Herne. Viele Schüler in Herne müssen zuhause ohne Laptop auskommen oder haben keinen ruhigen Ort zum Arbeiten. Für sie gibt es nun die „LernRäume“.
Die Coronapandemie hat in Sachen Digitalisierung vielerorts Schwachstellen offenbart, auch im Bereich Bildung. Vor allem Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen sind betroffen. In Herne ist die Sorge groß, dass diese Kinder abgehängt werden: In einer Umfrage der Stadt aus dem vergangenen Jahr gaben 30 Prozent der befragten Grundschülerinnen und Grundschüler an, keinen Internetzugang zuhause zu haben. 15 Prozent müssen laut Umfrage ohne adäquaten Arbeitsplatz oder gar Computer auskommen.
„Selbstorganisiertes Lernen ist ein Zauberwort in der Bildung geworden“, so Dietmar Jäkel vom Bildungsförderverein „Lernen! in Herne“. „Aber wie soll ich selbstorganisiert lernen, wenn ich keine Ausstattung oder keinen ruhigen Arbeitsplatz habe?“ Aus dieser Überlegung ist das Projekt „LernRäume“ geboren worden, das Anfang März in Herne gestartet ist. Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen Zugang zu technischen Geräten und damit auch einen Ort zu bieten, an dem sie ungestört lernen können.
Herner „LernRäume“ sind die ganze Woche über geöffnet
Die „LernRäume“ sind an sieben Tagen in der Woche von 15 bis 21 Uhr geöffnet. Und damit auch, wenn andere Einrichtung, wie etwa die Stadtbücherei, schon geschlossen haben. „Uns war es wichtig, dass außerhalb der Schulzeit und auch an den Wochenenden ein Raum geöffnet ist“, betont Mitinitiator Dietmar Jäkel. Im Obergeschoss des Herner City Centers stehen den Schülerinnen und Schülern, neben dem obligatorischen Internetzugang, zwölf Laptops und ein Drucker zur Verfügung. Am zweiten Standort in Wanne-Eickel, der etwas kleiner ist, gibt es acht Laptoparbeitsplätze. Die Schüler können den Internetanschluss aber auch über ihre eigenen Endgeräte nutzen.
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Die Betreuung in den „LernRäumen“ übernehmen Studenten. „Wir haben an beiden Standorten immer eine Kraft vor Ort“, so Frank Köhler von der Gesellschaft Freie Sozialarbeit, welche im Projekt unter anderem für das Personal zuständig ist. Die Studenten stehen den Kindern und Jugendlichen für Fragen zur Verfügung, eine Hausaufgaben- oder Lernbetreuung im klassischen Sinne bieten sie nicht an. „Der Schwerpunkt ist hier, einen Arbeitsplatz mit stabilem Internet zur Verfügung zu stellen“, erklärt Köhler.
Eine Altersbegrenzung gibt es nicht. Schülerinnen und Schüler aus Herne, aber auch Studenten oder Auszubildende sind willkommen. Eine Voranmeldung sei bisher nicht nötig, sollte die Nachfrage weiter steigen, wolle man über ein Anmeldesystem nachdenken, so Köhler. Seit die „LernRäume“ am 7. März eröffnet haben, kämen täglich zwischen fünf und zehn Besucher. „Die, die kommen, finden es super und sagen: Das ist genau das, was wir gebraucht haben“, freuen sich die Initiatoren.
Stadt Herne: Verhandlungen über Projektweiterführung laufen
Als die Idee für die „LernRäume“ im Sommer 2021 aufkam, wandte sich der Verein „Lernen! in Herne“ auf der Suche nach Förderern an verschiedene Stiftungen - ohne Erfolg. Durch einen „glücklichen Zufall“, so Dietmar Jäkel, sei die Kooperation mit der Gesellschaft Freie Sozialarbeit und dem Fachbereich Kinder, Jugend und Familie der Stadt Herne entstanden. Für die Finanzierung des Projektes schöpft die Stadt aus dem bundesweiten Förderprogramm „Aufholen nach Corona“. Die Ausstattung der „LernRäume“ im Wert von rund 10.000 Euro übernahm zur Hälfte der Verein „Lernen! in Herne“, für die andere Hälfte konnte die Herner Sparkasse als Sponsor gewonnen werden.
Der Betrieb beider „LernRäume“ sei bis Ende 2022 gesichert, so Markus Knapp, Leiter der Jugendförderung der Stadt Herne. Es werde bereits verhandelt, wie man das Projekt auch zukünftig weiterführen könne. „Wir sehen, wie wichtig es ist, Kindern und Jugendlichen außerschulisch die Möglichkeit zu geben, auf der einen Seite zu lernen, auf der anderen Seite Sozialkontakte zu pflegen“, betont Knapp. „Wir müssen jetzt gemeinschaftlich schauen, dass die Kinder und Jugendlichen wieder auf den Weg kommen.“
>>> WEITERE INFORMATIONEN: „LernRäume“
- „LernRäume“ gibt es im Herner City Center (Bahnhofstraße 7B) im 1. OG und in der Mozartstraße 2 in Wanne-Eickel. Beim Besuch gilt Maskenpflicht, am Platz darf die Maske abgenommen werden.
- Die Räumlichkeiten sind sieben Tage die Woche von 15 bis 21 Uhr geöffnet. Einer Anmeldung bedarf es vorerst nicht, für den Zugang ist lediglich ein Schüler- bzw. Studentenausweis vorzuweisen.
- Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Gesellschaft freie Sozialarbeit unter www.gfs-ev.de.