Herne. Nach dem Aus für die Sprach-Kitas nimmt die Kritik an der Ampel-Regierung zu. Warum nun auch die Awo Herne und Bochum Alarm schlägt.

Die Herner SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering und ihre Bochumer Kollegen haben Post von der Awo Ruhr-Mitte erhalten. In einem Offenen Brief appelliert der Wohlfahrtsverband an die Politikerinnen und Politiker, sich für den Erhalt des Bundesprogramms der Sprach-Kitas stark zu machen. Insgesamt 21 Sprach-Kitas unterschiedlicher Träger sind allein in Herne vom Auslaufen dieses Programms betroffen; bei der Awo gilt dies für die beiden Einrichtungen Breddestraße und Gelsenkircher Straße.

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Diese Kitas werden seit 2016 vom Bund gefördert, konkret geht es um die sprachliche Bildung im frühkindlichen Bereich vor allem für Kinder mit einer anderen Muttersprache als Deutsch. Knapp 2,5 Millionen Euro seien seitdem für die Sprach-Kitas nach Herne geflossen, berichtete Hernes SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering im vergangenen Jahr – und kündigte damals eine weitere Einrichtung an. Nun läuft das Förderprogramm jedoch Ende 2022 aus, die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP hat bislang keine Pläne, es zu verlängern. Die Kitas müssten dann ab 2023 ohne diesen bisherigen Schwerpunkt weitermachen.

Awo berichtet von großen Fortschritten bei der Sprachförderung

Der für Herne und Bochum zuständige Awo-Unterbezirk Ruhr-Mitte zeigt sich im Offenen Brief an (Awo-Mitglied) Müntefering und die weiteren Abgeordneten überrascht vom Ende des Programms für die Sprach-Kitas, denen der Bund einst den Untertitel „Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ gab. „Warum will die Bundesregierung diesen Schlüssel zur Welt einfach verschwinden lassen und schließt damit viele Türen dauerhaft für Kinder mit einem besonderen Förderbedarf? Das darf nicht sein!“, erklärt der vom SPD-Landtagsabgeordneten Serdar Yüksel geführte Bezirksverband.

Der vom Landtagsabgeordneten und Bochumer SPD-Chef Serdar Yüksel (MI.) geführte Awo-Unterbezirk Ruhr-Mitte hat einen Offenen Brief an die SPD-Bundestagsabgeordneten Axel Schäfer (li.) und Michelle Müntefering (re.) sowie die weiteren Bundestagsabgeordneten aus Bochum geschrieben.
Der vom Landtagsabgeordneten und Bochumer SPD-Chef Serdar Yüksel (MI.) geführte Awo-Unterbezirk Ruhr-Mitte hat einen Offenen Brief an die SPD-Bundestagsabgeordneten Axel Schäfer (li.) und Michelle Müntefering (re.) sowie die weiteren Bundestagsabgeordneten aus Bochum geschrieben. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Das Programm sei in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich gewesen. „Es sorgte tagtäglich durch zusätzliche Mittel und Fachpersonal für eine bessere Qualität der Sprachbildung, Integration und Inklusion von Kindern“, so die Arbeiterwohlfahrt. Vor dem Hintergrund großer Belastungen unter anderem durch Fachkräftemangel, Corona-Pandemie und der zusätzlichen Betreuung von Kindern und Familien aus der Ukraine wäre der Wegfall der Sprach-Kitas „ein enormer Verlust mit langfristigen, nicht absehbaren Folgen“.

Schockiert habe sie die Nachricht vom Aus dieses Angebots auch deshalb, so die Awo, weil noch im Koalitionsvertrag der Ampel eine Weiterentwicklung und Verstetigung des Programms „angedacht“ worden sei. loc