Herne. Der „Moskauer Circus“ kommt auf den Cranger Kirmesplatz – mit Artisten und Tieren. Warum ein Herner Ratsherr zum Boykott des Zirkusses aufruft.

Der „Moskauer Circus“ gastiert in Herne: Er macht, wie schon 2020, vom 16. bis 24. April Station auf dem Cranger Kirmesplatz. Unter dem Motto „One World“ biete er eine „fantastische Circus-Show mit außergewöhnlichen internationalen Artisten, Tieren gepaart mit niveauvollen Komikern“, heißt es in einer Ankündigung. Bernd Blech, Ratsherr der Unabhängigen Bürger (UB), ruft zum Boykott des Zirkusses auf – „im Interesse des Tierwohls“, wie er sagt.

Zunächst zum Programm: Die anderthalbstündige Show „One World“ präsentiere Artisten aus Deutschland, Russland, Irland, Spanien, Brasilien und Tschechien in einem 1000 Zuschauer fassenden modernen Kuppelzelt, das auch beheizt werden könne, so der Veranstalter. Der Name der Show sei bewusst gewählt worden, denn im Circus lebten verschiedene Nationen friedlich auf engstem Raum. Mit der Familie Tonito habe der Veranstalter eine sehr vielseitige spanische Artistenfamilie verpflichten können. Sie präsentiere mehrere Darbietungen wie zum Beispiel den Salto Mortale auf dem Drahtseil.

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Mit Julia Hajdu und ihren tierischen Freunden wiederum werde es bunt: Sie präsentiere eine der schönsten Papageiendarbietungen der Gegenwart mit Aras, Kakadus und Sonnensittichen. Und ebenfalls angekündigt wird laut Programm Raubtierflüsterer Markus Koritnik. Er zeige sein Können mit seinen Tigern Tango, Sonja, Roxy, Floy und Sandy. Der Raubtierlehrer präsentiere die charismatischen Tiger „hautnah und einfühlsam“ in einer „humanen Tierdressur“.

Julia Hajdu präsentiert in der Manege Papageiendarbietungen.
Julia Hajdu präsentiert in der Manege Papageiendarbietungen. © Moskauer Circus

Diese Wildtiere sind es, die Ratsherr Bernd Blech in einem Zirkus ablehnt. Die Tiere, in diesem Fall die Tiger und Papageien, seien einem „großen Stress“ ausgesetzt. Sie lebten in engsten Verhältnissen und würden „quer durch die Republik gekarrt“. Deshalb ruft er zum Boykott des Moskauer Circus auf – auch auf seiner Facebookseite hat er einen entsprechenden Appell veröffentlicht.

Rat hat Auftrittsverbot von Wildtieren in Herner Zirkussen rückgängig gemacht

Blech engagiert sich seit Jahren gegen Wildtiere im Zirkus. Auf seine Initiative hin hatte der Rat 2019 einstimmig ein Auftrittsverbot für exotische Zirkustiere wie Löwen, Tiger oder Elefanten auf städtischen Flächen in Herne beschlossen. Oberbürgermeister Frank Dudda beanstandete aber den Beschluss, vorausgegangen war ein Veto der Bezirksregierung Arnsberg, die rechtliche Bedenken angemeldet hatte. Grund: Mehrere Gerichte hatten Auftrittsverbote von Städten nach Klage von Zirkussen „kassiert“. Am Ende entschied sich deshalb der Rat gegen das Verbot – übrigens gegen die Stimme der UB von Bernd Blech.

Der Zirkus sieht die Sache anders: Das Herz des Moskauer Circus seien seine vielen Tiere, heißt es. Die Tiere seien Teil der großen Circus-Familie und schon seit mehreren Generationen in menschlicher Obhut geboren. Die Tiere würden in großen Freigehegen gehalten, zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Tierart. So würden die Gehege zum Beispiel mit Ästen und Baumstämmen, Bademöglichkeiten oder Sandbädern ausgestattet. Die Darbietungen in der Manege seien den natürlichen Verhaltensweisen der Tiere entlehnt und würden mit viel Geduld und den Methoden der humanen Dressur vermittelt.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Stellungnahme zum Ukraine-Krieg

Der Zirkus äußert sich auch zum Ukraine-Krieg: Der Moskauer Circus sei eine internationale Show, produziert von der deutsch/russisch/ukrainischen Familie Frank-Mak, teilt der Veranstalter mit. Leyla Mak, Ehefrau von Zirkusdirektor Gino Frank, sei halb russisch, halb ukrainisch und entstamme einer alten Artistenfamilie. Ihr Vater sei ein russischer Zirkusdirektor, dessen Frau eine ukrainische Artistin.

Politische Umstände hätten die Familie Mak in die Ukraine gebracht, wo Leyla geboren worden und mit einer Artistentruppe in den Westen gekommen sei. Über den Krieg in der Ukraine heißt es: „Der aktuelle Krieg von Putin gegen die Ukraine schmerzt sehr, zumal Leylas Eltern in der Ukraine, nahe der russischen Grenze leben und deren Leben nun auch gefährdet ist.“

Vorstellungen: Freitag, Samstag und Sonntag um 17 und 19.30 Uhr, Montag bis Donnerstag um 17 Uhr (am Donnerstag, 24. April, nur um 11 Uhr). Preise zwischen 20 Euro (Rang) und 40 Euro (VIP-Loge), Kinder zwischen 15 und 40 Euro. Dienstag und Mittwoch alle Plätze 15 Euro (außer Loge), am Samstag zahlen Erwachsene Kinderpreise. Tickets: www.eventim.de,www.staatscircus.eu oder 0170 20 38 633. Es gilt die 3G-Regelung.