Herne. Zwei Tage nach seinem Abschied vom Herner CDU-Vorstand hat Timon Radicke bei Parteifreunden Ärger und Spott ausgelöst. Was er verkündete.

Warum Timon Radicke zwei Tage nach seinem Abschied vom Herner CDU-Vorstand für einen Paukenschlag gesorgt hat.

CDU I: Wie die schwäbische Hausfrau

Ein paar Spitzen unter anderem gegen seinen Nachfolger Christoph Bußmann konnte er sich nicht verkneifen, doch unterm Strich kann man durchaus von einem versöhnlichen Abschied Timon Radickes vom CDU-Vorsitz sprechen. Dass sich der Beifall der 85 Mitglieder beim Parteitag am vergangenen Samstag im Volkshaus Röhlinghausen nach der finalen Rede des 36-Jährigen in sehr engen Grenzen hielt, zeigte aber auch: Es war einsam geworden um den noch vor drei Jahren mit 91 Prozent gewählten Herner CDU-Chef. Genau zwei Tage brauchte er anschließend, um einige Parteifreunde erneut gegen sich aufzubringen. Über Facebook und Instagram setzte Timon Radicke am Montag diese Mitteilung ab: „Ab heute darf ich die CDU Baden-Württemberg neben meiner beruflichen Tätigkeit im Bereich Kampagne und Kommunikation unterstützen.“

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Offen wollte das kein Herner Christdemokrat kommentieren, doch hinter vorgehaltener Hand hielten sich Ärger und Spott die Waage. Ärger, dass der amtierende CDU-Fraktions-Chef das nicht beim Parteitag mitgeteilt habe. Und Spott, weil einige an das Bundestagswahldebakel der CDU erinnerten, bei dem Timon Radicke als Leiter des CDU-Lagezentrums in der Kommunikationsabteilung des Berliner Adenauer-Hauses tätig war.

Und was sagt der künftige Teilzeit-Schwabe über die Vorwürfe und seinen neuen Job? Der präsentierte sich auf Anfrage der WAZ verbal sparsam wie die berühmte schwäbische Hausfrau: Mehr könne er derzeit nicht zu seiner Tätigkeit sagen, so Radicke. Und zu den Vorwürfen: Man könne erst etwas verkünden, wenn man sich „handelseinig“ sei. Um Irritationen auszuräumen, stellte der am Mulvany Berufskolleg beschäftigte Lehrer aber noch klar, dass er in der Regel aus Herne für den (von Wolfgang Schäubles Schwiegersohn Thomas Strobl geführten) CDU-Landesverband Baden-Württemberg arbeiten werde.

Thomas Strobl ist Landesvorsitzender der CDU Baden-Württemberg und Innenminister unter Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne).
Thomas Strobl ist Landesvorsitzender der CDU Baden-Württemberg und Innenminister unter Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). © dpa | Bernd Weißbrod

CDU II: Zack, Soldatenton

Wie Timon Radicke nahm beim Parteitag auch seine Vizin Andrea Oehler den Hut. Der scheidende Vorsitzende versäumte es nicht, seiner engen Wegbegleiterin fast schon eine Art politische Liebeserklärung („du warst immer für mich da, wenn andere sich abgewandt haben“) zu widmen. Oehler gab zumindest einige Blumen zurück („du hast für frischen Wind in der CDU gesorgt“), sprach aber auch die bisweilen raue Art des Reserveoffiziers Radicke an, den sie mit „Zack, Soldatenton“ auf den Punkt brachte. Es sieht so aus, dass dieser auch weiterhin in der CDU-Spitze gepflegt wird. Mit Beisitzer Lars Kröger (32), Hauptmann beim Heer, wurde nämlich erneut ein Angehöriger der Bundeswehr in den Vorstand gewählt.

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Und „Zack, Polizeiton“ könnte künftig ebenfalls in der CDU erklingen – gehören doch künftig auch zwei Angehörige des Polizeidienstes dem neuen Vorstand an: Beisitzer Frank Heu ist Polizeibeamter in Bochum, die stellvertretende Vorsitzende Katrin Rickert Personaldezernentin im Polizeipräsidium Essen.