Herne. Die neue Kita an der Barbarastraße in Herne ist schon seit Jahren Streitthema. Die Anwohner fühlen sich übergangen. Was sie kritisieren.

Seit letztem Jahr ist es beschlossene Sache: An der Barbarastraße in Herne-Röhlinghausen wird eine neue Kita gebaut. Beim Bürgerabend im Volkshaus Röhlinghausen am Mittwoch, 27. April, informierten Karla Fürtges, Leiterin des Fachbereichs Gebäudemanagement Herne (GMH), und ihr Kollege Ralf Bodenstedt von der Herner Schulmodernisierungsgesellschaft (HSM) über das Bauvorhaben. Die Pläne stießen auf Kritik. Die Sorgen der anwesenden Anwohnerinnen und Anwohner lauten nach wie vor: Verkehrschaos, parkende Eltern und Verlust ihres Parks.

Kita an der Barbarastraße: Das ist geplant

Zum Hintergrund: 2020 begann die Suche nach einem neuen Kitastandort in Röhlinghausen. Ursprünglich hatte die Stadt das Spielplatzgelände an der Barbarastraße ins Auge gefasst. Dessen Verlagerung hätte aber nicht nur zusätzliche Kosten verursacht; dem Neubau wären rund 15 teilweise geschützte Bäume zum Opfer gefallen. So entschied man sich für die gegenüberliegende Straßenseite, wo nur fünf Bäume gefällt werden mussten. Anwohnerinnen und Anwohner waren mit der Lösung nicht zufrieden, sammelten seinerzeit über 200 Unterschriften gegen das Vorhaben. Anfang 2021 wurde der Bau final in der Bezirksvertretung beschlossen.

Beim Bürgerabend am Mittwoch sollte sich alles um die Pläne für den Bau drehen: Erste Angebote erwarte die Stadt Anfang Mai, so Projektleiter Ralf Bodenstedt. Danach könne ein Bauantrag gestellt und, wenn alles nach Plan laufe, Anfang Oktober mit dem Bau begonnen werden. Dieser werde etwa ein Jahr in Anspruch nehmen, wobei die intensivste Bauphase, der Rohbau, schätzungsweise vier bis sechs Wochen dauern werde. Die notwendigen Rodungen haben - pünktlich vor Beginn der Brutzeit, wie Bodenstedt betont - bereits stattgefunden, ebenso eine Untersuchung auf Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg.

So sieht es im Park nach den Rodungen im Februar aus. Im Oktober soll mit dem Bau der neuen Kita begonnen werden. Ob ein Weg zwischen Sportplatz (links) und Kitagelände (rechts) bestehen bleibt, muss sich noch zeigen.
So sieht es im Park nach den Rodungen im Februar aus. Im Oktober soll mit dem Bau der neuen Kita begonnen werden. Ob ein Weg zwischen Sportplatz (links) und Kitagelände (rechts) bestehen bleibt, muss sich noch zeigen. © jeho

„Bürgerbeteiligung sieht anders aus“: Anwohner fühlen sich übergangen

Einer der Aufreger, denen sich die städtischen Vertreter bei der Vorstellung der Pläne stellen mussten, betraf den Weg durch den Volkspark. Dieser müsse nach aktuellem Stand weichen, so Bodenstedt. „Dann gibt es den Volkspark nicht mehr“, empörte sich Bürgersprecher Reiner Gesk. Hendrik Bollmann, SPD Röhlinghausen, brachte den Vorschlag ein, den Weg näher Richtung Sportplatz zu verlegen und ihn so beizubehalten. Man werde das mit der Verwaltung besprechen. Manuela Lukas (ebenfalls SPD) merkte außerdem an, dass dem Park dafür das Areal des ehemaligen Falkenheims zugeschlagen werde.

Reiner Gesk gehört zu den Anwohnern, die sich gegen das Projekt ausgesprochen haben. Nicht, weil sie keine Kita wollen, sagt er. Sondern weil sie dadurch ihren Park verlieren.
Reiner Gesk gehört zu den Anwohnern, die sich gegen das Projekt ausgesprochen haben. Nicht, weil sie keine Kita wollen, sagt er. Sondern weil sie dadurch ihren Park verlieren. © jeho

Und noch ein weiterer Planungsaspekt stieß auf Kritik: Wie Projektleiter Ralf Bodenstedt erklärte, müsse der Zugang zum zweistöckigen Kitagebäude zugunsten der Barrierefreiheit über die Barbarastraße erfolgen. Das schreibe die Topographie des Geländes vor, welches zur Straße Zum Alten Hof hin absinkt. Ein Vorschlag der Anwohner, das Gebäude in diese Richtung zu versetzen, ist damit gescheitert. So hätten Eltern, die ihre Kinder in die Kita bringen, den vorhandenen Parkplatz nutzen können, anstatt die ohnehin schon schmale Barbarastraße zuzuparken, wie es die Anwohner nun befürchten.

Ein Versprechen des Baudezernats, diesen Vorschlag zu prüfen und bei der Sitzung im April darauf zurückzukommen, sei nicht eingehalten worden: „Wir sind überrannt und in keiner Weise mitgenommen worden“, kritisiert eine Anwohnerin. Auch alternative Standorte, die die Bürger vorgeschlagen hätten, seien nicht geprüft worden. Diesen Vorwurf wusste Manuela Lucas zu dementieren - eine Prüfung habe sehr wohl stattgefunden. Mitgeteilt wurde das den Anwohnerinnen und Anwohnern aber laut Gesk nicht.

Streitthema Verkehr: Neues Treffen im Juni

Obwohl er nicht auf der Tagesordnung stand, wurde auch der Aspekt Verkehr am Mittwochabend lange diskutiert. „Wir hätten die Barbarastraße gerne verkehrsberuhigt“, lautet Gesks Vorschlag. Etwa, indem man den Bereich zur Spielstraße erkläre. Der Autoverkehr sei schon jetzt enorm: mit dem Sportplatz, dem Volkshaus, der Baustelle der Emschergenossenschaft und Fahrern, die die Straße als Abkürzung nutzten. Das Mobilitätskonzept für das Projekt, welches bereits 2021 auf der Grundlage eines Gutachtens erstellt wurde, halten die Bürgerinnen und Bürger für „unzureichend“.

„Wir können nur versprechen, dass wir uns um die verkehrliche Situation kümmern“, so Manuela Lucas. Ein weiterer Bürgerabend wurde für Ende Juni angesetzt. Bleibt abzuwarten, was die Stadt den Röhlinghausern dann anzubieten hat. „Wir waren immer für die Kita“, betont Reiner Gesk, der selbst Lehrer ist. Bürgerbeteiligung bedeute für ihn jedoch „Möglichkeiten des Mitwirkens“ und nicht „der Bürger stört nur“.

>>> WEITERE INFORMATIONEN: Kitas in Herne

  • Laut GMH werden in Herne nach jetzigem Stand rund 1000 zusätzliche Kindergartenplätze benötigt.
  • Neben der Kita an der Barbarastraße, die auf 110 Kinder ausgelegt ist, sind noch drei weitere neue Kitastandorte in Planung.
  • Ein Projekt am Drögenkamp realisiert die Stadt selbst, mit den übrigen Standorten wurde die HSM beauftragt. Die Gebäude haben alle denselben Grundriss und sollen jeweils sechs Gruppen Platz bieten.