Bochum. . Beim Jubiläum des Thürmer-Saals gastierte mit Elisabeth Leonskaja eine der großen Klaviersolisten. Am 17. Juni 1988 fand das erste Konzert statt.

Mit einem Festkonzert wurde am Sonntag das 30. Jubiläum der Konzerte im Thürmer-Saal gefeiert – es war der Jahrestag der Eröffnung: Am 17. Juni 1988 fand im Kammermusik-Saal an der Friederikastraße der erste Klavierabend statt. Der von dem Klavierfabrikanten Jan Thürmer erbaute Saal, heute Teil der Folkwang-Universität, wird auch nach dem Umbau für die Regie- und Schauspielklassen für Musikabende genutzt. Die „Thürmer-Konzerte“ sind nach wie vor ein Gütesiegel.

Schattierungen des Ausdrucks

In seiner Festrede konnte Jan Thürmer auf Konzerte namhafter Pianisten zurückblicken: Vladimir Ashkenazy, Rudolf Buchbinder, Christoph Eschenbach und Mitsuko Uchida haben in Bochums berühmtem Rundbau gespielt. Pianisten dieses Ranges sind heutzutage allerdings nur noch selten zu Gast. Dass Thürmer nach der Veräußerung an das Land NRW einen weiteren Kammermusik-Saal im Musikforum geplant hatte, verschwieg er in seinem Grußwort im ehemals eigenen Saal nicht. „Das hat sich nicht realisieren lassen. Doch ich bin zukunftsgläubig“, so der Klavier- und Flügelhersteller.

Nächstes Konzert am 29. Juni

Das nächste Thürmer-Konzert findet am Freitag (29.) im Saal an der Friederikastraße 4 statt. Zu Gast ist Andrey Gugnin, 1. Preisträger der International Piano Competition 2916 in Sydney.

Technische Präzision und kraftvolles Spiel zeichnen den jungen Pianisten aus, der sich mit Schumann, Chopin und Beethoven vorstellt. Karten (23/erm. 18 Euro) unter 0234/33 39 00.

Glückwünsche sowie lobende Worte über die moderne Architektur das Saals fand Reinhard Knoll, Präsident des Landesmusikrates NRW. Er verglich ihn mit dem Berliner Boulez-Saal. „Wir brauchen gute Veranstaltungsorte“, so Knoll.

Zum 30. konnte Thürmer mit der großen Pianistin Elisabeth Leonskaja (*1944) auftrumpfen, die mit einem Kammermusik-Recital schon 1994 mit der Mezzosopranistin Brigitte Fassbaender in Bochum gastierte. Leonskaja, die bedeutende Schubert-Interpretin, gestaltete auf Thürmers Wunsch das Festkonzert mit einem Franz-Schubert-Programm, wobei die Grande Dame des Klaviers die Sonaten D 845 und D 894 vorstellte.

Meisterin holt Unterschwelliges hervor

Sogleich entfaltete sich unter Leonskajas berühmtem, variationsreichem Anschlag ein hochpsychologisch ergründendes Spiel. Wo sich die Pianistin in der a-Moll-Sonate D 845 fast in Kreisbewegungen in immer tiefere Schichten und dunkleren Schattierungen des Ausdrucks vorarbeitete, zeigte sie in der Sonate D 894 G-Dur eine ganz und gar plastische Seelenschau.

Die Meisterin holte das Unterschwellige des Notentextes in ungeahnter Weise hervor, eine Art halbdämmriger Gestus, der in der ebenso feierlich wie ernsten Musik aufstieg. Etwas „schwelte“ in dem mit „Fantasie“ überschriebenem 1. Satz, das sich durch das ganze Werk zog.

Wie so oft, verblüffte Leonskajas Spiel mit einem Ausdruck, der persönlich, fast wie im Dialog erscheint. Wie bei der Begegnung mit einem guten Freund, schaute die Pianistin nach dem furiosen Applaus noch einmal freundlich ins Innere des Flügels. Im anschließenden Sektempfang mit Canapés ließ sich die eher scheue Pianistin ebenfalls blicken und vom Publikum feiern.