Herne. Im Wohnpark „Altes Beien-Gelände“ in Herne wurde Richtfest gefeiert. Es zeigte wie unter einem Brennglas die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt.

Es war nur ein Richtkranz, der sich über einem Haus drehte, doch der symbolisierte den Baufortschritt für die 65 Einfamilienhäuser, die die Deutsche Reihenhaus an der Horsthauser Straße baut. Dieses Projekt ist wie ein Brennglas, unter dem man die aktuellen Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt - auch in Herne - betrachten kann.

In einer bösen Berichterstattung über Herne, die darlegen sollte, wie schlecht es der Stadt geht, tauchte im Jahr 2019 die Formulierung auf: „Wer sich noch zur Mittelschicht zählen kann, wer noch Arbeit hat und genug verdient, zieht lieber weg.“ Dieser Satz war schon damals falsch, doch in welche Richtung sich die Dinge gerade im Wohnungsbau entwickelt haben, offenbart sich am Wohnpark „Altes Beien-Gelände“: Die 65 Einfamilienhäuser sind längst vergeben. Laut Deutscher Reihenhaus kommen 37 der neuen Eigentümer aus Herne - der Rest aus anderen Städten. Der Altersdurchschnitt liegt bei 34,1 Jahren - und beim Richtfest war zu beobachten, dass sich dort schon jetzt eine echte Gemeinschaft zu entwickeln scheint.

Qumars und Diana Nekyar ziehen aus Düsseldorf nach Herne zum „Alten Beien-Gelände“.
Qumars und Diana Nekyar ziehen aus Düsseldorf nach Herne zum „Alten Beien-Gelände“. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Diana und Qumars Nekyar (beide 32) werden aus Düsseldorf nach Herne ziehen. „Wir haben uns überlegt, wie wir das Maximum für unser Budget bekommen“, erzählen beide im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Düsseldorf selbst sei ausgeschlossen gewesen, in Herne seien die Preise noch verträglich. Ihre Vorurteile über Herne - eher Beton als grün, wenig attraktiv - hätten sie schnell zur Seite gelegt. Die Lage des Alten Beien-Geländes sei zentral und trotzdem ruhig. Maximiliane und Moritz Gruber, die aus Bochum nach Herne ziehen werden, nennen die Nähe zum Rhein-Herne-Kanal und zum Gysenberg als Pluspunkte des Standorts ihres neuen Zuhauses. Wie begehrt das Projekt war, erzählen andere Eigenheim-Besitzer: Für ein Eckhaus habe es über 200 Anfragen gegeben.

Baufirmen leiden auch beim Herner Projekt unter Lieferschwierigkeiten

Wann die jungen Familien einziehen können? Das steht noch nicht fest. Auch die Unternehmen, die für die Deutsche Reihenhaus bauen, leiden unter Lieferschwierigkeiten. Da können Kleinteile, die nicht verfügbar sind, den Baufortschritt lähmen. Manche seien nicht mehr planbar, so Bauleiter Gianluca Prazza. Doch er zeigte sich auch zuversichtlich, dass die Häuser des ersten Bauabschnitts noch in diesem Jahr übergeben werden können.