Herne. Die Kritik der Stadt am Veranstalter des Cranger Weihnachtszaubers löst Widerspruch in der Herner Politik aus. Das sind die Gründe.
Nach dem Verkehrschaos beim Cranger Weihnachtszauber 2021 will die Stadt die Auflagen für Veranstalter Sebastian Küchenmeister erhöhen. Diese Ankündigung sowie die damit verbundene sehr kritische Bestandsaufnahme der Verwaltung für die seit 2018 in Herne durchgeführten Großveranstaltung stößt in der Politik auf Widerspruch – insbesondere bei der SPD.
Erster Gedanke: Das könnte der Sargnagel für den Weihnachtszauber werden
In der Ratsfraktion der Sozialdemokraten soll der Bericht der Stadt nach WAZ-Informationen auf große Verärgerung gestoßen sein. Dies wurde auch in zwei Ausschusssitzungen deutlich.
Er habe nach dem Lesen der städtischen Vorlage und eines WAZ-Berichts zu diesem Thema schon gedacht, dass dies „der Sargnagel“ für den Weihnachtszauber sei, sagte SPD-Ratsherr Matthias Bluhm in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Bürgerbeteiligung, Sicherheit und Ordnung. Die mündlichen Ausführungen des zuständigen Dezernenten Frank Burbulla im Ausschuss hätten ihn aber etwas beruhigt.
Im Gespräch mit der WAZ sowie in der Sitzung des Hauptausschusses am Dienstag legte SPD-Fraktions-Chef Udo Sobieski nach. Sie seien an der einen oder anderen Stelle des Berichts sehr überrascht gewesen über die „restriktiven Auslegungen“ und durch die Ausdrucksweise. „Wir nehmen Beschwerden von Bürgern sehr ernst“, betonte Sobieski im Ausschuss. Doch er wolle auch betonen, dass die Fraktion hinter dieser Veranstaltung stehe:. „Der Weihnachtszauber ist überregional eine Erfolgsgeschichte.“ Die Veranstaltung habe einen Mehrwert für Herne, sagte auch CDU-Fraktionsvorsitzender Timon Radicke.
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Kein Mitspracherecht der Politik bei der Verschärfung von Auflagen
Dem wollte Dezernent Frank Burbulla nicht widersprechen. Die Stadt müsse aber „ein Gleichgewicht“ zwischen den Interessen des Veranstalters, der Besucher und der Nachbarschaft des Kirmesplatzes herstellen. Dieses Gleichgewicht sei aber 2021 – zum Nachteil der Anwohner – erheblich in Schieflage geraten, so Burbulla. Und: Die Verwaltung müsse darauf achten, dass „die Marke Cranger Kirmes“ nicht beschädigt werde. Dieses Argument hatte die Stadt bereits 2018 angeführt, um ihre Ablehnung dieses neuen Veranstaltungsformats zu begründen. Eine Mehrheit in der Politik – allen voran die SPD – setzte sich damals jedoch durch.
Die SPD forderte die Stadt in den Ausschüssen nun dazu auf, das Gespräch mit Sebastian Küchenmeister zu suchen, um die Probleme zu lösen. Das sagte Burbulla zu. Sie seien sowieso regelmäßig im Austausch. Über die Ergebnisse solle die Politik anschließend informiert werden, so der Wunsch aus der Politik. Ein Mitspracherecht bei der Änderung bzw. Verschärfung von Auflagen wird es aber nicht geben. Das sei „laufendes Geschäft der Verwaltung“, so Burbulla auf Nachfrage der WAZ.
Spätestens 2025 wird die Politik wieder zum Zuge kommen: Dann läuft nämlich der mit Küchenmeister abgeschlossene achtjährige Pachtvertrag für das Kirmesgelände aus. Die Verwaltung hat bereits angekündigt, dass eine Vermietung des städtischen Platzes für den Weihnachtszauber anschließend aus rechtlichen Gründen – anders als 2018 – ausgeschrieben werden müsse, weil sonst Klagen potenzieller Veranstalter drohten.
>>> WEITERE INFORMATIONEN: Mehr Parkplätze, keine Gebühren
An dieser Aussage wird sich die Stadt künftig messen lassen: Rund 80 Prozent der Probleme beim Weihnachtszauber ließen sich „zur Zufriedenheit der Anwohnerschaft lösen“, erklärt die Verwaltung in ihrer aktuellen Vorlage.
Erreichen will die Stadt dies vor allem durch Auflagen, schärfere Kontrollen und zusätzliche Angebote. Wie berichtet, sollen u.a. mehr Parkmöglichkeiten auf dem Kirmesareal geschafften. Außerdem sollen künftig keine Gebührenmehr fürs Parken (auf städtischen Flächen) erhoben werden, um den Park-Such-Verkehr einzudämmen.
Abgelehnt hat die Stadt dagegen alle Wünsche des Veranstalters auf eine räumliche und zeitliche Ausdehnung des Weihnachtszaubers.