Herne. Der Herner Shamrockpark erhält eine innovative Wärme- und Kälteversorgung. Unter anderem soll die Abwärme des Herner Ineos-Werks genutzt werden.

Der Klimawandel ist seit Jahren eine Herausforderung, durch die Auswirkungen des Ukrainekrieges verschärft sie sich noch einmal. Immer drängender stellt sich die Frage nach dem Umgang mit Energie. In Herne könnte es eine Antwort darauf geben. Im Shamrockpark soll eine nachhaltige und bundesweit bislang einzigartige Wärme- und Kälteversorgung entstehen. Am Montag war Spatenstich.

Symbolträchtiger kann der Ort wohl kaum sein: Wo früher die Ruhrkohle ihren Sitz hatte - der Inbegriff der fossilen Energie - entsteht nun das sogenannte Ectogrid. Hinter diesem Begriff verbirgt sich ein technisches System, das - skizzenhaft ausgedrückt - die bislang getrennten Systeme für die Wärme- und Kälteversorgung miteinander kombiniert. Die Nachhaltigkeit mag sich für Laien dadurch erschließen, dass dieses System die Abwärme des benachbarten Ineos-Werks nutzt. Bislang entweicht diese ungenutzt in die Umwelt. In Kombination mit Wärmepumpen - die der Herner Produzent Waterkotte liefert - werden nach Bedarf höhere oder niedrigere Temperaturen erzeugt.

„Wir schaffen eine Blaupause für weitere Quartiere in Deutschland“

Wie dringend die Aufgabe einer intelligenteren Wärmeversorgung ist, machte Jörg Paulus, Geschäftsführer der extra gegründeten Shamrock Energie GmbH, beim Spatenstich deutlich. Erst 15 Prozent der Wärmeversorgung werden nachhaltig erzeugt. Paulus: „Die Klimawende ist eine Wärmewende.“ In dieser Hinsicht müssten enorme Anstrengungen unternommen werden, um eine andere Richtung einzuschlagen. Die große Aufgabe sei es, diese Wende im Gebäudebestand hinzubekommen.

Und in dieser Hinsicht ist das Ectogrid bundesweit bislang einzigartig. Das wird von der Bundesregierung als eins von 20 „Reallaboren der Energiewende“ gefördert. Doch es ist das Einzige, das seine Lösung im Bestand umsetzt. Jörg Paulus: „Damit schaffen wir eine Blaupause für viele weitere Quartiere in Deutschland.“

Hernes OB: „Ohne solche Projekte bekommen wir die klimafreundliche Transformation nicht hin“

Für Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda ist diese Technik richtungsweisend. Sie zeige, dass es genug Ideen gebe, um das Ziel zu erreichen, das Ruhrgebiet in die grünste Industrieregion der Welt zu verwandeln. Und der neue Ansatz zeige, dass die Energieversorgung immer noch nicht zu Ende entwickelt sei. Dudda: „Ohne solche Projekte werden wir keine klimafreundliche Transformation hinbekommen.“

Hubert Schulte-Kemper, Chef des Shamrockpark-Besitzers Fakt AG, wies darauf hin, dass sich die Gesamtinvestition für die neue Technik auf rund 30 Millionen Euro belaufe. Ohne die Bundesförderung sei das Projekt nicht zu stemmen. „Mit der Neuausrichtung des Shamrockparks wollen wir ein Leuchtturmprojekt für die Stadt Herne schaffen und damit ein weithin sichtbares Zeichen für den Strukturwandel in der Region setzen.“