Herne. Drei Tage lang reisten Besucher rund ums Schloss Strünkede zurück in die Zeit ab dem 6. Jahrhundert. Wegen Corona gab es Änderungen.

Es riecht nach Bratwurst und Knoblauchbrot, von weitem tönt ein Dudelsack, im Graben vor dem Schloss Strünkede in Herne plätschert ein Brunnen. Überall auf dem Gelände rund um das Wasserschloss aus dem 13. Jahrhundert herrscht buntes Treiben: Kleine Schwertkämpfe hier, Armbrustschießen dort, dazwischen ein Verkauf von Silberketten. 

Mittendrin: Ines Klindworth. Über ihren Lederschlappen trägt sie einen wallenden Zottelrock, über ihrem Überwurf baumelt ein großes Amulett und an ihren Gehstöcken hat sie Kojotenköpfe und Hasenfelle angebracht. "Ich besuche schon seit 10 Jahren Mittelaltermärkte, ich liebe das Flair einfach", sagt sie.

Herner Mittelaltermarkt: Eintauchen in eine andere Welt

Weil der Mittelaltermarkt im vergangenen Jahr pandemiebedingt ausfiel, war die Freude in diesem Jahr besonders groß. "Hier trifft sich eine richtige Community", sagt Klindworth. Im Vergleich zu den Vorjahren ist sie sich sicher: "Es fühlt sich an wie immer, der Markt ist super besucht."

Dabei gibt es einige Änderungen: Auf eine große Bühne und das klassische Ritterturnier müssen die Hernerinnen und Herner verzichten. Maximal 2500 Besucher sind gleichzeitig auf dem Gelände zugelassen, dabei gilt die 3G-Regel. Eine Maskenpflicht herrscht nicht. "Ich fühle mich aber sicher", sagt Besucherin Claudia. Sie taucht als Amazone mit schwarzer Ledercorage und einem irischem Schafsfell auf dem Rücken in den Mittelaltermarkt ein. "Es ist wie eine eigene Welt, eine Flucht aus dem Alltag", sagt ihr Begleiter Sascha, der sich als Waldläufer verkleidet hat.

In ihren Kostümen reisen Jenny und Martin Marotzki sogar bis ins 9. Jahrhundert zurück: In gewalkten Kleidern und mit Glasperlenketten sind sie mit Sohn Fritz (2) als Wikinger zum Mittelaltermarkt gekommen. "Glasperlen waren bei den Wikingern Zahlungsmittel", erklärt Martin Marotzki. Für Apfelkrapfen, Handbrot, Kartoffel-Waffeln, Bratwurst oder Schmuck aus Hufnägeln muss er dennoch richtige Taler auf die Theke legen. Während am Parkrand eine Burgfrau mit Feuerkegeln jongliert üben sich Kinder unweit davon im Armbrust schießen. 

Mittelaltermarkt am Schloss Strünkede: Händler sind zufrieden

Marvin Heller genießt derweil ein Bier aus einem echten Ochsenhorn. "Es gibt etwas weniger Stände als sonst und anstelle der großen Bühne sieht man Musiker, Stelzenläufer und Gaukler hier mitten auf der Wiese", sagt Heller. "Es sind nicht ganz so viele Leute wie üblich hier, aber der Markt ist dennoch super besucht", sagt er. 

Und tatsächlich: Beim Hufeisenwerfen, Mehlmahlen und auf der großen Hauptwiese drängen sich die Besucher. Abstand einhalten? Mehr eine Illusion. Maske tragen manche allerdings freiwillig. "Ich bin als Händler zufrieden, das Geschäft läuft gut", sagt Klaus Meier, während er einen Apfelkrapfen in Frittierfett schmeißt.

Nur ohne Corona wäre es noch besser. Da gilt wohl für viele Besucher: Gut, dass nicht alles auf dem Stand des Mittelalters bleiben muss. Die ersten Schutzimpfungen - damals gegen Pocken - kennt die Medizingeschichte nämlich erst seit Ende des 18. Jahrhunderts. 

>>>Tickets für 8 Euro

Der Mittelaltermarkt fand vom 10. bis zum 12. September am Herner Schloss Strünkede statt. Eintritt gabs für 8 Euro (Erwachsene) und 5 Euro (Kinder und historisch Gekleidete).

Rund 70 Stände lockten mit Handwerk, Handel, Speis und Trank. Informationen über künftige Mittelaltermärkte finden sich unter www.suendenfrei.tv