Herne. Das Kasperletheater ist ein Klassiker. Am Wochenende verschmolz es in Herne mit „Croc Fiction - Jerk of all trades“ mit der virtuellen Welt.

Das Zeitalter der Digitalisierung bringt das Kasperle-Theater zurück auf die Bühne. Die legendäre Handpuppe feiert jedoch ein Comeback der besonderen Art. Darauf durfte sich das Publikum am Wochenende im Flottmann Kultur-Zelt freuen.

Ein traditionelles Handpuppenspiel, das mit der virtuellen Welt verschmilzt? Ja, das ist möglich, das Figurenspiel „Croc Fiction – Jerk of all Trades“ beweist es. Beim Stück handelt es sich um eine Zusammenarbeit des Pangalaktischen Theaters und des Bochumer Kollektivs Impulskontrolle.

Darum geht es: Robert Krokowski alias „Kroko“ ist dick im Geschäft. Seit der Privatisierung der Agentur für Arbeit kann das Krokodil endlich brotlose Kunstschaffende in ausbeuterische Arbeitsverhältnisse vermitteln und verdient dabei auch noch richtig gut, nicht so wie damals beim Kasperletheater. Für eine potenziell erfolgreiche Geschäftsidee, ruft er nach zwanzig Jahren seinen alten Freund Kasper an. Er soll zurück ins Rampenlicht – jedoch auf die digitale Bühne als Gamer, Statist in einem Hip-Hop-Musikvideo oder als Youtuber. Das digitale Gebimmel droht zu eskalieren. Ob das Comeback mit der großen Metaverse-Show gelingen wird? Mit gezielt platzierten gesellschaftskritischen Themen, reichlich Ironie und humoristischen Szenen wird das - kleine - Publikum gut unterhalten.

Außergewöhnliche Bühnen- und Technikeffekte

Mit außergewöhnlichen Bühnen- und Technikeffekten, dem Spiel auf der Bühne mit echten Schauspielern sowie den altbekannten Handpuppen im Hintergrund überzeugte das gesamte Team mit einer Technikkombination der besonderen Art. Die geschickte Kameraführung sowie die exklusive Detailarbeit machen das Drehbuch speziell. „Ich habe sowas noch nie gesehen“, erzählt Zuschauer Phillip aus Bochum. Jeder müsse diese neue Art von Aufführung gesehen haben. Bei der Inszenierung findet einerseits das Theater wie gewohnt auf der Bühne statt, gleichzeitig verschwinden die Figuren im Kasperle-Theater - und das mit einem Bildschirm im Hintergrund, der das gesamte Spiel wie einen Film aussehen lässt. „Die gezielte Kameraführung und die verschiedenen Perspektiven auf unterschiedlicheren Ebenen“, überzeugten Phillips Begleitung, Laura aus Spanien.

Obwohl das Theaterstück in der Region mittlerweile sehr beliebt ist, blieb das große Publikum aus. „Leider spielte uns das Wetter am Wochenende nicht in die Karten“, erzählt Veranstalter Christian Strüder enttäuscht. Das lag zum einen an der Unwetterwarnung für Freitag, außerdem leide die Kulturbranche immer noch an den Folgen der Pandemie. „Es ist sehr schade, weil wir mit einem größeren Publikum gerechnet haben und die Gruppe das mit ihrem hohen Aufwand wirklich verdient hätte“, so Strüder.

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■ Aufgrund von aktuellen Bauarbeiten am Dach der Flottmann-Hallen werden Veranstaltungen in den kommenden Monaten ins Kultur-Zelt Flottmann verlegt.

„Das Zirkuszelt ist stabil, wasser- und wetterfest“, so der Veranstalter. Das Ambiente lade nicht nur zum Verweilen ein, sondern sorge auch dafür, dass die Flottmann-Hallen trotzdem bespielt und die Herner Kulturbranche belebt werden könne.

■ Die Flottmann-Kneipe habe regulär geöffnet.