Herne. Shoppen mit oder ohne Maske? Viele Herner Händler wollen die Maskenpflicht mithilfe des Hausrechts beibehalten. Welche Läden davon abweichen.

Am kommenden Montag, 4. April, endet die Maskenpflicht im Einzelhandel. So sieht es die neue Corona-Schutzverordnung in NRW vor. Viele Geschäftsleute in Herne halten nichts von dem Ende. Sie wollen von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und an den Masken festhalten. Andere nicht. Schon jetzt ist klar: Im Handel entsteht ein Flickenteppich.

Angesichts der hohen Inzidenzwerte hätte er gerne weiterhin eine allgemeine Maskenpflicht gehabt, sagt Jens Rohfling, Sprecher der Werbegemeinschaft Wanne-Mitte. Da sie nun aber aufgehoben werde, wolle er sie in seinem Geschäft, dem Weinhaus Wanne am Eickeler Bruch, nicht alleine weiterführen: „Damit würde man Kunden verärgern, und Kunden will niemand verärgern“, begründet er. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiten setzten aber weiterhin eine Maske auf, und freiwillig, betont er, könnten Kundinnen und Kunden das bei ihm auch gerne tun. Norbert Menzel, Chef der Werbegemeinschaft IG City in Herne-Mitte, begrüßt dagegen, dass die allgemeine Maskenpflicht wegfällt. Jedem sei nun selbst überlassen, ob er oder sie Masken tragen wollen oder nicht.

Herne: Mayersche verzichtet auf eigene Maskenpflicht

„Ich denke, da sollte jeder so handeln, wie er mag“: Jasmin Weiher, Inhaberin des Bekleidungsgeschäfts Kia Ora in Herne-Mitte.
„Ich denke, da sollte jeder so handeln, wie er mag“: Jasmin Weiher, Inhaberin des Bekleidungsgeschäfts Kia Ora in Herne-Mitte. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Bei der Mayerschen an der Bahnhofstraße sollen ab kommender Woche Aushänge darauf aufmerksam machen, dass die Maskenpflicht aufgehoben wird, sagt Buchhändler Philip Szykalla. Die Entscheidung, nicht von der ans Hausrecht gekoppelten Maskenpflicht Gebrauch zu machen, sei in der Belegschaft gut aufgenommen worden: „Mal sehen, wie die Kundschaft es annimmt.“ Auch im Bekleidungsgeschäft Kia Ora in Herne-Mitte möchte Inhaberin Jasmin Weiher ihren Kundinnen und Kunden die freie Wahl in der Masken-Frage überlassen: „Ich denke, da sollte jeder so handeln, wie er mag.“ Für sie sei in erster Linie wichtig, dass sich die Kundschaft wohlfühle – „egal ob mit oder ohne Maske“. In den Niederlanden funktioniere das maskenlose Shoppen schließlich auch überraschend gut – „aber wir Deutschen neigen generell zu etwas mehr Vorsicht“.

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Weiter Maskenpflicht im Budenzauber und bei Lehmkühler

Im Second-Hand-Geschäft „Budenzauber“ an der Hauptstraße in Eickel bleibt dagegen alles beim Alten: „Wir halten nichts davon, dass die Maskenpflicht gekippt werden soll“, sagt Mitarbeiter Uwe Röttger. Das Geschäft arbeitet mit der Drogenberatungsstelle Kadesch zusammen, Abhängigkeits- und psychisch Kranke werden in dem Second-Hand-Kaufhaus, das 2020 eröffnet hat, in die Arbeitswelt eingegliedert. Auf der 250 Quadratmeter großen Verkaufsfläche werden Second-Hand-Waren wie Möbel, Fernseher und Küchengeräte verkauft. Beim Juwelier Lehmkühler in Wanne-Mitte steht ebenfalls fest: Die Masken sollen weiter getragen werden. „Das machen wir zum Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unserer Kundinnen und Kunden“, so eine Mitarbeiterin.

In einem aber sind sich alle Geschäftsleute einig: Sie sorgen sich, dass zu viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausfallen. Als Vorsitzender des Herner Einzelhandelsverbandes kommen Olaf Kenkmann die Sorgen seiner Herner Kollegen zu Ohren, die auch er teilt. „Wenn bald alle Mitarbeiter ausfallen, kann das auch nicht der Weg sein“, so der Einzelhändler, der einen Rewe-Supermarkt an der Siepenstraße betreibt, „und die Befürchtung haben wir alle.“ In seinem Markt halte sich der Ausfall noch in Grenzen, aber einige Kolleginnen und Kollegen hätten damit schon zu kämpfen. Deshalb sei das Ende der Maskenpflicht „ein zweischneidiges Schwert“. Kenkmann: „Natürlich sind wir froh um jeden Kunden, der kommt.“ Nur dürfe das nicht zu Lasten der Mitarbeiter gehen.

Maskenpflicht: Neue Regelung auch in Supermärkten

Der Wegfall der Maskenpflicht betrifft, wie in Kenkmanns Fall, nicht zuletzt auch die Supermärkte. Auf Anfrage der WAZ teilte die Rewe Group – zu der auch Penny gehört – schriftlich mit: „Die behördlichen Pandemie-Maßnahmen werden von den Ländern und Kommunen vorgegeben - wir setzen die von den Behörden gemachten Anordnungen entsprechend um.“ In anderen Worten: Sollte es bei dem Beschluss der Politik bleiben, wird es auch in Rewe- und Penny-Filialen ab Montag keine Maskenpflicht mehr geben. Die Gruppe empfehle ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aber weiterhin das Maskentragen. Andere Coronaschutzmaßnahmen wie Plexiglasscheiben oder Abstandsmarkierungen sollen vorerst beibehalten werden.

Bei Rewe Kenkmann wolle man das Maskentragen in Form einer „Empfehlung und Bitte an den Kunden“ weiterführen, so der Inhaber. Als selbstständiger Einzelhändler könnte Olaf Kenkmann von seinem Hausrecht Gebrauch machen und eine Maskenpflicht für seinen Markt verhängen. „Wir wollen es den Kunden aber nicht verbindlich vorschreiben, sondern an die Vernunft appellieren“, so der Einzelhändler weiter. Er persönlich halte das Ende der Maskenpflicht angesichts der aktuellen Inzidenzen für „definitiv verfrüht“. In Supermärkten, wo eine hohe Kundenfrequenz herrsche, sei das Maskentragen sicherlich sinnvoll. „Unseren Mitarbeitern werden wir auch weiterhin empfehlen, Maske zu tragen“, so Kenkmann. Andere Schutzmaßnahmen, wie etwa einen Abstandsschutz an den Bedientheken, solle es in seiner Filiale weiterhin geben.