Herne. Was passiert, wenn sich die Natur alte Industrieflächen zurückerobert? Das zeigen 10 Künstlerinnen und Künstler in Herne unter dem Motto ReNatur.

Was passiert, wenn sich die Natur ehemalige Industrieflächen zurückerobert? Dieser Frage gehen zehn Künstlerinnen und Künstler aus dem Saarland und dem Rheinland seit einigen Jahren nach. Das Ergebnis ist eine Ausstellung mit dem Titel „ReNatur“. Nach Duisburg und Schiffweiler (Saarland) ist sie ab Samstag in der Künstlerzeche Unser Fritz in Herne zu sehen.

„Wir haben die Werke extra für die beiden Ausstellungsräume neu zusammengestellt“, erklärt Hugo Boguslawski, einer der Künstler. „In Herne ist auch viel Neues dabei.“ Es ist voll geworden in den ehemaligen Kauenräumen der Zeche. Dicht an dicht hängen großformatige Malerei, Objekte, Fotografie und Grafik. Ferner gibt es ein Video zu sehen, das die Idee und Entstehung des Projektes dokumentiert.

Kröten gehören zu den ersten Tieren, die sich auf ehemaligen Industrieflächen ansiedeln.
Kröten gehören zu den ersten Tieren, die sich auf ehemaligen Industrieflächen ansiedeln. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Die Ausstellung lädt zu einem Spaziergang ein, der von der Industrialisierung zur wiedergeborenen Natur führt. Da scheinen schemenhaft Fördertürme als grafische Zeichen im nebligen Horizont. Eine brennende Leuchte verweist - ein wenig kitschig - auf die Geschichte des Bergbaus. Grafische Strukturen erinnern an die Veränderung der Region durch den Bergbau. Großflächige Strukturen werden in der Nahsicht zu Blättern oder versteinerten Pflanzen, aus denen dereinst die Kohle wurde. Kröten erobern sich die Brachgebiete und sorgen für Nachwuchs. Zwischen den Resten der Industriekultur haben auch Vögel und Insekten ein neues Zuhause gefunden. Abstrakte gestische Gebilde laden zu Assoziationen von ober- und unterirdischen Formen ein. Aus Feuer- und Wassertropfen werden dreidimensionale Bildobjekte, die sich über die Wände verteilen. Landschaften entwickeln sich zu einem undurchdringlichen Wirrwarr an Grüntönen und feiern den Sieg der Natur über die Industrie.

Unterschiedlich Bilderwelten treffen schroff aufeinander

Die Ausstellung will weder den Strukturwandel der ehemaligen Bergbauregionen dokumentieren noch didaktisch begleiten. Sie zeigt zehn sehr unterschiedliche künstlerische Interpretationen und Positionen. In der Künstlerzeche stoßen diese verschiedenen Bilderwelten zum Teil schroff aneinander. Das kann irritieren, aber auch zum Nachdenken anregen.

Die Ausstellung „ReNatur“ wird am Samstag, 28. Mai, um 17 Uhr in der Künstlerzeche eröffnet. Es spricht die Kunsthistorikerin und Galeristin Ingeborg Besch. Zu sehen sind die Werke bis zum 3. Juli. Öffnungszeiten: Mittwoch, Samstag 15 bis 18 Uhr, Sonntag 14 bis 17 Uhr. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreiches Katalogbuch. Näheres siehe www.kuenstlerzeche.de.

>>> DAS RAHMENPROGRAMM

■ Die Künstlerzeche bietet zur Ausstellung ein Rahmenprogramm mit Workshops für Kinder und Jugendliche sowie Vorträgen an.

■ Samstag, 11. Juni, 15 bis 17 Uhr: Workshop für Kinder im Grundschulalter: „Ein Mammutbaum aus frottagierten Strukturen“, Beate Matkey (Künstlerin);

■ Samstag, 18. Juni, 15 bis 17 Uhr: Workshop für Kinder zwischen 12 und 15 Jahren: „Die frottagierte Stadt der Zukunft“, Beate Matkey; die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erkunden in beiden Workshops die Landschaft rund um die Künstlerzeche. Bei einer Frottage wird die Oberflächenstruktur eines Gegenstands durch das Abreiben mit Kreide oder Bleistift auf ein aufgelegtes Papier übertragen. Teilnahme kostenlos, Anmeldung unter info@kuenstlerzeche.de oder 02323 45 24 32;

■ Mittwoch, 29. Juni, 18 Uhr: Vortrag über „Kunst und Natur“ mit Kunsthistoriker Falko Herlemann; der Vortrag ist kostenlos.

■ Der BUND plant außerdem einen Vortrag unter dem Titel „Industriebrachen - Artenvielfalt bedroht“. Er soll darstellen, dass die Artenvielfalt durch Bebauung bedroht ist. Der Termin wird kurzfristig bekannt gegeben, der Vortrag wird ebenfalls kostenlos sein.