Herne. Knapp 170 Bäume will die Stadt Herne für zwei große Bauprojekte fällen. Wo die Säge kreisen soll und wie die Verwaltung den Schritt begründet.
Die Stadt Herne will für zwei Bauprojekte knapp 170 Bäume fällen. Für die neue Feuer- und Rettungswache in Horsthausen sollen 150 Bäume abgeholzt werden, für den Neubau und die Sanierung an der Mont-Cenis-Gesamtschule in Sodingen 19 weitere Bäume. Das geht aus einem Bericht der Stadt an die Politik hervor. Nur knapp die Hälfte der Bäume soll ersetzt werden.
170 Bäume – „das ist eine schockierende Zahl“, sagt Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert. In seinem Stadtbezirk sollen die Bäume gefällt werden. Er bekennt: „Als ich das gelesen habe, bin ich fast hintenrübergefallen.“ Und doch: Die Pläne der Stadt klängen zunächst einmal plausibel, sagt er zur WAZ. Die neue Feuer- und Rettungswache soll für 140 Millionen Euro auf einer Fläche von rund 30.000 Quadratmetern – das entspricht etwa vier Fußballplätzen – an der Ecke Castroper Straße/Hölkeskampring entstehen. Geplant ist auf dem Areal eine Art Campus mit mehreren Gebäuden. Auch an der Gesamtschule leuchteten die Baumfällungen zunächst einmal ein. Bevor die Bezirksvertretung Sodingen kommende Woche aber über die Baumfällungen spricht und darüber abstimmt (Mittwoch, 26. Oktober, Akademie Mont-Cenis, Beginn 17 Uhr) wolle sich die Politik die Bäume gemeinsam mit der Stadt vor Ort aber noch anschauen. „Wir werden kritisch nachfragen“, verspricht Grunert.
Herne: Bäume wären nicht mehr vor Wind und Wetter geschützt
Zu den Baumfällungen. Für die neue Feuerwache, die bis 2027 gebaut werden soll, sollen auf dem Gelände – vor allem entlang des Hölkeskampring, der Werkshallenstraße und der Castroper Straße – besagte 150 Bäume weichen. Sie seien geschützt und hätten einen Stammumfang von über 80 Zentimetern, heißt es in der Beschlussvorlage. Dabei handele es sich überwiegend um Ahornbäume, teilweise auch Pappeln, Robinien, Weiden, Birken und Erlen. Ein Teil der Bäume müsse gefällt werden, weil dort gebaut werden soll, begründet die Stadt den Schritt. Weitere Bäume müssten gefällt werden, weil die Baugrube in den Wurzelbereich der Bäume hineinrage. Darüber hinaus müsse ein Großteil der Bäume entlang der Böschungen an der Castroper Straße und am Hölkeskampring abgesägt werden, da sie nach einem Abbruch der alten Gebäude nicht mehr vor Wind und Wetter geschützt seien und umfallen könnten. „Angesichts der unmittelbaren Nähe zu Bürgersteigen und Straßen stellt dies eine Verkehrsgefährdung von Objekten und Personen dar“, so die Stadt. Nicht zuletzt: Mehrere Bäume wiesen zudem Pilzbefall, Faulstellen oder nur ungenügend ausgeprägte Kronen auf. Die Fällarbeiten sollen vor dem Abriss der Bestandsgebäude vor Beginn der Brutzeit Anfang März 2023 abgeschlossen werden.
Als Ersatz will die Stadt 80 Laubbäume mit einem Stammumfang von 20 bis 25 Zentimetern auf dem Gelände der Feuerwache sowie in unmittelbarer Nähe pflanzen. Für die restlichen 70 Bäume plant die Stadt ein so genanntes Ersatzgeld von knapp 60.000 Euro. Üblicherweise fließe das Geld in Begrünungsmaßnahmen der Stadt, erklärt Bezirksbürgermeister Grunert (SPD).
Mont-Cenis-Gesamtschule: 65 neue Bäume geplant
An der Mont-Cenis-Gesamtschule erfordere der Abriss der 70er-Jahre-Gebäude, der Neubau sowie die Sanierung der bestehenden Gebäude die Fällung von 19 geschützten Bäumen, so die Stadt weiter. Dabei handele es sich unter anderem um Hainbuchen und Eschen mit einem Stammumfang mit mindestens 80 Zentimetern. Mindestens 30 Laubbäume mit einem Stammumfang von 20 bis 25 Zentimetern müssten ersetzt werden; die Planung sehe aber vor, dass insgesamt 65 neue Bäume gepflanzt werden – alle auf dem Schulgelände.
>>> WEITERE INFORMATIONEN: Bislang war nur von 13 Bäumen die Rede
Bislang hieß es, dass für die neue Feuer- und Rettungswache in Horsthausen nur 13 Bäume gefällt werden müssen. Darüber hatte die Stadt die Bezirksvertretung Sodingen vor anderthalb Jahren informiert.
Als Ausgleich sollten in unmittelbarer Nähe zwölf Laubbäume mit einem Stammumfang von 20 bis 25 Zentimetern gepflanzt werden. Nach einem Vor-Ort-Termin stimmte der Bezirk im Februar 2021 den Baumfällungen einstimmig zu.