Herne. An Kanal und Emscher soll in Herne neues Leben entstehen – mit Wohnungen, Grün und Freizeitflächen. Nun wurden drei Konzepte vorgestellt.

Mehr Grünflächen an Rhein-Herne-Kanal und Emscher in Herne, außerdem Wohnungen und Büros, Gastronomien und Freizeitmöglichkeiten: Das will die Stadt Herne mit einem „Masterplan Wasserlagen“ schaffen. Zwei Planungsbüros haben nun drei erste Konzepte, so genannte Denkrichtungen, vorgestellt.

Egal, in welche Richtung es später einmal gehen soll: Die Experten wollen sich nicht nur die Uferbereiche anschauen. Eingebunden werden sollen in die Planungen unter anderem auch die bestehenden Wohnbereiche der angrenzenden Stadtteile, sagte Börries von Detten (Planungsbüro Freiwurf LA/Hannover) am Mittwoch bei einer digitalen Pressekonferenz der Stadt Herne, bei der die „Denkrichtungen“ vorgestellt wurden. Die „städteräumliche Vielfalt“ der Stadtteile am Wasser solle dabei aber erhalten bleiben. Außerdem soll der Mobilitätswandel gefördert, und Kanal und Emscher sollen zugänglicher als bislang gestaltet werden. Nicht zuletzt sollen Industrielandschaften wie etwa die Kohlelager verschwinden. Kurz: Aus einer „industriell überforderten Randlage“, so der Planer von Detten, soll eine „reizvolle und gestärkte Landschaft“ entstehen.

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Herne: Erstes Konzept soll vor der Sommerpause präsentiert werden

Zu den drei „Denkrichtungen“: Möglich sei ein kleinteiliger Umbau des rund 1200 Hektar großen Gebiets zwischen Emscher und A 42, ein mittelgroßer Umbau oder ein großräumiger Umbau, hieß es bei der Präsentation. Denkrichtung A: Dabei entstünde entlang von Emscher und Kanal ein „Mosaik aus kleinen Maßnahmen“, sagte Lisa Iglseder (Planungsbüro Cityförster/Hannover). Um bestehende „Hofstellen“ herum, etwa rund um Schloß Strünkede, würden „neue Stadtbausteine“ entstehen, etwa mit Wohnbebauung, Handel und Grün. Denkrichtung B: Hierbei würden an Kanal und Emscher Quartiersbänder zum Beispiel mit Häusern, Handel und Gewerbe geschaffen, außerdem große Freiräume für Grün und Freizeit. Denkrichtung C: Hierbei würden große Grünflächen und große Quartiere geschaffen, die ineinander übergehen und gemeinsam eine Flusslandschaft formen sollen.

Das sind die drei „Denkrichtungen“ für die Gestaltung der Bereiche rund um Kanal und Emscher.
Das sind die drei „Denkrichtungen“ für die Gestaltung der Bereiche rund um Kanal und Emscher. © funkegrafik nrw | ascal Behning

Wohin die Reise geht, sollen die nächsten Monate zeigen. „Wir nehmen das erst mal so mit“, sagte Achim Wixforth, Leiter des städtischen Fachbereichs Umwelt und Stadtplanung, am Ende des Pressegesprächs. Die Beteiligten im Rathaus wollten nun über die Denkrichtungen schauen, Anregungen aufnehmen, eigene Ideen einbringen. Was sich daraus entwickle, bleibe abzuwarten. Möglich sei am Ende auch eine Synthese aus zwei oder drei Denkrichtungen. Nach einem weiteren Workshop soll ein erstes Konzept für den „Masterplan Wasserlagen“ dann vor der Sommerpause präsentiert werden, kündigte Wixforth an. Darüber sollen dann auch die politischen Gremien diskutieren.

Beteiligte: Auftakt macht Mut

Es müssen noch dicke Bretter gebohrt werden: Achim Wixforth, Fachbereichsleiter Umwelt und Stadtplanung in Herne.
Es müssen noch dicke Bretter gebohrt werden: Achim Wixforth, Fachbereichsleiter Umwelt und Stadtplanung in Herne. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Nach einer Verständigung auf eine Denkrichtung beziehungsweise auf ein Konzept könnten die Bereiche an Kanal und Emscher aber natürlich noch nicht direkt umgebaut werden, betonte der Fachbereichsleiter. Das neue Leben am Wasser solle vielmehr „mittel- bis eher langfristig“ entstehen. Bis aus Industrieflächen Grün werden könne, bis Quartiere am Wasser gebaut und neue Freizeitmöglichkeiten geschaffen werden könnten, müssten noch viele „dicke Bretter gebohrt“ werden.

Der Auftakt macht den Beteiligten aber Mut. Bei einem Online-Workshop zu Beginn der Woche haben sie die Pläne Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt. 50 Interessierte hätten sich daran beteiligt und mitdiskutiert. Und wichtiger: Sie hätten „viel Mut zur Veränderung“ gezeigt, sagte Lisa Iglseder vom Planungsbüro Cityförster. Und sie fügte an: „Diesen positiven Schwung möchten wir mitnehmen für die zukünftige Entwicklung.“

>> WEITERE INFORMATIONEN: Startschuss vor einem Jahr

Den Startschuss für neues Leben an Kanal und Emscher hatte die Stadt Herne vor einem Jahr gegeben. „Wir wollen Flächenpotenziale heben“, sagte Daniel Wirbals, stellvertretender Leiter des städtischen Referats Umwelt und Stadtplanung, im Februar 2021 zur WAZ.

Gründe gebe es genug: Viele Flächen am Wasser würden gar nicht oder wenig genutzt, andere bald aufgegeben, insbesondere mit Blick auf das Ende der Kohleverstromung, und nicht zuletzt werde die Emscher renaturiert. Die Suche nach den Potenzialen sei auch deshalb wichtig, weil Wohn- und Gewerbeflächen in Herne knapp seien und der Freizeitwert gesteigert werden soll.