Herne. Aus Dortmund kommt Spott für den Weihnachtsbaum auf dem Cranger Weihnachtszauber. Und nun kommen auch noch deutliche Zweifel an der Größe auf.
Wer hat wirklich den längsten Baum? Mit 45 Metern Höhe rühmt sich der Cranger Weihnachtszauber, über den „weltweit größten mobilen Weihnachtsbaum“ zu verfügen. Jetzt kommen Zweifel auf. Ein WAZ-Leser will mit einem Laser-Messgerät nachgemessen haben und zu einem ernüchternden Ergebnis gekommen sein. Die Cranger Veranstalter bleiben dabei: „Unser Baum ist 45 Meter hoch.“
- Ein Anwohner behauptet, der Baum auf dem Cranger Weihnachtszauber habe gerade einmal gut 30 Meter Höhe
- Die Veranstalter um Sebastian Küchenmeister verteidigen ihre 45 Meter
- Der Veranstalter des Dortmunder Weihnachtsmarktes erklärt den Baumfrieden, stichelt aber erneut gegen Crange
- Der Cranger Baum ist aus Kunstfichte, für den Dortmunder Baum „sterben“ 1000 echte Bäume
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Angeblich mit dem Laser-Gerät nachgemessen: Nur 30 Meter Höhe?
Hat Crange wirklich den Größten und Höchsten? Nie im Leben! Das behauptet ein WAZ-Leser, der anonym bleiben will, aber angeblich das Laser-Messgerät gezückt hat und beim Baum nachgemessen haben will: Der Baum sei gerade einmal schlappe 30 Meter hoch! Das unterstellt der „angebliche Anwohner“ und greift damit Zweifel auf, die auch schon im vergangenen Jahr immer wieder mal von Betrachtern geäußert wurden. Während die Größendiskussion bislang immer für Schmunzler und genüssliches Philosophieren über die Schätzungen sorgte, spricht der Kritiker aus der Nachbarschaft nun gleich eiskalt vom „Baum-Betrug“.
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Veranstalter des Cranger Weihnachtszaubers: Der Baum hat 45 Meter
Das weist Weihnachtszauber-Sprecher Alex Talash weit von sich: „Entweder ist das Laser-Gerät nicht richtig geeicht oder es ist eine Inszenierung des Dortmunder Weihnachtsmarktes.“ Die Konstruktion (unter anderem zwei Gastronomie-Etagen plus das Baumgerüst) sei im Baubuch mit 45 Metern angegeben. Die Dortmunder hatten dem Cranger Veranstalter Sebastian Küchenmeister schon 2018 unterstellt, dass sein Baum niedriger sei als der Dortmunder, der auch mit 45 Metern angegeben wird. Die Dortmunder bezeichneten auch den Weihnachtszauber abwertend in einem Pressebericht als „Dorfkirmes“. Sie werben damit, einen „echten Baum“ zu haben. Zum Hintergrund: Der Dortmunder Baum wird aus 1000 Fichten zusammengesetzt. Der Cranger Baum ist dagegen mit Kunstfichte verkleidet und aus Cranger Sicht sogar nachhaltiger.
Größenvergleich auch schon bei der Cranger Kirmes
Von seiner Agentur stamme die Attacke jedenfalls nicht, sagt Dortmunds Weihnachtsmarkt-Sprecher Fabio Knust, ebenfalls auf Nachfrage. Und auch der Dortmunder Weihnachtsmarkt-Chef Patrick Arens beschwichtigt. Das sei kein neuer Angriff. Am Anfang sei der Wettstreit „eine interessante Frage“ gewesen. Mittlerweile sei der Weihnachtszauber etabliert: „Wir gönnen den Jungs den Erfolg“, sagt Arens, der selbst Schausteller ist und stichelt doch wieder etwas Richtung Crange: „Wenn die meinen, dass die Glühweinbude mit Gummibaum ein großer Weihnachtsbaum sein soll ...“
Ein Größenvergleich beschäftigt Crange und die Schausteller nicht erst seit dem Weihnachtszauber. Die Cranger Kirmes rühmt sich, das größte Volksfest in Nordrhein-Westfalen zu sein. Mit diesem Titel wollte über viele Jahre auch die Rheinkirmes in Düsseldorf werben. Mittlerweile nennen sich die Düsseldorfer nur die „Größte Kirmes am Rhein“. Die Städte duellierten sich bereits vor Jahren mit unterschiedlichen Zählweisen. Crange rühmte sich, die meisten Besucher pro Tag zu haben, Düsseldorf warb mit der insgesamt höchsten Besucherzahl. Zur Cranger Kirmes 2009 plakatierte das Herner Stadtmarketing frech: „Düsseldorf x 1,5 = Crange“.
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Im Guinness-Buch wurde auch bereits der „größte schwimmende Weihnachtsbaum“ der Welt erfasst, angeblich satte 85 Meter über der Wasseroberfläche hoch. Und der Streit über den größten Weihnachtsbaum weltweit tobt seit Jahren fast alle Kontinente umfassend: Der angeblich höchste künstliche Weihnachtsbaum soll 2016 in der Stadt Colombo in Sri Lanka gestanden haben. Er soll sage und schreibe 72,1 Meter hoch gewesen sein. Alleine der Stern auf der Spitze soll sechs Meter gemessen haben. Ob der Baum auch mobil war, ist nicht überliefert. Allerdings wirkte das Monstrum nicht besonders hübsch. Und über die Schönheit lässt sich noch besser streiten als über die Länge.