Herne. In Herne gibt es vor den Einwohnermeldeämtern lange Warteschlangen: Bürger sind sauer. Was die Gründe sind – und wie die Stadt gegensteuern will.

  • Vor den Einwohnermeldeämtern gibt es lange Schlangen.
  • Dafür gibt es laut Stadt mehrere Faktoren.
  • Stadt will mit mehreren Maßnahmen gegensteuern.

Vor den Einwohnermeldeämtern in Herne und Wanne-Eickel sind die Schlangen zuletzt immer länger geworden. Zum Teil warten Besucherinnen und Besucher weit über eine Stunde, bis sie überhaupt ins Gebäude kommen. Die Stadt will nichts beschönigen: Ordnungsdezernent Frank Burbulla spricht von einer „Zumutung“. Die Verwaltung habe nun einige Veränderungen vorgenommen, damit die Menschen an den Anlaufstellen im Bürgerzentrum Herne und Wanne schneller ans Ziel kommen, um etwa einen Ausweis zu beantragen oder sich umzumelden.

Die Menschen, kritisierte CDU-Fraktionschef Timon Radicke im Ausschuss für Bürgerbeteiligung, Sicherheit und Ordnung, bezeichneten die Erreichbarkeit von Ordnungsamt und Bürgerdiensten fast durchweg als mangelhaft. Die Online-Terminvergabe sei für viele Berufstätige kaum nutzbar, Bürgerinnen und Bürger, die etwa Dokumente ohne Termin beantragen wollten, würden vor Ort abgewiesen. Diese Situation, so Radicke, sei „für niemanden zufriedenstellend“.

Stadt Herne: Mehrere Gründe für lange Schlangen

Hernes Ordnungsdezernent Frank Burbulla kennt die Situation.
Hernes Ordnungsdezernent Frank Burbulla kennt die Situation. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Ordnungsdezernent Frank Burbulla konnte und wollte nicht widersprechen. Auch er kennt die Menschenschlangen, die sich „bei Wind und Wetter“ regelmäßig vor den beiden Ämtern bilden, und sprach im Ausschuss von einem „Problem, das offenkundig ist – und das es zu lösen gilt“. Grund für die Schlangen seien mehrere Faktoren, die zusammengekommen seien.

Erstens: Es gebe eine erhöhte Nachfrage. Nach den Höhepunkten in der Corona-Krise, in denen die Menschen nicht in den Urlaub fuhren, gebe es nun einen „Nachholeffekt“. Viele Menschen wollten verreisen und bräuchten nun neue Reisedokumente. 20 bis 25 Prozent mehr Gäste verzeichne deshalb das Einwohnermeldeamt. Hinzu kämen Personalengpässe: Zum einen, weil zuletzt die Hälfte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wegen Corona ausgefallen sei; sie arbeiteten im direkten Kundenkontakt. Zum anderen, weil die Personalfluktuation groß sei. Viele städtische Bedienstete suchten sich neue, besser bezahlte Jobs: „Die, die zwei Jahre bei uns sind, gehören schon zu den alten Hasen.“ Wenn die Stadt neue Kolleginnen und Kollegen finde, müssten diese erst mühsam eingearbeitet werden – und seien am Ende doch oft schnell wieder weg.

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Damit nicht genug: Kinderausweispapiere hätten nicht mehr sechs Jahre, sondern nur noch ein Jahr Gültigkeit, berichtete Burbulla. Eltern mit Kindern müssten also viel häufiger aufs Amt; dadurch seien Tausende neue Termine nötig. Nicht zuletzt habe der Ukrainekrieg dafür gesorgt, dass die Stadt viele weitere Meldevorgänge bearbeiten müsse. Und: Schlangen gebe es vermehrt vor den Türen, weil wegen Corona auch nicht so viele Menschen ins Gebäude sollten.

Ärgerlich zudem: 30 Prozent der Menschen, die sich über die Online-Terminvergabe einen Termin sicherten, tauchten in den Bürgerzentren gar nicht auf. Und die überwiegende Mehrheit sage den Termin nicht mal ab. „Für die Organisation ist das suboptimal“, so der Dezernent vorsichtig. Gemeint ist: Wäre die Termintreue besser, dann gäbe es auch weniger Schlangen.

Bedienstete laufen nun die Schlangen ab

Die Stadt versuche dennoch, die Schlangen zu verkürzen. So könnten die Menschen nun wie in Herne-Mitte auch im Bürgerzentrum Wanne dienstags und mittwochs vormittags ohne Termin erscheinen und sich eine Wartemarke ziehen; das soll für eine Entspannung in Herne-Mitte sorgen. Außerdem liefen städtische Bedienstete nun regelmäßig die Schlangen ab und fragten nach den Anliegen der Bürgerinnen und Bürger. Vielen könne schon in der Schlange geholfen werden. Das seien Ansätze, um die „Anballung von Problemen“ lösen zu können. Weitere sollen folgen, etwa eine stärkere Digitalisierung. An dem „Mischsystem“ – Bürgerinnen und Bürger können mit oder zu bestimmten Zeiten ohne Termine erscheinen – will Burbulla aber festhalten.

Zur telefonischen Erreichbarkeit: Viele Menschen wählten sich die Finger wund – und kämen am Ende doch nicht immer durch. Es wäre gut, zu wissen, wer wann anruft, dann könne man den Service verbessern. Die Telefonanlage lasse aber keine Analyse zu. „Ohne eine vernünftige Analyse kann man nicht feststellen, wann es Spitzenzeiten gibt.“ Die Stadt prüfe nun, ob ein Call-Center genutzt werden könne.

Auf Nachfrage der Politik bekannte Burbulla im Ausschuss, dass das Einwohnermeldeamt „ein Kapazitätsproblem“ habe. Die aktuellen Stellen reichten „definitiv nicht“. Allein: Die Zusammenballung der vielen Faktoren, die nun für die Probleme in den Bürgerzentren sorge, „war nicht absehbar“. Nach den Sommerferien, zeigt er sich sicher, werde der Ansturm aber „deutlich nachlassen“.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Die Bürgerzentren

Über Öffnungszeiten, Angebote, Service und die Terminvergabe in den beiden Bürgerzentren am Friedrich-Ebert-Platz 5 in Herne-Mitte und im Rathaus Wanne (Rathausstraße 6) informiert die Stadt Herne auf ihrer Homepage: www.herne.de/Rathaus/Buergerservice/Buergerdienste/Die-Buergerzentren/

Bei der Online-Terminvergabe ist der Terminkalender auf eine maximale Vorlaufzeit von drei Wochen begrenzt. Tagestermine werden automatisch um 8 Uhr morgens freigegeben, wenn es zuvor Stornierungen gegeben hat.