Herne. Der Ex-Partner der wegen Doppelmords angeklagten Mutter aus Herne spricht vor Gericht von einem Schockmoment – aber auch Harmonie in der Liebe.

Im Kindermordprozess gegen eine dreifache Mutter aus Herne hat sich deren jüngster Lebenspartner (39) am Montag vor dem Bochumer Schwurgericht an die Zeit mit der 33-Jährigen erinnert. „Wir hatten sehr viel Spaß“, erklärte der Vater einer Tochter. Die Kenntnis von Mordermittlungen habe ihn „einfach nur baff“ zurückgelassen.

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Kennengelernt hatte der Metallbauer aus Dorsten die Hernerin im Herbst 2021 über ein Dating-Portal. „Ich hatte sie angeschrieben und daraus hat sich dann auch eine schöne Beziehung entwickelt“, so der Zeuge. Recht schnell habe das Paar ein symbolisches Liebesschloss an einer Brücke in Köln aufgehängt, Tagesausflüge unternommen, Zukunftspläne geschmiedet. „Ich habe mich bei ihr sehr wohl gefühlt“, gab der Ex-Partner zu.

Mutter soll mit Tochter des Freundes hervorragend umgegangen sein

Auch mit seiner Tochter sei die Hernerin geradezu blendend umgegangen: „Die Kleine saß direkt am ersten Besuchstag bei ihr auf dem Schoß, obwohl sie sonst sehr schüchtern ist.“ Der Tod zweier Kleinkinder der Hernerin in den Jahren 2011 und 2021 sei nur selten ein Thema gewesen. „Wenn das aufgerollt wurde, ging es ihr nicht gut“, sagte der Zeuge. „Ich weiß nur, dass sie von plötzlichem Kindstod gesprochen hat.“

Mit Blick auf den zweiten Todesfall habe die Angeklagte ihm später erklärt, dass der Junge angeblich bereits Lungenprobleme gehabt habe und dann eines Tages „im Schlaf erstickt“ sei. Nach Angaben der Angeklagten soll dabei angeblich auch Asbest in der alten Wohnung eine Rolle gespielt haben. Trauer um ihre zwei toten Kinder habe die 33-Jährige so gut wie nie erkennen lassen.

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Schockiert nach Befragungen der Kriminalpolizei

Die Inobhutnahme ihres dritten Kindes durch das Jugendamt habe sie ihm gegenüber unter anderem mit „Problemen mit ihrem Ex-Mann“ erklärt. Außerdem habe es in diesem Fall Vorwürfe des Kindesmissbrauchs gegen einen Babysitter gegeben, berichtete der Zeuge. Nachdem er dann im Februar 2022 überraschend von der Kriminalpolizei zu Mordermittlungen gegen die Mutter befragt worden sei, sei er „schockiert“ gewesen, so der Ex-Partner. Doch die 33-Jährige habe ihm gegenüber sofort beteuert: „Ich habe damit nichts zu tun.“

Knapp zwei Monate später, am 12. April 2022, war die Angeklagte wegen Doppelmordverdachts festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft der Mutter vor, 2011 und 2012 zwei Kinder erstickt zu haben, unter anderem weil sie ihrer Partylust im Wege standen. Im Jahr 2018 soll die 33-Jährige darüber hinaus einen Erstickungsversuch bei ihrem dritten Kind verübt haben. Zu den Vorwürfen schweigt die Hernerin im Prozess.