Herne. In Herne wurde im Sportpark Eickel eine Bombe gefunden. Der DSC Wanne-Eickel spielte sogar wochenlang im Wissen der Bombe unter dem Spielfeld.
Nach der erfolgreichen Entschärfung der Bombe im Sportpark Wanne-Eickel klafft ein Loch im Rasen. Für die Sportler bleibt die Erleichterung. Vor allem die Fußballer des DSC Wanne-Eickel hatten jahrelang nur einen guten Meter über einer scharfen Bombe gespielt.
„Als wir das gehört haben, war das schon ein komisches Gefühl“, sagt Sebastian Westerhoff, der Trainer der ersten Mannschaft des DSC Wanne-Eickel. Die Fußballer hatten bereits vor einigen Wochen erfahren, dass dort eine Bombe direkt unter dem Spielfeld vermutet wurde. „Wir haben uns gedacht, wenn es wirklich gefährlich wäre, würde man uns wohl nicht mehr auf das Feld lassen.“
Die Stadt hatte den Verein offensichtlich frühzeitig informiert, während man die breite Öffentlichkeit im Unklaren ließ. „Die Erkundung ist routinemäßig erfolgt, weil im Stadion Arbeiten zur Erneuerung der Tartanbahn bevorstehen“, sagte Stadtsprecher Christoph Hüsken bereits am Donnerstag in einer Mitteilung. Warum nicht rechtzeitig breiter informiert wurde, bleibt am Freitag offen.
440 Menschen müssen für Entschärfung der 250-Kilo-Bombe den Bereich verlassen
440 Menschen hatten am Donnerstag kurzfristig ihre Wohnungen und Arbeitsstätten verlassen müssen. Die Offene Ganztagsschule der Freiherr-vom-Stein-Grundschule musste vorzeitig die Betreuung beenden. Auf der Sportanlage mussten Trainingsstunden abgesagt oder verschoben werden. Die britische 250-Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg musste noch am Donnerstag kurzfristig entschärft werden, nachdem sie am Vormittag freigelegt worden war. Sie war nach der Auswertung von Luftbildern und ersten vorsichtigen Sondierungen entdeckt worden.
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Die Bombe hatte gut 80 Jahre seit dem Zweiten Weltkrieg unter dem Spielfeld gelegen. Wie kann das sein, wo der Sportpark doch erst 1955 eingeweiht wurde? Ein Blick ins WAZ-Archiv zeigt noch Erinnerungen an die Eröffnung am 3. Juli 1955. Damals fand die Einweihung mit dem Feldhandballspiel Jugoslawien gegen die Tschechoslowakei vor 10.000 Zuschauern statt – ein Riesending.
Vorher hatte sich aber an der gleichen Stelle bereits der Wanne-Eickeler Sportplatz befunden. Darauf muss die Bombe bei einem Fliegerangriff gefallen und nicht explodiert sein. Ein Blick in das Loch der mittlerweile freigelegten Bombe zeigt, dass man die alte „Hundewiese“ für den Bau des neuen Platzes offensichtlich nur mit neuen Erdschichten überdeckt hatte. Dabei übersah man wohl die in Gestein eingegrabene, aber nicht explodierte Bombe. Auch bei weiteren Arbeiten wie der Erneuerung des Rasens fiel die Bombe nicht auf.
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Wie geht’s nun weiter im Sportpark in Wanne-Eickel?
Das Stadion ist vorerst nicht bespielbar. Aktuell eignet sich der Platz eher zum Fußball-Golf mit „Loch 1“ am Anstoßpunkt. Im Rasen klaffte auch am Freitag noch unverändert der Krater, den die Arbeiter und die Entschärfer der Bezirksregierung zurückgelassen hatten. Ein Großteil des Rasens hat dank ausgelegter Schutzplatten den Einsatz unbeschadet überstanden. Rund um den Mittelkreis ist der Platz aber erst einmal hinüber. Wann ist die Anlage wieder bespielbar? Gibt es weitere Verdachtspunkte? Die Fragen ließ die Stadtverwaltung am Freitag auf Nachfrage der Redaktion unbeantwortet.
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Für die erste Herren-Mannschaft des DSC Wanne-Eickel wird der Platz-Ausfall ausnahmsweise nicht zum Problem. „Das Gute ist, wir haben kein Heimspiel mehr in diesem Jahr“, sagt Sebastian Westerhoff. Auf dem Platz werde wegen der frühen Dunkelheit derzeit auch nicht trainiert. „Der Platz hat kein Flutlicht. Es betrifft uns deshalb nicht.“
Den Gegnern der vergangenen Heimspiele hatte der DSC übrigens nichts von der Bombe unter dem Platz verraten, erzählt der Trainer. Das sei vielleicht ein Fehler gewesen. „Dann hätten wir vielleicht das eine oder andere Heimspiel mehr gewonnen.“
Wer kann sich vielleicht noch an die Nachkriegsjahre auf der „Hundewiese“ erinnern? Welche unserer älteren Leserinnen und Leser hat vielleicht sogar die Bombardierung als Augenzeuge an dieser Stelle erlebt? Wir freuen uns über Hinweise unter 02323/9526-34.