Herne. Die Herner Wirtschaftsförderung hat eine 50.000 Quadratmeter große Fläche am Kanal gekauft. Dort sollen neue „Erlebnismöglichkeiten“ entstehen.

Das Angebot an freien Flächen schrumpft im Ruhrgebiet stetig - und damit auch in Herne. Doch die Herner Wirtschaftsförderungsgesellschaft konnte nun ein Areal kaufen, um es in den kommenden Jahren zu vermarkten.

Nachdem die Herner WAZ-Redaktionen aus verschiedenen Quellen Hinweise bekommen hatte, bestätigte WFG-Geschäftsführer Holger Stoye auf Anfrage, dass die Stadttochter eine Fläche in Baukau in der Nähe der Forellstraße erworben hat. Dieses rund 50.000 Quadratmeter große Areal erstreckt sich nach den Worten von Stoye im Norden entlang des Rhein-Herne-Kanals, wird im Osten vom Gewerbegebiet an der Robert-Bosch-Straße begrenzt, im Westen vom Ostbach und nach Süden vom Parkplatz des IT-Dienstleisters RKUIT. Der Eigentumsübergang vollziehe sich im Sommer.

Entwicklung soll „Masterplan Wasserlagen“ unterstützen

Stoye: „Wir sind uns sicher, dass das ein guter Kauf ist.“ Wie hoch der Preis war, sagte er nicht. Allerdings skizzierte er die Pläne für die zukünftige Nutzung. Im östlichen Bereich des Grundstücks würden bereits Gespräche mit den dortigen Anliegern geführt, unter anderem das Messebau-Unternehmen Prisma Plan und die Isap AG mit ihren Tochterunternehmen. Ihnen solle die Möglichkeit geboten werden, sich zu erweitern, falls es die Firmen wünschen. Ziel sei es, das Quartier, das von IT- und anderen modernen Dienstleistungen geprägt sei, zu stärken und weiter zu entwickeln.

Darüber hinaus habe sich die Wirtschaftsförderung aber auch angeschaut, welche Branchen in der Stadt bislang unterentwickelt sind oder Herne gut täten, um das Gesamtangebot zu erweitern. Um eine mögliche Entwicklung nicht zu beeinflussen, umschreibt Holger Stoye das Ergebnis noch ein wenig unscharf: Die Entwicklung dieser Fläche könne dazu beitragen, in Herne mehr Erlebnismöglichkeiten zu schaffen. Damit solle auch die Entwicklung der Herner Wasserlagen unterstützt werden. Die Stadt Herne hat vor einiger Zeit einen Prozess angestoßen, mit dem ein „Masterplan Wasserlagen“ entworfen werden soll. Damit soll an Kanal und Emscher neues Leben entstehen – mit Wohnungen, Grün und Freizeitflächen.

Keine Logistik, keine Produktion, kein Wohnen

Klar sei auch, wofür die Fläche auf keinen Fall genutzt werden soll: Logistik (die Stadt hatte bereits in der Vergangenheit deutlich gemacht, dass es in dieser Hinsicht keine weiteren Anstrengungen gebe), sowie jegliche Arten von Produktionsunternehmen. Auch das Thema Wohnen solle an dieser Stelle nicht bedient werden, so Stoye.

Bis die Pläne umgesetzt sind, wird es allerdings noch einige Zeit dauern. Stoye umreißt den Entwicklungshorizont mit „drei bis fünf Jahren“. Allerdings könne sich die Erweiterung der Anlieger schneller gestalten. In einem ersten Schritt müssten die alten Werkshallen abgerissen werden, sie seien für eine Nutzung nicht mehr zu gebrauchen.

Großer Mangel an Gewerbeflächen

Auch wenn die WFG diese Fläche erwerben konnte: Es herrscht ein großer Mangel an Gewerbeflächen in Herne. In der Vergangenheit hatten verschiedene Unternehmen gegenüber der WAZ Herne dargestellt, dass sie aus allen Nähten platzen, jedoch keine Erweiterungsflächen fänden. Allerdings gilt dies nicht nur für Herne, sondern für das ganze Ruhrgebiet. So berichtet Stoye, dass die Herner Wirtschaftsförderung viele Anfragen von Unternehmen aus anderen Ruhrgebietsstädten erhalte - weil diese in ihrer Stadt keine geeignete Fläche fänden.

Aber auch andere Faktoren spielten eine Rolle. So wollten zurzeit wenige Grundstücksbesitzer ihre Flächen verkaufen, weil sie auf den möglichen Erlös, wenn er aufs Bankkonto wandert, Strafzinsen zahlen müssten. Auch der Zeithorizont spiele eine Rolle. Manche Flächen seien in zwei bis drei Jahren verfügbar, die Unternehmen suchten aber jetzt. Außerdem müssen Herne immer die - schwierige - Balance zwischen Flächen für Gewerbe, Wohnen und Natur wahren.

>>> INANSPRUCHNAHME UNBEBAUTER FLÄCHEN

■ Trotz der Knappheit bei den Gewerbeflächen hat Herne in den vergangenen Jahren nur in minimalem Umfang unbebaute Flächen in Anspruch genommen. Das geht aus dem Gewerbeflächen-Bericht der Business Metropole Ruhrgebiet (BMR) hervor.

■ Demnach wurden von 2005 bis 2015 0,3 Hektar unbebauter Fläche für Gewerbe verbraucht, von 2016 bis 2019 überhaupt keine Flächen. 2020 und 2021 waren es 1,71 Hektar.