Herne. Vier Jahre nach dem Aus für den Herner Umwelttag will die Politik das Format wiederbeleben. Warum ein erstes Konzept der Stadt auf Kritik stößt.
Nach 32 Jahren ist der jährlich durchgeführte Herner Umwelttag 2018 zu Grabe getragen worden. Die Veranstaltung habe sich überlebt, stellte Umweltdezernent Karlheinz Friedrichs damals fest. Nach dem Scheitern des von der Stadt entwickelten Nachfolgeformats – eine Fachtagung – läuft nun alles auf eine Wiederbelebung hinaus. Ein von der Verwaltung entwickeltes „Grobkonzept“ für einen „neuen“ Umwelttag stößt allerdings auf Vorbehalte und Kritik.
Herner Politik beschloss 2018 einstimmig das Aus für den Umwelttag
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Aufgrund der sinkenden Resonanz bei der seit der Premiere 1986 im Revierpark Gysenberg ausgerichteten Veranstaltung folgte die Politik vor vier Jahren dem Vorschlag der Stadt und besiegelte damals einstimmig (bei Enthaltung der Grünen) das Aus. Weil die von der Stadt als Ersatz organisierten Fachtagungen ebenfalls auf wenig Interesse stießen, ergriff die CDU vor drei Monaten die Initiative.
Gerade im Zeichen des Klimawandels sei es wichtig, dass der Umwelttag wieder eingeführt werde, hieß es in dem von Rot-Schwarz im Mai im Umweltausschuss eingebrachten Antrag. Kern der Veranstaltung sollten Informations- und Beratungsstände sein von Akteuren wie zum Beispiel BUND und Nabu, Stadtwerke, Entsorgung Herne, Verbraucherzentrale, Stadtgrün und Landwirten. Klimafreundliche Fahrzeuge jeder Art oder moderne alternative Heizsysteme könnten vorgestellt werden, so der Vorschlag. Und fürs Rahmenprogramm seien beispielsweise eine Pflanzentauschbörse und ein Pflanzenmarkt unter Beteiligung von Herner Gartenbaubetrieben denkbar.
Das von der Verwaltung nun im Auftrag der Politik vorgelegte „Grobkonzept“ löst bei CDU-Ratsfrau Barbara Merten Enttäuschung aus. Das Konzept sei fantasielos, sie hätte mehr erwartet, sagt die Umweltpolitikerin auf Anfrage.
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Stadt will Veranstaltungsagentur mit Durchführung beauftragen
Die Verwaltung führt in einer Vorlage für die nächste Umweltausschusssitzung aus, dass sie an das alte Konzept des Umwelttages anknüpfen wolle. Zusätzlich solle es im Rahmenprogramm eine 90-minütige Diskussion geben, in der sich örtliche Vertreter und Experten nach einem Impulsreferat über ein Schwerpunktthema austauschen. Und: Ein vom Bundesumweltministerium initiiertes Klimaanpassungsprojekt könnte in den Umwelttag eingebunden werden. Im Resümee ihres Grobkonzepts weist die Verwaltung jedoch darauf hin, dass ein Herner Umwelttag in der erweiterten Form nicht ohne zusätzliches Personal durchgeführt werden könnte. Es sei deshalb zu prüfen, ob eine Veranstaltungsagentur mit der Organisation und Durchführung beauftragt werden sollte.
Der Grünen-Stadtverordnete Pascal Krüger kann sich durchaus vorstellen, dass eine Agentur die Organisation übernimmt und dabei „neue Impulse einbringt“. Grundsätzlich würde er es sehr begrüßen, wenn der Herner Umwelttag wiederbelebt wird, sagt der Vorsitzende des Umweltausschusses zur WAZ.
Dieser Einschätzung schließt sich Rolf Reinholz, BUND-Sprecher und Vorsitzender des Naturschutzbeirats, an. Der frühere Stadtmitarbeiter war bei dem in den 80er Jahren vom Arbeitskreis Umweltschutz und dem BUND ins Leben gerufenen Herner Umwelttag so etwas wie ein Mann der ersten Stunde und über viele Jahre federführend an der Organisation beteiligt. Das vor vier Jahren beschlossene Aus für dieses (seit 2004 aus Versicherungsgründen) städtische Format habe er für falsch gehalten. Die sinkende Resonanz sei auch auf externe Faktoren wie schlechtes Wetter oder Konkurrenzveranstaltungen zurückzuführen gewesen, sagt er.
Anders als Grünen-Politiker Krüger würde Reinholz es begrüßen, wenn statt einer Agentur die Stadt für den Herner Umwelttag verantwortlich zeichnen würde. Dafür wären aber Herzblut und Engagement erforderlich: „Wenn ich zehn Jahre jünger wäre und nicht so viele andere Sachen am Hals hätte, könnte ich mir vorstellen, hier mit dem BUND aktiv zu werden“, sagt der Pensionär.
Die Sitzung des Umweltausschusses beginnt am Mittwoch, 24. August, um 16 Uhr im Ratssaal (Rathaus Herne).