Herne. Die Claudiusschule in Herne-Wanne soll zum kommenden Schuljahr erweitert werden und eine Zweigstelle erhalten. Weshalb das auf Kritik stößt.

  • Die dreizügige Claudiusschule in Wanne soll um zwei weitere Eingangsklassen erweitert werden.
  • Dafür soll als Teilstandort das Gebäude der ehemaligen Astrid-Lindgren-Förderschule genutzt werden.
  • Schulausschuss stimmte trotz Kritik aus der Schulkonferenz für das Projekt.

Die Claudiusschule in Wanne soll bereits zum kommenden Schuljahr 2023/24 erweitert werden und einen neuen Teilstandort erhalten. Die bisher dreizügige Schule soll um zwei weitere Eingangsklassen ausgebaut werden. Dafür soll das alte Schulgebäude der ehemaligen Astrid-Lindgren-Förderschule an der Hedwigstraße reaktiviert werden. Die Mitglieder des Schulausschusses stimmten am Donnerstag einstimmig für das geplante Projekt. In der Schulkonferenz hatte es zuvor viele kritische Stimmen gegeben.

Der Hintergrund für diese kurzfristigen Pläne ist leicht erklärt: Die Schülerzahlen steigen und werden dies laut Schulentwicklungsplan auch weiterhin tun. Für diese Schülerinnen und Schüler gibt es jedoch schlicht zu wenig Plätze an den Grundschulen. So können laut Verwaltung im Stadtbezirk Wanne derzeit 322 Erstklässler an den vier Grundschulen aufgenommen werden, die Prognose sieht aber voraus, dass zum kommenden Schuljahr 377 Kinder einen Grundschulplatz benötigen.

Die Claudiusschule ist erst diesen Sommer nach einer Grundsanierung und Erweiterung wieder in das Gebäude an der Claudiusstraße gezogen. Zuvor hatte die Schule, um dem Baulärm zu entfliehen, den Schulbetrieb freiwillig für die zweijährige Bauzeit an die Hedwigstraße verlegt. Nun soll es also ab kommenden Sommer wieder zurückgehen – zunächst für zwei erste Klassen.

Kritik aus der Schulkonferenz der Claudiusschule

Die im Vorfeld des Schulausschusses einberufene Schulkonferenz der Claudiusschule zeigt laut offizieller Stellungnahme zur Beschlussvorlage „Verständnis dafür, dass eine Lösung für die Unterbringungsmöglichkeit für die vielen schulpflichtigen Kinder im Stadtbezirk Wanne gefunden werden muss“. Sie merkt aber auch an „dass Maßnahmen zur Ertüchtigung des Gebäudes notwendig sind und auch die Ausstattung der Claudiusschule angeglichen werden sollte. Spielmöglichkeiten auf dem Schulhof sollten geschaffen werden.“ Außerdem wird angeregt, dass ein Zebrastreifen an der Kreuzung Claudiusstraße/Hedwigstraße den Schulweg zwischen den Gebäuden sichere.

Bereits 2020 zog die Claudiusschule in das Gebäude der ehemaligen Astrid-Lindgren-Schule, um dem Baulärm am eigentlichen Standort zu entfliehen. Erst in diesem Sommer packten sie wieder die Sachen und zogen zurück.
Bereits 2020 zog die Claudiusschule in das Gebäude der ehemaligen Astrid-Lindgren-Schule, um dem Baulärm am eigentlichen Standort zu entfliehen. Erst in diesem Sommer packten sie wieder die Sachen und zogen zurück. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Nach WAZ-Informationen gab es in der Schulkonferenz weitere erhebliche Bedenken, die in der Stellungnahme zur Beschlussvorlage, die im Schulausschuss vorlag, nicht erwähnt werden. Diese bezogen sich etwa auf mangelndes Lehrpersonal sowie fehlende Sonderpädagogen für einen zweiten Teilstandort. Eltern fürchteten deshalb weniger Unterricht. Auch eine mögliche Mehrbelastung der Lehrkräfte durch das Wechseln der Standorte in den Pausen wurde kritisch gesehen.

Schulleiterin sieht keine Alternativen

„Bei allen Beteiligten sind Ängste da, dass die Schule nicht gut ausgestattet ist“, sagt Schulleiterin Britta Nutt-Winter gegenüber der WAZ. Es sei aber auch allen Beteiligten bekannt, dass es keine andere oder bessere Lösung gebe. Nach den zwei Übergangsjahren in der ehemaligen Astrid-Lindgren-Förderschule würden sie das Gebäude sehr gut kennen – „mit seinem Charme und seinen Macken“, so Nutt-Winter. Wichtig für sie sei, dass die Spielsituation auf dem Schulhof verbessert werde, die Elektrik sowie die digitale Ausstattung. Eltern würden sich zudem fragen, wonach entschieden werde, welches Kind in welche Schule kommt.

„Die Kinder im Stadtteil sollen einen Platz finden. Ich stehe dem Ganzen eher positiv gegenüber“, sagt Britta Nutt-Winter. Sie betont, dass das pädagogische Konzept mit klassenübergreifenden Freiarbeitsphasen auch am Teilstandort das gleiche sein werde. Inwieweit feste Lehrer an jedem Standort zum Einsatz kommen oder wechseln müssen, könne sie noch nicht sagen. Auch könne es sein, dass zwar zunächst die Erstklässler in dem Teilstandort starten aber später ein ganzer Jahrgang rüber wechsle. Fest stehe hingegen schon, dass es auch am Teilstandort eine OGS-Betreuung geben soll.

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Zum Schuljahr 2025/2026 sollen laut Beschlussvorlage „die baulichen, finanziellen und schulorganisatorischen Rahmenbedingungen für die Errichtung einer selbstständigen Grundschule am Standort Hedwigstraße 43/45“ geprüft werden. Die Schulkonferenz der Claudiusschule würde eine sofortige Neugründung einer zweizügigen Grundschule bevorzugen. Schulamtsleiter Dennis Neumann wies diesen Wunsch im Schulausschuss zurück: „Es wäre schon vom Zeitplan keine Möglichkeit gewesen, einen eigenständigen Schulstandort zu schaffen.“ Schließlich stünden bereits in der kommenden Woche die Anmeldungen fürs nächste Schuljahr. Außerdem sei eine eigenständige Schule für zwei erste Klassen nicht ökonomisch.

Neumann sagt vor dem Schulausschuss aber Investitionen zur Verbesserung der Bedingungen an der Hedwigstraße zu. So sollten etwa einige Fenster ausgetauscht und für eine bessere digitale Ausstattung gesorgt werden, um so „vergleichbare Lernbedingungen an beiden Standorten zu schaffen.“ Schuldezernent Andreas Merkendorf ergänzte: „Diese Dependance zu gründen ist ein guter Kompromiss und auch der einzige, den wir haben. Wir werden den Prozess aber begleiten und nicht erst 2026 auf Wiedervorlage legen.“