Herne. In der Herner Förderschule am Schwalbenweg fehlt es an Platz, bemängelt Schulleiter Gisbert Knierim. Die Suche nach einer Lösung ist schwierig.
Zwölf Stühle stehen um den Konferenztisch im Lehrerzimmer herum. Selbst wenn zwei Lehrkräfte auf einem Stuhl Platz nehmen würden, hätten nicht alle 28 Pädagogen an der Förderschule Schwalbenweg eine Sitzgelegenheit. Nun könnte man aus anderen Räumen noch Stühle dazu holen, doch dann würde es viel zu eng. Mangelnder Platz ist aber nicht nur hier das Problem, „sondern im gesamten Schulgebäude“, bemängelt Leiter Gisbert Knierim.
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Szenenwechsel. Die Oberstufe von Lehrerin Dorothee Kania hat sich in einem der Klassenzimmer des Untergeschosses der Förderschule versammelt. Die acht Jugendlichen schauen gebannt auf die Bilder, die der Beamer auf die Wand projiziert, es geht um eine Hasengeschichte. In dem Raum sitzt die Gruppe nah beieinander, dabei sind aufgrund von Krankheit längst nicht alle Schüler anwesend. „Zu der Klasse gehört auch ein Junge, der auf den Rollstuhl angewiesen ist“, berichtet Knierim. Wenn der Schüler da sei, werde es mit dem Platz noch knapper. Auf andere Räume auszuweichen, helfe nicht weiter, größer seien die auch nicht, sagt der 58-Jährige.
Noch problematischer sei es im Obergeschoss, denn dort besitzen, wie Konrektorin Margit Keßebohm beschreibt, die Klassenräume nicht einmal Nebenräume, die man eigentlich überall dringend benötige, für Materialien und als Rückzugsort. „Gerade an unserer Schule gibt es Kinder und Jugendliche, die zwischenzeitlich mal den Unterricht verlassen müssen, beispielsweise autistische Schüler.“ Aber auch dort, wo Nebenräume bestehen, kommen sie nicht immer als Ausweichquartier in Betracht. Die Schule brauche auch Platz für die Vielzahl an Bällen, Matten und Geräten, die sie zu therapeutischen Zwecken angeschafft hat. Und in einem zugestellten Raum bleibe dann nun mal kein Platz für einen Schüler.
Schule ist „nur teilbarrierefrei“
Ein weiteres Problem ergibt sich bei den Therapieräumen, so Knierim. Die seien dauernd belegt, die Schule stoße an die Grenzen ihrer Kapazität. Das gelte ebenso für die Lehrküche und die Holzwerkstatt, wichtige Angebote, um die Schüler nach besten Kräften zu fördern. Die Lage der Räume lässt nach Worten des Schulleiters ein weiteres Handicap zu Tage treten: Sie befinden sich im Untergeschoss, das allerdings mit dem Rollstuhl nicht erreicht werden kann. „Wir sind nur teilbarrierefrei“, erklärt der Schulleiter. In der Aula gibt es auch keine Rampe als Verbindung zwischen den beiden Ebenen. Ein Lift ist zwar eingebaut, gerade in den Pausen aber eine eher komplizierte Lösung.
Gebäude für 106 Schüler sowie 60 Lehrer und Betreuer
Das Gebäude stammt aus den 60er-Jahren und war anfangs für 40 bis 50 junge Menschen gedacht, die eine heilpädagogische Förderung benötigen.
Die Schule hat den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Kinder und Jugendliche mit Down-Syndrom oder solche, die bei der Geburt Sauerstoffmangel erlitten haben, besuchen die Einrichtung am Schwalbenweg. Ferner werden dort auch Schüler mit seltenen Erkrankungen unterrichtet und solche, die unter autistischen Störungen leiden.
Aktuell werden dort 106 Schüler im Alter von fünf/sechs bis derzeit 20 Jahren unterrichtet. 28 Lehrkräfte unterrichten am Schwalbenweg, eine ebenso große Zahl ist in der Einzelbetreuung und -begleitung tätig, so dass das Gebäude insgesamt rund 170 Menschen nutzen. Zum Angebot gehören zudem Ergo- und Physiotherapie sowie Logopädie.
„Dadurch, dass wir einen gebundenen Ganztag haben, sind die Schülerinnen und Schüler auch über die Mittagszeit hinweg in der Schule“, erklärt Gisbert Knierim. Das Essen nehmen sie allerdings in den Klassenzimmern ein. „Wo soll man hier eine Mensa unterbringen?“ Nun wäre es ein Einfaches, durch Aus- und Umbau mehr Platz zu schaffen. „Doch da scheiden nach eingehender Prüfung alle Alternativen aus.“ Das Obergeschoss zu erweitern, verbiete die Statik, betont der Schulleiter. Technische und bauliche Gegebenheiten lassen eine Vergrößerung nach vorne oder zur Seite nicht zu. Bliebe noch die Möglichkeit, den Schulhof in Anspruch zu nehmen. „Aber auch das kommt in Betracht, für über 100 Schüler reicht er jetzt so gerade aus.“
Erfolglose Suche nach einem anderen Standort
Dem Schulausschuss sind, wie die Vorsitzende Birgit Klemczak auf Anfrage erklärt, die Schwierigkeiten sehr wohl bekannt. „Wir haben uns auch schon gemeinsam die leerstehende Drögenkampschule angeschaut, aber damit wären die Probleme auch nicht gelöst, denn dort gibt es nicht einmal einen Keller, den man nutzen könnte.“ Schulleiter Gisbert Knierim ist trotz der misslichen Situation sehr froh, dass die Lehrerinnen und Lehrer „flexibel“ reagieren und „kreativ“ nach Lösungen suchen. So finde sich immer auch ein Raum, um mit Eltern ungestört reden zu können, auch wenn die Schule keinen eigenen Besprechungsraum habe.
Eine Variante, um zwischenzeitlich Platz zu gewinnen, lasse sich am Schwalbenweg nicht realisieren: Die Kinder können nicht früher nach Hause entlassen werden, sie sind auf einen Busdienst angewiesen und der habe nun mal feste Zeiten.
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