Herne. Im Herbst plant die Herner Amateurbühne Lampenfieber eine Premiere. Wie die Vorbereitungen nach zwei Jahren Corona-Pause laufen, was geplant ist.

Ein paar geklebte Linien auf dem Boden sind ihre Bühne. Das Sofa bleibt aktuell noch verhüllt, die Kostüme zu finden, ist dieses Mal eine Herausforderung. Doch all das beflügelt eher die Kreativität der Laien-Schauspieler der Amateurbühne Lampenfieber. Nach zwei Jahren Corona-Pause haben sie im April ihre Proben wieder aufgenommen und zeigen im November in der Aula der Realschule Crange in Herne das Stück „Otello darf nicht platzen“ von Ken Ludwig.

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„Das Stück ist eigentlich nichts für die Amateurbühne“, verrät Regisseurin Conny Hirschi, die seit über 25 Jahren Theater spielt. Regie habe sie schon immer interessiert und deshalb hat sie bei Gründung des Vereins 2012 diese Aufgabe übernommen. „Ich habe es immer etwas vor mir hergeschoben, aber nach der Coronazeit waren alle so motiviert, dass ich mir gedacht habe, wenn nicht jetzt, wann dann.“ Also arbeitete sie sich in das Stück ein. „Die deutsche Übersetzung ist so langweilig, deshalb habe ich mir die englische Variante in verschiedenen Aufführungen angeschaut. Kein Vergleich.“ Das Original sei schreiend komisch, genau das, was die Amateurbühne braucht. „Wir mögen es komisch“, erklärt Uwe Rainer Schulz, der seit 2016 dabei und für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Im aktuellen Stück gibt er den ehrgeizigen Operndirektor Henry Saunders.

Und so machte sich Conny Hirschi an die Arbeit, eine Fassung zu erschaffen, die zu ihren Schauspielkollegen und zu Wanne-Eickel passt. „Ich habe aus beiden Vorlagen unser Ding gemacht.“ So wurde aus Cleveland Chicago, weil die Mafia eine Rolle spielen sollte. Für das älteste Mitglied der Amateurbühne schrieb die Regisseurin extra eine kleine Rolle. Die Grundidee des Stücks bleibt aber bestehen: 1934, Operndirektor Henry Saunders hat es geschafft, den großen Tenor Tito Merelli für einen Auftritt zu gewinnen. Doch dieser spricht dem Wein, dem Essen und der Damenwelt zu sehr zu, und ist nicht fähig, auf die Bühne zu treten. Da spinnt Saunders einen perfiden Plan…

Kultur in Herne: Amateurbühne probt zwei Mal die Woche

„Wir haben doch gemerkt, dass wir nach den zwei Jahren etwas eingerostet sind, was Texte und Laufwege angeht“, verrät Uwe Rainer Schulz. Zwar haben sie über Zoom Kontakt gehalten, aber das sei nicht das Gleiche wie das gemeinsame Proben. Zwei Mal in der Woche probt der Verein, der insgesamt 20 Mitglieder hat, in den Räumen an der Dorstener Straße 262, die er sich noch mit anderen teilt. Deshalb muss die Bühne jedes Mal neu aus einfachen Mitteln errichtet werden. „Während des Lockdowns war das ein Vorteil, da wir nicht noch Kosten für ein Vereinsheim auftreiben mussten.“

Das Einstudieren eines neuen Stücks verlaufe immer nach einem ähnlichen Muster. Zunächst gibt es eine gemeinsame Leseprobe. Dann werden die einzelnen Teilakte geprobt. „Wir fangen mit A an und nehmen immer weitere dazu, um in Übung zu bleiben.“ Im Vordergrund steht der Spaß. „Wir sind alle Amateure. Jeder hat seinen Auftritt und jeder kann mal glänzen.“ So hält der Verein es auch mit der Aufgabenverteilung: „Wir haben ein Minimalkonzept mit 1. und 2. Vorsitzendem und Kassierer, die restlichen Aufgaben macht derjenige, der Spaß dran hat und es am besten kann.“

Die Amateur-Schauspielerinnen Conny Hirschi, links, und Andrea Koch begutachten die Bühnengarderobe.
Die Amateur-Schauspielerinnen Conny Hirschi, links, und Andrea Koch begutachten die Bühnengarderobe. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

So ist es selbstverständlich, dass alle nach Requisiten für die Bühne und passenden Kostümen Ausschau halten. Vieles bauen und schneidern sie auch selber. Anne Marquardt ist erst seit diesem Jahr dabei und hilft beim Bühnenbau. „Selber spielen muss ich nicht“, sagt sie und grinst. „Aber das hier ist ein toller Haufen, den ich gerne unterstütze.“ Das Setting stellt allerdings selbst die erfahrene Conny Hirschi dieses Mal vor eine Herausforderung „Möbel aus den 30er-Jahren sind grade trendy und deshalb zahlt man viel Geld dafür“, erklärt sie. Die Truppe hatte zumindest teilweise aber schon Glück und erfuhr durch Zufall von einer Haushaltsauflösung mit genau den passenden Möbeln. „Jetzt brauchen wir noch passende Kostüme. Aus dem bürgerlichen Bereich der 30er ist das kein Problem. Aber wir brauchen Kleidung, die die High Society getragen hat.“

>>> Spieltermine und weitere Infos

  • Die Premiere von „Otello darf nicht platzen“ ist am 12. November 2022. Die weiteren Termine sind am 13., 18. und 19. November. Karten gibt es im Vorverkauf ab dem 15. August.
  • Die Möbel auf der Bühne werden nach den Vorstellungen verkauft. Weitere Infos zum Verein unter www.amateurbuehne-lampenfieber.de.