Herne. Herne ist seit 2016 „Innovation City“. Nun soll das Projekt zur energetischen Gebäudesanierung nach Wanne-Mitte übertragen werden.

Herne darf sich seit 2016 mit dem Etikett „Innovation City“ schmücken. Das Projektgebiet umfasst die Herner Innenstadt und Altenhöfen. Nun macht sich die Verwaltung auf den Weg, damit sich auch die Wanner Innenstadt mit diesem Etikett schmücken kann.

Oberbürgermeister Frank Dudda wies bei der Vorstellung der Pläne am Donnerstag darauf hin, dass man sich zurzeit gleich drei Krisen stellen müsse. Einerseits der Ukraine-Krieg, der wiederum zu einer Energiekrise mit dramatisch gestiegenen Preisen geführt habe. Doch andererseits es gebe unverändert die Klimakrise, die immer stärker ins Bewusstsein der Menschen dringe. Es werde zunehmend deutlich, dass das Thema Wärme eine immer größere Rolle spiele.

Projekt hat in Herne-Mitte seine Ziele verfehlt

In Herne-Mitte habe Innovation City einen schweren Stand gehabt, denn nach einem guten Start - zum Beispiel mit dem Anschluss von mehreren Gebäuden an die Fernwärmeversorgung - habe die Corona-Pandemie die Beratung von Immobilienbesitzern, die ein Kernangebot von Innovation City ist, fast zum Stillstand gebracht. Deshalb sei der Erfolg überschaubar gewesen. Der Anteil der Häuser, die energetisch saniert worden seien, habe bei nur eineinhalb Prozent gelegen. Das sei zwar besser als der bundesweite Durchschnitt, „aber wir hatten uns mehr erhofft“, so Dudda.

Dennoch sei dies der richtige Weg - und der soll in Zukunft auch in Wanne-Mitte beschritten werden. Dudda wies darauf hin, dass mit dem Sanierungs-Management-Projekt wieder Förderprogramme miteinander verknüpft würden. Dieses Fördergebiet schließe geografisch unmittelbar an das Stadtumbaugebiet Wanne-Süd an. Das passe sehr gut zusammen. Dudda hofft, dass sich dadurch neben den Themen Klimaschutz und Energieeinsparung eine Revitalisierung in Gang setzt. Er erinnerte daran, dass bis zum Herbst der Siegerentwurf für das Rathaus-Carree gekürt werde und das Urban Arts Center in Vorbereitung sei.

Hohe Zahl an alten Gebäuden, die sich für die energetische Sanierung eignen

Das Fördergebiet wird umfasst von der A42, der Dorstener Straße, Berliner Straße sowie Hammerschmidt- und Schlachthofstraße. Dort gebe es eine hohe Zahl an alten Gebäuden, die ein hohes Potenzial für Energieeinsparungen durch Sanierungen böten, so Thomas Semmelmann, der Innovation City bereits in Herne-Mitte begleitet hat. Im Fördergebiet wohnen etwa 16.200 Menschen. Was nicht absehbar sei: die Bereitschaft der Eigentümer zu investieren angesichts von Baupreisen und den Unwägbarkeiten durch die Krisen. Der Grund: Am Ende der Beratungen sei die zentrale Frage, welche Heizung eingebaut werde. So koste der Einbau einer Wärmepumpe in einem Bestandshaus bis zu 50.000 Euro. Eine hohe Summe, auch wenn es eine 35-prozentige Förderung gebe.

Planungsdezernent Karlheinz Friedrichs glaubt, dass die Beratungsleistungen sehr gut nachgefragt werden. Was ihm etwas Sorge bereite: Ob Industrie und Handwerk es schaffen, die Aufträge, die sich aus den Beratungen ergeben, zu realisieren. Da ist zum Beispiel die Verfügbarkeit von Material: Die Lieferzeiten für Wärmepumpen liegen zurzeit bei rund einem halben Jahr. Allerdings könne das Projekt ein Konjunkturprogramm für das heimische Handwerk sein.

Achim Wixforth, Fachbereichsleiter Stadtplanung und Umwelt bei der Stadt, sieht die Bemühungen, Innovation City nach Wanne zu bringen, auch als Beleg dafür, dass man trotz aller Neubauprojekte in Herne den Bestand nicht aus den Augen verliert.

Bis der Startschuss erfolgt, wird es noch dauern. Zunächst muss das Konzept erstellt werden, das die Politik absegnen muss, im Jahr 2024 könnte die Beratung starten.