Herne. Die Deutsche Umwelthilfe zeichnet den Wertstoffhof Herne aus. Welche Rolle Wasserstoff und verbogene Schallplatten bei der Beurteilung spielten.

Klirren, Scheppern, Krachen von nebenan untermalt die Gratulationsreden, was an diesem Ort wohl niemanden stört: Denn es ist dem geschäftigen Treiben auf Hernes Wertstoffhof zu verdanken, dass sich dieser nun „Grüner Wertstoffhof“ nennen darf. Die Deutsche Umwelthilfe zeichnete Entsorgung Herne am Mittwoch für ihr umweltfreundliches Wertstoffkonzept aus.

Marieke Hoffmann von der Deutschen Umwelthilfe übergab dem Vorstand von Entsorgung Herne Horst Tschöke (rechts) die Urkunde „Grüner Wertstoffhof“. In seiner Rede hob Oberbürgermeister Frank Dudda (Mitte) die Umweltbildungsarbeit für Kinder und Jugendliche hervor: „Man kann nicht früh genug anfangen zu sensibilisieren.“
Marieke Hoffmann von der Deutschen Umwelthilfe übergab dem Vorstand von Entsorgung Herne Horst Tschöke (rechts) die Urkunde „Grüner Wertstoffhof“. In seiner Rede hob Oberbürgermeister Frank Dudda (Mitte) die Umweltbildungsarbeit für Kinder und Jugendliche hervor: „Man kann nicht früh genug anfangen zu sensibilisieren.“ © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Wertstoffhof Herne sei ein Vorbild für andere Städte

„Der Wertstoffhof Herne kann anderen Städten als Vorbild bei der Frage dienen, wie man seiner Verantwortung für Ressourcen- und Klimaschutz gerecht werden kann“, sagt Marieke Hoffmann von der Deutschen Umwelthilfe vor der Urkundenübergabe. Neben einem überzeugenden Servicekonzept, überdachten, abgesenkten Containern und einem modernen Leitsystem lobt die Projektmanagerin für Kreislaufwirtschaft auch den Bereich Bildung und Wiederverwertung.

Im Werkraum bietet der Wertstoffhof Upcycling- und Naturkosmetikkurse an, wie Barbara Nickel (links) und Silke Gerster von Entsorgung Herne zeigen.
Im Werkraum bietet der Wertstoffhof Upcycling- und Naturkosmetikkurse an, wie Barbara Nickel (links) und Silke Gerster von Entsorgung Herne zeigen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

„Wir haben massenweise Schallplatten. Die Leute wollen die wegschmeißen – und wir gucken, was wir daraus noch machen können“, sagt Mitarbeiterin Silke Gerstler, die im Werkraum von umfunktionierten Kuchenformen, recycelten Kosmetiktaschen und Buchständern aus verformten Schallplatten umgeben ist. Den Umweltpreis verdankt der Wertstoffhof Herne nicht zuletzt seinem 130 Quadratmeter großen Besucher- und Workshopzentrum.

Wertstoffhof in Zahlen

Die Stadt Herne hat 6 Millionen Euro in den neuen Wertstoffhof investiert.

Im Durchschnitt zählt Entsorgung Herne 350 Anlieferungen täglich, am Wochenende sind es aber deutlich mehr.

Etwa 1.000 Kinder und 250 Erwachsene nahmen bisher am Umweltbildungsprogramm auf dem Wertstoffhof teil.

In diesem werden – parallel zur täglichen Wert- und Schadstoff-Annahme von Privathaushalten – Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Bereich Abfallvermeidung und Wiederverwertung sensibilisiert: beispielsweise in Repaircafés, Upcycling-Kursen, bei Tauschbörsen oder Kinderfesten.

Workshop zur Herstellung von mikroplastikfreier Kosmetik

„Dieses Shampoo wurde in unserem Naturkosmetik-Workshop hergestellt“, sagt Silke Gerstler und wiegt ein seifenähnliches Stück in den Händen, „Damit wollen wir auf die Problematik von Mikroplastik in Kosmetik hinweisen.“

Ein Sortiergreifer verlädt auf dem Wertstoffhof Herne Sperrmüll. Schon bald soll der Fuhrpark neben elektrobetriebenen auch durch Wasserstoff betriebene Fahrzeuge umfassen.
Ein Sortiergreifer verlädt auf dem Wertstoffhof Herne Sperrmüll. Schon bald soll der Fuhrpark neben elektrobetriebenen auch durch Wasserstoff betriebene Fahrzeuge umfassen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Horst Tschöke, Vorstand von Entsorgung Herne, freut sich, dass der Betrieb neben einer Photovoltaik-, Geothermie- sowie Wasserauffanganlage und einer elektrobetriebenen – bald sogar wasserstoffbetriebenen – Fahrzeugflotte auch für die Mitarbeitenden einen „besseren, vernünftigen Arbeitsplatz“ bereithält. Aber die Akustikprobleme in der 2018 an der Meesmannstraße eröffneten Wertstoff-Abgabehalle müsse man noch in den Griff zu bekommen, im Sinne der Belegschaft. Das Scheppern im Hintergrund gibt ihm Recht.