Herne. Entsorgung Herne hat am Recyclinghof zahlreiche Jungbäume vertrocknen lassen. Und das gleich zweimal. Was die Stadttochter dazu sagt.
Baumpflege in Zeiten des Klimawandels: Entsorgung Herne hat am Recyclinghof an der Meesmannstraße zahlreiche Jungbäume vertrocknen und eingehen lassen. Nicht der erste Vorfall dieser Art, denn bereits vor drei Jahren hatten Bürgerinnen und Bürger auf ähnliche Missstände aufmerksam gemacht.
Ingrid Reckmeier vom Herner BUND brachte das Verhalten von Entsorgung Herne (EH) am Dienstag in der Sitzung des Naturschutzbeirates so auf den Punkt: „Die Stadt bittet Bürger, Bäume vor der eigenen Haustür in Dürrezeiten zu gießen. Und denn schafft Entsorgung Herne es nicht, eigene Mitarbeiter dazu zu bringen, mal den Schlauch in die Hand zu nehmen und die Bäume an der Meesmannstraße zu gießen? Das ist eine traurige Sache“, sagte die Sprecherin des Umweltverbandes, der von Bürgerinnen und Bürgern alarmiert worden war. „Ich stimme Ihnen zu 100 Prozent zu“, erklärte Carsten Sußmann, der seit Januar 2022 Chef bei Entsorgung Herne ist.
Die Bäume sind nach Angaben des BUND im Jahr 2018 im Bereich des Recyclinghofes als Kompensation für die mit dem Neubau dieser Einrichtung verbundenen Eingriffe in Natur und Landschaft angepflanzt worden. Aktuell seien sie in einem „entsetzlichen Zustand“. Nachträglich angebrachte Gießsäcke seien marode und hätten wohl nie ihren Zweck erfüllt.
Entsorgung Herne räumt eigene Versäumnisse ein
Der größte Teil der jungen Bäume entlang des Zaunes an der Meesmannstraße sei abgestorben, andere Bäume kränkelten sehr stark, bestätigte Sußmann im Beirat. Eine Zahl nannte er nicht. Und: Es sei aufgrund der extremen Wetterlage grundsätzlich schwierig geworden, junge Bäume zu etablieren, aber als Ausrede könne dies nicht dienen. „Entsorgung Herne hat es versäumt, Zuständigkeiten und Pflegeintervalle klar zu benennen und gegebenenfalls weitere notwendigen Pflegemaßnahmen zu beauftragen.“ Die Bewässerung von Jungbäumen sei – zum Teil über Gießsäcke – bis März von einem Mitarbeiter übernommen worden. Seit dieser im Krankenstand sei, „wurde die Aufgabe nur unzureichend erledigt“, so der EH-Vorstand.
Geschichte wiederholt sich: Bereits im Dezember 2019 hatte eine Hernerin im Ausschuss für Bürgereingaben beklagt, dass an dem im März 2018 eröffneten Recyclinghof rund die Hälfte der zahlreichen neu gepflanzten Bäume den Sommer 2018 nicht überlebt hätten. Im Sommer 2019 seien dann alle Bäume abgestorben gewesen. Auf ihre Hinweise an Entsorgung Herne und Stadtgrün habe sie keine befriedigenden Antworten erhalten. Ihre damalige Anregung: „Ich beantrage, dass die abgestorbenen Bäume möglichst schnell durch Neupflanzungen ersetzt werden und darauf folgend auch für die nötige Bewässerung gesorgt wird.“ Die Antwort von Entsorgung Herne im Dezember 2019 im Ausschuss: Die Schäden seien vor allem auf extreme Hitze und Trockenheit zurückzuführen, nicht auf eine mangelhafte Bewässerung. Und: Vor Neupflanzungen wolle man erst einmal das kommende Frühjahr abwarten.
Beiratsvorsitzender empfiehlt „Das geheime Leben der Bäume“
Und was passiert nun aktuell an der Meesmannstraße? Der städtische Entsorgungsbetrieb kündigte am Mittwoch im Naturschutzbeirat an, „zeitnah“ nach Möglichkeiten zu suchen, die abgestorbenen Bäume durch eine „klimaresistente Bepflanzung“ zu ersetzen. Dazu werde man den Rat von Stadtgrün und weiteren Fachleuten einholen, die sich mit der „Problematik von Dürresommern“ beschäftigten.
Das wollte Rolf Reinholz, Vorsitzender des Naturschutzbeirats, nicht so stehen lassen: „Man sollte sich nicht zu viele Gedanken über klimaresiliente Bäume machen. Jeder Baum muss gegossen werden.“ Im Übrigen empfahl er das Buch „Das geheime Leben der Bäume“. Autor Peter Wohlleben plädiere darin für einen Bewusstseinswandel und schärfe die Sinne für einen rücksichtsvolleren Umgang mit Bäumen, so Reinholz (auch) in Richtung Entsorgung Herne.
>>> Entsorgung Herne: Parkplatz ist nicht überdimensioniert
In einem Punkt widersprach Carsten Sußmann dem BUND im Beirat: Anders als von dem Verband behauptet sei der Parkplatz für den Wertstoffhof und den ebenfalls von Entsorgung Herne an der Meesmannstraße gebauten zentralen Betriebshof der Stadt nicht überdimensioniert.
Auf dem Areal seien 164 Parkplätze für Mitarbeitende des städtischen Entsorgungsbetriebs sowie 187 für das Personal der städtischen Fachbereiche eingerichtet worden. Das seien „lediglich“ 15 Stellplätze über die „erforderliche Zahl“ hinaus.
Zur Kritik des BUND, dass der Parkplatz kaum begrünt worden sei bzw. nicht als sogenannter Klimaparkplatz angelegt worden sei, sagte Sußmann: Es handele sich um eine ehemalige Deponiefläche, deshalb sei eine Pflanztiefe von maximal einem halben Meter erlaubt. Der Bau eines Klimaparkplatzes sei deshalb kaum umzusetzen gewesen.