Herne. Die Dürre der vergangenen Wochen hat den Herner Wäldern zugesetzt. Viele alte Bäume werden sie nicht überstehen. Stadt spricht von „Katastrophe“.
- Hitze und Trockenheit haben den Herner Wäldern zu schaffen gemacht.
- Vor allem alte Bäume werden die Dürre nicht überstehen.
- Der aktuelle Regen hilft auch nicht, um sie zu retten.
Die Hitze und die Trockenheit der vergangenen Wochen haben den Bäumen in den Herner Wäldern zu schaffen gemacht. Mittlerweile hat es zwar wieder geregnet und auch in den kommenden Tagen soll es nass werden, aber: „Das Jahr 2022 ist für die Herner Wälder eine Katastrophe“, sagt Martin Pawlicki vom Fachbereich Stadtgrün der Stadt Herne. Er spricht von einer „extremen Dürre“. Das zeige der Bodendürremonitor des Helmholtz-Instituts. Dieser habe für den Herner Bereich eine extreme Dürre bis zu einer Bodentiefe von 1,80 Meter aufgewiesen. Für Bäume gerade mit flachen Wurzeln sei es deswegen nicht mehr möglich, genügend Wasser zu bekommen, auch alte Bäume hätten es schwer, so Pawlicki.
Die „große Katastrophe“: Gerade im Gysenberger und Constantiner Wald gebe es sehr viele alte – teils 150 oder 200 Jahre alte – Rotbuchen. Die Kronen dieser Bäume verlichteten sich, „das heißt, sie werfen ihre Blätter ab, und der Baum stirbt von oben herab ab“. Dass die Blätter schon jetzt von den Bäumen fallen und nicht erst im Herbst, liege daran, dass die Bäume über ihre Blätter Wasser verdunsteten. Um den Wasserverlust zu verringern, werfen sie ihre Blätter ab, so Pawlicki.
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Außerdem könne es vorkommen, dass voll belaubte, grüne Äste ohne Vorwarnung und ohne erkennbare Schäden einfach abbrechen. Sobald ein Baum viele solcher Abbrüche zeige, werde er entfernt. Birken beispielsweise kämen mit ihren flachen Wurzeln schon gar nicht mehr ans Wasser heran und trockneten „reihenweise“ ab.
Alte Bäume in Herne werden die Dürre nicht überstehen
2003 hat es laut Pawlicki den ersten Jahrhundertsommer mit extrem hohen Temperaturen gegeben. Das habe sich in den Jahren 2014, 2018, 2019 und 2020 fortgeführt. Im vergangenen Jahr habe es dann etwas mehr Niederschläge gegeben, was aber nicht dafür gesorgt habe, dass der Grundwasserspiegel wieder auf die richtige Höhe gekommen sei. „Dafür hätte es zwei oder drei Jahre so regnen müssen wie im vergangenen Jahr“, so Pawlicki. Der Grundwasserspiegel sei lange nicht mehr da, wo er mal war. „Das sehen wir auch an ganz vielen Quellen, die mittlerweile versiegt sind.“
Doch es gibt eine gute Nachricht: „Der Wald wird sich sicherlich erholen.“ Aber: „Von den älteren Bäumen werden wir uns wohl verabschieden müssen.“ Außerdem werde sich die Zusammensetzung der Baumarten zukünftig verändern müssen. Während Rotbuchen und Birken momentan „rasant schnell absterben“, seien mediterrane Vegetationstypen (Korkeichen, Stein- und Flaumeichen), Eßkastanie, Baumhasel und Schwarznuss gegen solche heißen Bedingungen resistenter.
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Trockene Böden können den Regen nicht schnell aufnehmen
Die ganz heiße Phase scheint jetzt erstmal überstanden zu sein, vergangene Woche fiel der erste Regen nach Wochen der Trockenheit. Doch können die ausgetrockneten Böden den Regen überhaupt so schnell aufnehmen? „Nein, es dauert sehr lange, um die extrem ausgetrockneten Böden wieder zu befeuchten“, sagt Pawlicki. Gerade bei Starkregenereignissen könne der Boden das Wasser nicht aufnehmen, und Überflutungen könnten die Folge sein. Besser sei ein leichter, dafür aber andauernder Regen, erklärt der Wald-Experte.
Insgesamt gebe es in Herne 248 Hektar Stadtwald. „Wir versuchen, jede mögliche Fläche, die nicht anders genutzt werden soll, aufzuforsten. Wir hoffen, dass die vor zwei Jahren neu angepflanzten Waldbereiche diese Dürreperiode irgendwie überstehen.“ Denn Stadtbäume könne man wässern – den Wald aber leider nicht.