dagegen, dass der Umgang mit der Kunst und Zusammenhänge zum Nationalsozialismus auch eine Sache von Bildung seien und deshalb genau richtig angesiedelt.