Herne. Die Hernerin Selina Poljak wird für ein Jahr „Junior-Botschafterin“ in den USA. Warum die Herausforderung für sie besonders groß ist.

Im Juni nicht zu wissen, wo und wie man ab August ein Jahr seines Lebens verbringt – diese große Wundertüte öffnet sich für die Hernerin Selina Poljak in Kürze. Was die 21-Jährige aktuell nur weiß: Sie wird am 9. August in die USA fliegen, weil sie am Parlamentarischen Austauschprogramm des Bundestags und des US-Kongresses (kurz: PPP) teilnimmt. Die Herner SPD-Abgeordnete Michelle Müntefering übernimmt wie in den Vorjahren bei anderen Teilnehmerinnen aus ihrem Wahlkreis die Patenschaft, doch der aktuelle Austausch steht unter besonderen Vorzeichen.

Ein halbes Jahr College, ein halbes Jahr arbeiten

Selina Poljak geht nämlich nicht mehr wie ihre Vorgängerinnen noch zur Schule, sondern hat bereits eine Ausbildung als Groß- und Außenhandelskauffrau in Köln abgeschlossen. Die deutsche „Junior-Botschafterin“ wird deshalb ab August zunächst ein halbes Jahr ein US-College besuchen und anschließend ein halbes Jahr arbeiten. „Eine Stelle muss ich mir selbst suchen“, berichtet sie. Diese Herausforderung gehe sie locker an: „Ich bin ein selbstbewusster Mensch.“

Und sehr zielstrebig: Nach dem Jahr möchte die Abiturientin des Otto-Hahn-Gymnasiums Jura studieren, um anschließend international als Richterin oder Botschafterin zu arbeiten. Sprachliche Voraussetzungen bringt sie schon mal mit: Neben Deutsch und Bosnisch – die Muttersprache ihrer Eltern – hat sie Kenntnisse in Französisch, Spanisch und natürlich Englisch.

Ein Jahr in Metropolen wie New York (Bild) oder Boston „wäre cool“, sagt Selina Poljak. Doch auch auf die US-Provinz würde sie sich sehr freuen, sagt die Hernerin.
Ein Jahr in Metropolen wie New York (Bild) oder Boston „wäre cool“, sagt Selina Poljak. Doch auch auf die US-Provinz würde sie sich sehr freuen, sagt die Hernerin. © picture alliance / dpa | Daniel Bockwoldt

Wohin es sie verschlägt, wird Selina Poljak erst kurz vor dem Abflug erfahren. Wünsche? Na, klar: „New York wäre cool. Oder Boston.“ Doch auch die „wärmeren Staaten“ wie Florida hätten Vorzüge. Und auch auf Texas oder die Provinz würde sie sich freuen: „Dort lernt man vielleicht mehr vom Land und den Leuten kennen.“

Ehemalige HTC-Spielerin freut sich auf Basketball-Stars

In größeren Städten wäre es vielleicht einfacher, einen Job zu finden, glaubt sie. Und auch mit Blick auf die die sportliche Leidenschaft der 21-Jährigen hätte eine Metropole Vorzüge: Poljak spielte einst für den Herner TC in der Nachwuchs-Bundesliga der Basketballerinnen (für Experten: als Point Guard oder auf dem Flügel) und stand im NRW-Auswahlkader. Durch Corona und die Ausbildung rückte dies etwas in den Hintergrund, auch weil sie zwischenzeitlich in Köln wohnte. Stars wie Steph Curry vom amtierenden NBA-Champion Golden State Warriors oder auch die in der US-Profi-Liga der Frauen spielende Deutsche Satou Sabally würde sie gerne mal live bewundern. „Ich habe früher gegen ihre jüngere Schwester gespielt“, sagt sie.

Die deutsche Basketballerin Satou Sabally spielt in den USA bei den Dallas Wings –bald auch vor den Augen von Selina Poljak? Die Hernerin würde es freuen.
Die deutsche Basketballerin Satou Sabally spielt in den USA bei den Dallas Wings –bald auch vor den Augen von Selina Poljak? Die Hernerin würde es freuen. © dpa | Maximilian Haupt

Michelle Müntefering ist davon überzeugt, dass ihre Stipendiatin – sie wählte sie aus mehreren Vorschlägen des PPP-Auswahlgremiums aus – alle Herausforderungen in den USA meistern wird. Und die Sozialdemokratin würde sich wünschen, dass noch mehr junge Menschen die „Hürden im Kopf“ überwinden und sich auf ein solches Abenteuer einlassen. Dabei könne man wichtige Erfahrungen sammeln, wie sie auch als Außenpolitikerin und Staatsministerin im Auswärtigen Amt festgestellt habe: „Man lernt dabei auch sehr viel über sich selbst und das eigene Land.“

Waffenbesitz und Abtreibungsverbot

Aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen in den USA – Stichwort: Waffenbesitz und -gewalt, Abtreibung – beobachten Müntefering und Poljak aufmerksam und nicht ohne Sorge. Dass zum Beispiel im Walmart jeder auch Waffen kaufen könne, sei schon sehr seltsam, so die 21-Jährige. Angst habe sie jedoch nicht.

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Und zum Grundsatzurteil des obersten US-Gerichts, das jüngst den Weg für Abtreibungsverbote freigemacht hat, sagt Müntefering: „Das Urteil ist ein massiver Rückschritt, für betroffene Frauen kann es blanker Horror sein.“ Viel hänge nun davon ab, wer politische Verantwortung bekomme: „Die Amerikaner haben es selbst in der Hand.“

>>> WEITERE INFOS: Gastfamilien gesucht

Michelle Müntefering wünscht sich nicht nur mehr Bewerberinnen und Bewerber für das Parlamentarische Patenschaftsprogramm, sondern auch mehr Gastfamilien in ihrem Wahlkreis (Herne/Bochum).

Allgemeine Informationen gibt es auf der Homepage des Deutschen Bundestags (Bundestag.de) sowie konkreter unter anderem auf: afs.de, yfu.de/gastfamilie-werden oder usa-ppp.de/us-tn-in.de.